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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Durch Neutrophile gebildete NETs verantwortlich für Tumorrezidiv nach Resektion?

Pittsburgh – mechentel news – Die Risiken des Rezidivs nach chirurgischer Tumorentfernung sind seit Jahrzehnten bekannt, dennoch sind die Mechanismen, die diesen Behandlungsmisserfolgen zugrunde liegen nur wenig verstanden. Neutrophile sind als Teil des Immunsystems an der Erstreaktion nach operativem Stress beteiligt und könnten ein wichtiges Bindeglied zwischen postoperativen Entzündungsreaktionen und Tumorprogression bilden. Im Zuge der Immunabwehr werfen Neutrophile granuläre Proteine und Chromatin aus, um eine extrazelluläre, faserige Matrix zu bilden, die sogenannten NETs (neutrophil extracellular traps). Dieser Vorgang wird auch als NETose bezeichnet. In der von Samer Tohme und Kollegen der Chirurgie der University of Pittsburgh in Pittsburgh, PA, USA im Januar in der Fachzeitschrift Cancer Research publizierten Studie, wird der Frage nachgegangen inwieweit durch Neutrophile gebildete NETs zur Metastasenbildung infolge postoperativem Stress beitragen. Übereinstimmend mit dieser Hypothese beobachteten die Autoren anhand einer Patientenkohorte, die sich einer kurativen Leberresektion als Behandlungsversuch infolge von metastasiertem Kolorektalkrebs unterzogen hatten, dass eine erhöhte postoperative Bildung von NETs mit einer um mehr als das Vierfache erniedrigten krankheitsfreien Überlebensrate korrelierte. In gleicher Weise, beobachteten die Forscher an einem Mausmodell zur Untersuchung der operativen Belastung bei Ischämie-Reperfusion der Leber, ebenfalls einen Anstieg der Bildung von NETs, der mit einer forcierten Entwicklung und Progression der metastasierenden Erkrankung einhergeht. Bei Mäusen werden diese Effekte durch Inhibition der NETose, entweder mittels lokaler Behandlung mit DNAse oder durch Inhibition des Enzyms Peptidylarginin-Deiminase (PAD4), das essentiell für die NET-Bildung ist, aufgehoben. Bei wachsenden metastatischen Tumoren entdeckten die Wissenschaftler, dass intratumorale Hypoxie die NETose bestärkt. Mechanistische in-vitro-Untersuchungen wiesen darauf hin, dass NETose zur HMGB1-Freisetzung und damit zur Aktivierung von TLR9-abhängigen Signalkaskaden in Krebszellen führt. Dies fördert deren Adhäsion, Proliferation, Migration und Invasion. Zusammenfassend beziehen Tohme et al. in ihren Ergebnissen NET in die Entstehung von Lebermetastasen nach operativer Belastung mit ein und lassen vermuten, dass deren Beseitigung die Risiken ein Tumorrezidiv zu erleiden, reduzieren könnte. (ut)

Autoren: Tohme S, Yazdani HO, Al-Khafaji AB, Chidi AP, Lougharn P, Mowen K, Wang Y, Simmons RL, Huang H, Tsung A. Korrespondenz: Allan Tsung, Surgery, University of Pittsburgh, 3459 Fifth Ave, MUH 7S, Pittsburgh, PA, 15213, United States tsunga@upmc.edu. Studie: Neutrophil Extracellular Traps Promote the Development and Progression of Liver Metastases after Surgical Stress. Quelle: Cancer Res. 2016 Jan 12. pii: canres.1591.2015. [Epub ahead of print]. http://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2016/01/21/0008-5472.CAN-15-1591.abstract.