Zentrale gute Positionierung des Descement-Transplantats bei DMEK wesentlich zur Vermeidung einer Ablösung
CORNEA Tübingen – mechentel news – Am Zentrum für Ophthalmologie der Universität Tübingen, Deutschland, forschten Tobias Röck et al. zur Rate der Ablösung des Descement-Transplantats (DG) nach Hornhauttransplantation (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty, DMEK) in Abhängigkeit von der Position des Transplantats. Insgesamt wurde bei 175 aufeinander folgenden pseudophaken Augen, die zwischen September 2009 und Februar 2014 in der Tübinger Augenklinik eine DMEK erhielten (175 Augen wegen Fuchs-Endotheldystrophie), retrospektiv die Position des Descement-Transplantats anhand des Operationsvideos am Ende der Operation erfasst. Eine Gruppe von 45 Augen zeigte dabei eine Dezentrierung des DG mit einer Stromalücke von ≥ 1,5 mm über einen Radius von mindestens 3 Uhrstunden zwischen der Kante der Descematorhexis und dem DG. Eine Transplantatablösung wurde über eine mittlere Nachbeobachtungszeit von 13,9 ± 3,7 Monaten nach der Operation dokumentiert. Sie war definiert als Ablösung von mindestens 20% oder mehr der Oberfläche des Transplantats. Es wurden verschiedene Spender- und Empfänger-Merkmale analysiert. Die beste brillenkorrigierte Sehschärfe (BCVA) unterschied sich in der Gruppe mit zentralem gut positioniertem DG signifikant von denjenigen Augen mit dezentriertem Transplantat. Die präoperative BCVA in der Gruppe mit zentral gut positioniertem DG betrug 0,63 ± 0,40 logMAR und in der Gruppe mit dezentriertem DG 0,91 ± 0,51 logMAR (P < 0,001). Die postoperative BCVA wurde in der Gruppe mit zentralem gut positioniertem DG mit 0,12 ± 0,11 logMAR und in der Gruppe mit dezentriertem Transplantat mit 0,23 ± 0,29 logMAR (P < 0,001) bestimmt. Endothelzelldichte und Patientencharakteristika wie Alter, Geschlecht und Intraokulardruck unterschieden sich nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Die Gruppe der Augen mit zentral gut positioniertem DG zeigte in 12 % eine DG-Ablösung; die Gruppe mit dem Befund eines dezentrierten DG wies im 12. Monat der Nachbeobachtung in 87 % eine Ablösung auf (p < 0,001). Für die Autoren zeigen diese Ergebnisse ihrer in der Dezember-Ausgabe 2015 von Graefe‘s Archive of Clinical and Experimental Ophthalmology erschienenen Arbeit die Bedeutung eines zentral gut positionierten Descement-Transplantats und den Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung. Ein zentral gut positioniertes DG kann die Inzidenz der DG-Ablösung vermindern. Für die DG-Ablösung scheint Überlappung von Spender-DG und der Descement-Membran des Empfängers verantwortlich zu sein. Ein möglicher Weg zur Verbesserung der Transplantathaftung könnte eine grössere Descematorhexis sein, die ein Überlappen vermeiden würde. Die zweite Möglichkeit könnte darin bestehen, nicht zu lange bis zur Operation zu warten, um die Schwere der Erkrankung zu reduzieren. (bs)
Autoren: Röck T, Bramkamp M, Bartz-Schmidt KU, Röck D, Yörük E. Korrespondenz: Centre for Ophthalmology, University of Tübingen, Tübingen, Germany. E-Mail: tobias.roeck@googlemail.com. Studie: Causes that influence the detachment rate after Descemet membrane endothelial keratoplasty. Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2015 Dec;253(12):2217-22. doi: 10.1007/s00417-015-3103-2. Web: http://www.link.springer.com/article/10.1007%2Fs00417-015-3103-2.