Kein erhöhtes Blasenkrebsrisiko durch Pioglitazon nachgewiesen – jedoch erhöhte Inzidenzen bei Prostata- und Pankreaskrebs
Philadelphia – mechentel news – Aufgrund von Studienergebnissen besteht der Verdacht, dass Pioglitazon das Krebsrisiko erhöhen könnte. Die Autoren James D. Lewis et al. vom Center for Clinical Epidemiology and Biostatistics an der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, untersuchten, ob das bei Diabetes eingesetzte Pioglitazon mit den Risiken für Blasenkrebs und 10 weiteren Krebsarten in Beziehung steht. Sie führten dazu unter Diabetikern Analysen an einer Kohorte sowie darin enthaltenen Fallkontrollen durch. In einer Blasenkrebs-Kohorte wurden 193099 Personen, in den Jahren 1997 bis 2002 im Alter von 40 Jahren oder höher, bis zum Dezember 2012 beobachtet; 464 Einzelpatienten und 464 entsprechende Kontrollfälle wurden zu zusätzlichen Störfaktoren befragt. 236507 Personen wurden in einer Kohorten-Analyse zu 10 weiteren Krebsarten erfasst, ebenfalls im Alter von 40 Jahren oder höher zum Zeitpunkt der Aufnahme zwischen 1997 und 2005 und nachbeobachtet bis Juni 2012. Die Kohorten stammen aus den Daten des US-amerikanischen Non-Profit-Unternehmens für Gesundheitsfürsorge „Kaiser Permanente Northern California“. Erhoben wurden, ob jemals Pioglitazone angewendet wurde, die Dauer und kumulative Dosis sowie die Zeitspanne seit Beginn der Anwendung als zeitabhängiger Faktor. Hauptkriterium war das Auftreten einer Krebserkrankung an Blase, Prostata, weiblicher Brust, Lunge oder Bronchien, Endometrium, Kolon, Pankreas, Niere oder Rektum bzw. eines Non-Hodgkin-Lymphoms oder eines Melanoms. Von den 193099 Personen der Blasenkrebs-Kohorte erhielten 34181 (18%) Pioglitazone (durchschnittliche Dauer 2,8 Jahre; Spanne 0,2 bis 13,2 Jahre) und bei 1261 trat Blasenkrebs auf. Die unbereinigte Inzidenz von Blasenkrebs bei Pioglitazon Anwendern und Nichtanwendern betrug 89,8 bzw. 75,9 pro 100000 Personenjahre. Eine jemalige Anwendung von Pioglitazon war nicht mit dem Blasenkrebsrisiko verknüpft (bereinigte Hazard Ratio [HR] 1,06; 95% KI 0,89 – 1,26). Ähnliche Ergebnisse lieferten die Fallkontroll-Analysen (Pioglitazon-Anwendung: 19,6% unter den Einzelfall-Patienten und 17,5% in der Kontrollgruppe; bereinigte Odds Ratio 1,18; 95% KI 0,78 – 1,80). In bereinigten Analysen ergaben sich für 8 der 10 weiteren Krebserkrankungen keine Beziehungen; jemalige Anwendung von Pioglitazon war verbunden mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs (HR 1,13; 95% KI 1,02 – 1,26) und Pankreaskrebs (HR 1,41; 95% KI 1,16 – 1,71). Die unbereinigten Inzidenzen für Prostata- und Pankreaskrebs bei Pioglitazone-Anwendern gegenüber Nicht-Anwendern lagen bei 453,3 gegenüber 449,3 bzw. 81,1 gegenüber 48,4 pro 100000 Personenjahre. Eindeutige Risikomuster für irgendeine der Krebsarten hinsichtlich Zeitpunkt des Beginns der Anwendung, Dauer der Anwendung oder Dosierung zeigten sich nicht. In der Juli-Ausgabe 2015 des Journal of the American Medical Association (JAMA) stellen die Autoren fest: Die Anwendung von Pioglitazon war nicht mit einem statistisch signifikanten Anstieg des Blasenkarzinomrisikos verbunden, allerdings könne ein erhöhtes Risiko, wie früher beobachtet, nicht ausgeschlossen werden. Die erhöhten Risiken für Prostata- und Pankreaskrebs in Verbindung mit einer jemaligen Anwendung von Pioglitazon verdiene weitere Forschung, um zu beurteilen, ob sie ursächlich durch das Medikament bedingt oder dem Zufall, anderen Störfaktoren oder umgekehrter Kausalität geschuldet sind. (bs)
Autoren: Lewis JD, Habel LA, Quesenberry CP, Strom BL, Peng T, Hedderson MM, Ehrlich SF, Mamtani R, Bilker W, Vaughn DJ, Nessel L, Van Den Eeden SK, Ferrara A. Korrespondenz: Center for Clinical Epidemiology and Biostatistics, University of Pennsylvania, Philadelphia, USA. Studie: Pioglitazone Use and Risk of Bladder Cancer and Other Common Cancers in Persons With Diabetes. Quelle: JAMA. 2015 Jul 21;314(3):265-77. doi: 10.1001/jama.2015.7996. Web: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2397834.