Unter Androgendeprivationstherapie häufiger Abnahme der kognitiven Leistung als in Kontrollgruppen
Tampa – mechentel news – Patienten, die bei Prostatakarzinom eine Androgendeprivationstherapie (ADT) erhalten, könnten ein Risiko für die Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen haben, die Evidenzlage in der vorhandenen Literatur ist jedoch uneinheitlich. Die Autoren Brian D. Gonzales et al. aus dem Moffitt Cancer Center und der University of South Florida in Tampa, USA, untersuchten den Einfluss der ADT hinsichtlich einer verschlechterten kognitiven Leistung und erforschten mögliche demografische und genetische Vorhersageparameter für eine verminderte Performance. Patienten mit Prostatakarzinom wurden vor oder innerhalb von 21 Tagen nach Beginn einer ADT (n = 58) sowie 6 und 12 Monate später untersucht. Alters- und ausbildungsgleiche Patienten mit Prostatakarzinom, welches nur durch Prostatektomie behandelt wurde (n = 84) sowie entsprechende Männer ohne Prostatakarzinom (n = 88) wurden in den gleichen Intervallen untersucht. Die Teilnehmer gaben zu Beginn eine Blutprobe zur Genotypisierung ab. Das durchschnittliche Level der kognitiven Leistung wurden mit gemischten Modellen, die kognitive Verschlechterung mit verallgemeinernden Schätzgleichungen verglichen. Die ADT-Patienten zeigten über die Zeit höhere Raten einer verminderten kognitiven Leistung bezogen auf alle Kontrollen (p = 0,01). Die Gruppen unterschieden sich nicht zum Ausgangszeitpunkt (p > 0,05); mit ADT Behandelte wiesen jedoch häufiger eine verminderte Performance nach 6 und 12 Monaten (p für beide Vergleiche < 0,05) auf. Das Ausgangsalter, die kognitive Reserve, depressive Symptome, Fatigue und Hitzewallungen veränderten nicht den Einfluss der ADT auf eine verminderte kognitive Leistung (p für alle Vergleiche ≥ 0,09). In den explorativen genetischen Analysen war der GNB3-Einzelnukleotid-Polymorphismus rs1047776 mit einer über die Zeit erhöhten Rate verminderter Leistung in der ADT-Gruppe assoziiert (p < 0,001). Die Autoren fassen in der Juni-Ausgabe 2015 des Journal of Clinical Oncology zusammen, dass Patienten, die eine Androgendeprivationstherapie erhielten, im Vergleich zu gleichartigen Kontrollen häufiger eine verminderte kognitive Leistung 6 Monaten nach Beginn der Therapie zeigten, was sich auch weiter bis hin zu 12 Monaten nach Beginn der ADT fortsetzte. Falls sich das bestätige, so die Autoren, könnten diese Befunde Bedeutung für die Aufklärung der Patienten bezüglich der Risiken und Vorteile einer ADT haben. (bs)
Autoren: Gonzalez BD, Jim HS, Booth-Jones M, Small BJ, Sutton SK, Lin HY, Park JY, Spiess PE, Fishman MN, Jacobsen PB. Korrespondenz: Brian D. Gonzalez, PhD, Moffitt Cancer Center, 12902 Magnolia Dr, MRC-PSY, Tampa, FL 33612, USA. E-Mail: Brian.Gonzalez@Rutgers.edu. Studie: Course and Predictors of Cognitive Function in Patients With Prostate Cancer Receiving Androgen-Deprivation Therapy: A Controlled Comparison. Quelle: J Clin Oncol. 2015 Jun 20;33(18):2021-7. doi: 10.1200/JCO.2014.60.1963. Web: http://jco.ascopubs.org/content/33/18/2021.abstract.