Insgesamt weniger Prostatakarzinomerkrankungen bei Anwendung von 5α-Reduktasehemmern
Boston – mechentel news – 5α-Reduktase-Inhibitoren (5ARIs)werden trotz der Kontroverse hinsichtlich ihres möglichen Risikos für ein undifferenziertes Prostatakarzinom verbreitet bei gutartiger Prostatahyperplasie eingesetzt. Darüber hinaus ist der Einfluss von 5ARIs auf Progression und Todeszeitpunkt beim Prostatakarzinom noch immer ungeklärt. Die Autoren Mark A. Preston et al. aus der Urologischen Abteilung des Massachusetts General Hospital in Boston, USA, untersuchten den Zusammenhang zwischen der Anwendung von 5ARIs und der Entwicklung eines highgrade oder tödlichen Prostatakarzinoms. Die prospektive Beobachtungsstudie umfasste 38058 Männer der Health Professionals Follow-Up Study, die zwischen 1996 und 2010 5α-Reduktasehemmer erhielten und hinsichtlich einer eventuellen Prostatakarzinom-Diagnose und ihres Ausgangs nachbeobachtet wurden. Es wurden proportionale Hazard Modelle nach Cox, bereinigt um mögliche Störvariablen einschliesslich der Durchführung von PSA-Tests, verwendet, um das Risiko einer Prostatakrebsdiagnose bzw. eines tödlichen Verlaufs der Krebserkrankung bei 5ARIs-Anwendung abzuschätzen. Während der 448803 Personenjahre der Nachbeobachtung wurden 3681 Fälle von Prostatakarzinom festgestellt. Von diesen waren 289 letal (primär oder metastatisch), 456 waren ein highgrade Karzinom (Gleason Score [GS] 8–10), 1238 waren GS 7 und 1600 waren ein lowgrade Karzinom (GS 2–6). Insgesamt gaben 2878 (7,6%) Männer die Anwendung von 5ARIs zwischen 1996 und 2010 an. Nach Bereinigung der Daten bezüglich der Störvariablen hatten Männer, die über eine Anwendung von 5ARIs irgendwann innerhalb der Studienzeitraums berichteten, ein insgesamt erniedrigtes Risisko für Prostatakarzinom (Hazard Ratio [HR] 0,77; 95% KI 0,65–0,91). 5ARI-Anwender hatten ein reduziertes Risisko für ein Prostatakarzinom GS 7 (HR 0,67; 95% KI 0,49–0,91) und ein low-grade (GS 2–6) Karzinom (HR 0,74; 95% KI 0,57–0,95). Die Anwendung von 5ARIs korrelierte nicht mit dem Risiko eines highgrade (GS 8-10) Prostatakarzinoms (HR 0,97; 95% KI 0,64–1,46) oder einem tödlichen Ausgang der Erkrankung (HR 0,99; 95% KI 0,58–1,69). Eine längere Dauer der Anwendung von 5ARIs war signifikant assoziiert mit einem niedrigeren Risiko für Prostatakarzinom allgemein (HR für 1 Jahr zusätzliche Anwendung 0.95; 95% KI 0,92–0,99), für ein lokales (HR 0,95; 95% KI 0,90–1,00) und für ein lowgrade Karzinom (HR 0,92; 95% KI 0,85–0,99). Es ergaben sich keine Korrelationen für tödliche, highgrade oder GS 7 Erkrankungen. Zusammenfassend berichten die Autoren in der August-Ausgabe des JAMA Internal Medicine, dass die Anwendung von 5α-Reduktasehemmern nicht mit der Entwicklung eines highgrade oder eines tödlichen Prostatakarzinoms korrelierte, hingegen mit einer Reduktion von lowgrade und GS 7 Erkrankungen sowie von Prostatakarzinomfällen allgemein assoziiert war. Da die Anzahl der Patienten mit highgrade oder tödlichem Prostatakarzinom in der Studienkohorte jedoch begrenzt gewesen sei, könne ein potentielles Schadensrisisko durch die Anwendung von 5ARIs nicht ausgeschlossen werden. (bs)
Autoren: Preston MA, Wilson KM, Markt SC, Ge R, Morash C, Stampfer MJ, Loda M, Giovannucci E, Mucci LA, Olumi AF. E-Mail: Olumi.Aria@mgh.harvard.edu. Studie: 5α-reductase inhibitors and risk of high-grade or lethal prostate cancer. Quelle: JAMA Intern Med. 2014 Aug 1;174(8):1301-7. doi: 10.1001/jamainternmed.2014.1600. Web: http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1878668.