
Vermeidbare Sehbehinderungen bei Personen im erwerbsfähigen Alter: Globale Trends und Prognosen
MISCELLANEOUS Guangzhou – Sehbehinderungen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter haben erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft. Ying Zhang et al. vom State Key Laboratory of Ophthalmology am Zhongshan Ophthalmic Center der Sun Yat-sen University, in Guangzhou, China, untersuchten die vermeidbaren Ursachen von Sehbehinderungen, definiert als Katarakt und Refraktionsfehler. Ziel der retrospektiven, beobachtenden, bevölkerungsbasierten Studie war es, globale Trends, Unterschiede und Prognosen vermeidbarer Sehbehinderungen in dieser Bevölkerungsgruppe zu quantifizieren.
Die Daten zur Prävalenz vermeidbarer Sehbehinderungen und zur Grösse der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wurden der Studie Global Burden of Disease (GBD) 2021 entnommen. Zur Bewertung der Trends von 1990 bis 2021 nach Alter, Geschlecht, sozio-demografischem Index (SDI), Art und Schweregrad auf globaler, regionaler und nationaler Ebene wurde die Joinpoint-Regressionsanalyse verwendet. Die Ungleichheiten zwischen den Ländern wurden anhand des Gradientenindex der Ungleichheit und des Konzentrationsindex der gesundheitlichen Ungleichheit bewertet. Anschliessend wurde eine Bayesianische Alter-Perioden-Kohorten-Modellierung durchgeführt, um die vermeidbare Belastung durch Blindheit und Sehverlust im erwerbsfähigen Alter bis 2040 abzuschätzen.
Die Prävalenz vermeidbarer Sehbehinderungen im erwerbsfähigen Alter ist zwischen 1990 und 2021 insgesamt zurückgegangen, was hauptsächlich auf den Rückgang der Refraktionsstörungen zurückzuführen ist, mit einer durchschnittlichen jährlichen prozentualen Veränderung von -0,15 (95% Konfidenzintervall [KI] -0,18 bis -0,12; p < 0,001). Es wurde ein signifikanter Rückgang bei schwerem Sehverlust und Blindheit beobachtet, während mässiger Sehverlust stabil blieb. Frauen waren stärker von vermeidbarer Sehbehinderung betroffen und zeigten eine langsamere Verbesserung als Männer. Sozioökonomische Unterschiede blieben bestehen, wobei Regionen mit niedrigem sozio-demografischem Index eine unverhältnismässig hohe Belastung aufwiesen, während Regionen mit hohem sozio-demografischen Index einen ungünstigen Anstiegstrend aufwies. Von 1990 bis 2021 stieg der Ungleichheitsindex von 574,45 (95% KI 914,95 bis 233,95) auf 652,27 (95% KI 932,95 bis 371,58), während sich der Konzentrationsindex der gesundheitlichen Ungleichheit von -0,21 (95% KI -0,26 bis -0,17) auf -0,17 (95% KI -0,2 bis -0,14) verbesserte. Die Autoren prognostizieren einen weiteren Rückgang der weltweiten Prävalenz vermeidbarer Erkrankungen bei Sehbehinderten im erwerbsfähigen Alter, aber einen Anstieg der Zahl vermeidbarer Sehbehinderungen um 23,4% auf etwa 146 Millionen bis 2040.
In der elektronischen Vorabpublikation beim AMERICAN JOURNAL OF OPHTHALMOLOGY kommen die Autoren zu dem Schluss, dass trotz des allgemeinen Rückgangs der vermeidbaren Sehbehinderungen im erwerbsfähigen Alter noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten und Ungleichheiten bestehen. Der erwartete Anstieg der vermeidbaren Sehbehinderungen erfordere integrierte Strategien für die Augengesundheit, erhebliche Investitionen in augenärztliche Leistungen zur Verbesserung der Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit sowie eine faire Beschäftigungspolitik für Sehbehinderte. (bs)
Autoren: Zhang Y, Chen J, Liao L, Ding X. Korrespondenz: Xiaohu Ding, State Key Laboratory of Ophthalmology, Zhongshan Ophthalmic Center, Sun Yat-sen University, Guangdong Provincial Key Laboratory of Ophthalmology and Visual Science, Guangzhou, China. E-Mail: dingxiaohu@gzzoc.com Studie: Global Trends and Projections for Avoidable Visual Impairment among Working-Age Individuals: A Population-Based Study. Quelle: Am J Ophthalmol. 2024 Dec 12;271:304-315. doi: 10.1016/j.ajo.2024.12.003. Epub ahead of print. PMID: 39672488. Web: https://www.ajo.com/article/S0002-9394(24)00560-9/abstract