
Prädiktive Faktoren für das langfristige funktionelle Ergebnis der Anti-VEGF-Therapie bei nAMD in realer Umgebung
MEDICAL RETINA Bern – Am Swiss Eye Institute und an der Berner Augenklinik untersuchten Isabel B. Pfister, Christin Schild und Justus G. Garweg, inwieweit die retinale Flüssigkeit (RF) nach der Aufladephase und am Ende des ersten Jahres einer Anti-VEGF-Therapie die funktionellen Langzeitergebnisse bei neovaskulärer Makuladegeneration (nAMD) vorhersagt. Dazu gehörten die Makulaatrophie (MA), die Behandlungsintensität und die Verlängerung des Injektionsintervalls. In der retrospektiven Kohortenstudie an einem einzigen Zentrum in der Schweiz wurden konsekutive Augen mit behandlungsnaiver nAMD nach einem Treat-and-Extend-Protokoll über mindestens zwei Jahre beobachtet. Die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA), das Vorhandensein von Netzhautflüssigkeit (RF) und Makulaatrophie (MA) wurden zusammen mit der zentralen Netzhautdicke (CRT) und der Behandlungsintensität über die Zeit ausgewertet. Die Assoziation zwischen diesen Variablen wurde mittels Regressionsanalyse bestimmt.
Insgesamt wurden 433 Augen über einen Zeitraum von durchschnittlich 4,9 Jahren beobachtet. Eine Reihe von univariaten Analysen wurde durchgeführt, um die Kovariaten für das endgültige multivariate Regressionsmodell auszuwählen. Es zeigte sich, dass die CRT nach derAufladungsphase, die Zeit bis zur Nicht-Nachweisbarkeit retinaler Flüssigkeit sowie die intraretinale Flüssigkeit und die MA nach einem Jahr die Sehfunktion für zwei bis fünf Jahre vorhersagten. Ein abschliessendes Regressionsmodell wurde für die Sehschärfe (VA) zu Beginn der Studie angepasst und zeigte, dass die CRT nach dem Aufladen nur kurzfristig (2 Jahre) prädiktiv war, während die MA den höchsten prädiktiven Wert für die VA nach zwei bis fünf Jahren hatte. Die intraretinale Flüssigkeit sagte die Sehschärfe erst nach vier Jahren signifikant voraus. Das endgültige Regressionsmodell erklärte 21 bis 32% der Variation der VA.
In der November-Ausgabe 2024 des Fachjournals PLOS ONE fassen die Autoren zusammen, dass in dieser grossen retrospektiven Kohorte das Vorhandensein einer Makulaatrophie nach einem Jahr der stärkste Prädiktor für die Sehschärfe nach zwei bis fünf Jahren war und einen Sehverlust von 13 bis 20 Buchstaben erklärte. Das Vorhandensein von intra- und subretinaler Flüssigkeit zu irgendeinem Zeitpunkt hatte eine vergleichsweise geringe Vorhersagekraft für die Ergebnisse nach fünf und mehr Jahren. (bs)
Autoren: Pfister IB, Schild C, Garweg JG. Korrespondenz: Justus G. Garweg, Swiss Eye Institute and Clinic for Vitreoretinal Diseases, Berner Augenklinik, Bern, Switzerland. E-Mail: justus.garweg@augenklinik-bern.ch Studie: Predicting long-term functional anti-VEGF treatment outcomes in neovascular AMD in a real-world setting. Quelle: PLoS One. 2024 Nov 25;19(11):e0314167. doi: 10.1371/journal.pone.0314167. PMID: 39585864; PMCID: PMC11588237. Web: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0314167