
Meta-Analyse: Beeinflusst das Tragen von Gesichtsmasken das Risiko einer Endophthalmitis nach intravitrealen Injektionen?
MEDICAL RETINA Vancouver – Obwohl die Maskenpflicht, die während der COVID-19-Pandemie bestand, aufgehoben wurde, fragen sich Augenärzte möglicherweise, ob die fortgesetzte Verwendung von Gesichtsmasken einen Einfluss auf die Endophthalmitisrate nach intravitrealen Injektionen (post-intravitreal injection endophthalmitis, PIE) hat. Die Autoren um Brendan K. Tao von der medizinischen Fakultät der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, führten dazu eine Meta-Analyse durch, die insgesamt auf Daten von insgesamt knapp 2,6 Millionen Injektionen basiert. Einbezogen wurden vergleichende Studien zur Endophthalmitis-Inzidenz nach intravitrealen Injektionen mit unterschiedlichen Vorgaben zur Infektionsprophylaxe (Standardbehandlung ohne Einschränkungen, Sprechverbot, Maskenpflicht für den Arzt oder universelle Maskenpflicht für Patient und Arzt). Eine frequentistische Netzwerkmetaanalyse (Mantel-Haenszel-Methode mit festen Effekten) fasste die direkte und indirekte Evidenz zusammen. Die Subgruppenanalyse schloss Studien aus, in denen während des Beobachtungszeitraums neue Prophylaxemethoden (z. B. vorgefüllte Spritzen) eingeführt wurden. ROBINS-I und GRADE bewerteten das Biasrisiko und die Evidenzsicherheit.
Insgesamt wurden 17 Studien mit 2.595.219 Injektionen und 830 Ereignissen (0,032%) ausgewertet. Für jedes PIE-Ergebnis (17 Studien; 2.595.219 Injektionen) war die PIE-Inzidenz im Vergleich zur Standardbehandlung signifikant niedriger bei Nicht-Sprechen (Odds Ratio [OR] 0,56) und Maskierung durch den Arzt (OR 0,72), was in der Subgruppenanalyse konsistent blieb. Obwohl sich die PIE-Raten zwischen Standardversorgung und universeller Maskierung in der Hauptanalyse nicht unterschieden (OR 0,83), zeigte sich in der Subgruppenanalyse eine signifikant niedrigere Rate aller PIE bei universeller Maskierung (OR 0,70) im Vergleich zur Standardversorgung. Bei den Ergebnissen der kulturpositiven (14 Studien; 2.347.419 Injektionen), Streptokokken- (10 Studien; 1.966.903 Injektionen) und kulturnegativen (15 Studien; 2.213.322 Injektionen) PIE erreichten die PIE-Raten zwischen den Interventionsgruppenpaaren im Allgemeinen keine Signifikanz, was wahrscheinlich auf die begrenzte Studiengrösse zurückzuführen ist. Eine Ausnahme bildete die Inzidenz kulturpositiver PIE, die bei der Vorgabe des Nichtsprechens signifikant niedriger war (OR 0,45) als bei der Standardbehandlung, obwohl dieses Ergebnis in der Subgruppenanalyse nicht bestehen blieb. In der Subgruppenanalyse war die Inzidenz von kulturnegativer PIE bei universeller Maskierung signifikant niedriger als bei der Standardbehandlung (OR 0,68).
In der elektronischen Vorabpublikation im Dezember 2024 beim Fachjournal OPHTHALMOLOGY fassen die Autoren zusammen, dass die Ergebnisse ihrer Studie gemäss der GRADE-Analyse einen Nachweis niedriger oder sehr niedriger Evidenz dafür liefern, dass Sprechverbote und das Tragen einer Mund-Nasen-Maske durch den Arzt die Rate kulturpositiver oder klinischer Endophthalmitis nach intravitrealer Injektion im Vergleich zur Standardbehandlung und zur allgemein getragenen Mund-Nasen-Maske senken können. Da nur Daten zur Endophthalmitis vorlagen, bleibt die allgemeine vergleichende Sicherheit dieser Interventionen unklar. (bs)
Autoren: Tao BK, Li X, Chen N, Huang R, Mihalache A, Gou D, Zeraatkar D, Xie JS, Popovic MM, Zaslavsky K, Navajas E, Kertes PJ, Wong DT, Kohly RP, Muni RH. Korrespondenz: Rajeev Muni MD, MSc, FRCSC, St. Michael’s Hospital, Department of Ophthalmology & Vision Science, University of Toronto, 30 Bond Street, Toronto, Ontario, M5N 1W8, Canada. E-Mail: rajeev.muni@utoronto.ca Studie: Face Masking and Risk of Post-Intravitreal Injection Endophthalmitis: A Network Meta-Analysis of 2.6 Million Injections. Quelle: Ophthalmology. 2024 Dec 9:S0161-6420(24)00756-5. doi: 10.1016/j.ophtha.2024.12.006. Epub ahead of print. PMID: 39662687. Web: https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(24)00756-5/fulltext