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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Sinkende Anzahl urodynamischer Untersuchungen in der urologischen Versorgung in Deutschland

FUNCTIONAL UROLOGY Dresden – Die Anzahl der urodynamischen Untersuchungen (UDS) hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stetig abgenommen, doch die Gründe für diesen Trend sind noch unzureichend verstanden. Diese Studie von Martin Baunacke von der Klinik und Poliklinik für Urologie der Technischen Universität Dresden, Deutschland, und weiterer Autoren zielt darauf ab, die strukturellen Aspekte der UDS in der Urologie zu untersuchen und die Faktoren zu erforschen, die zu diesem Rückgang beitragen. Im Jahr 2023 führten die Autoren eine Umfrage in allen urologischen Abteilungen in Deutschland durch, die UDS durchführen, sowie in einer repräsentativen Stichprobe von Privatpraxen. Sie untersuchten die strukturelle Situation, Wartezeiten, Kapazitäten und Einschränkungen der UDS. Alle invasiven urodynamischen Untersuchungen wurden als UDS definiert. Im Jahr 2019 führten 259 von 474 (55%) urologischen Abteilungen in Deutschland UDS durch. 206 von 259 (80%) dieser Abteilungen nahmen an der Umfrage teil. 163 von 200 (82%) der urologischen Abteilungen gaben an, dass ihre Kapazitäten nicht ausreichend waren, wobei ein Hauptgrund der Mangel an medizinischem und Pflegepersonal war. 54,8% der urologischen Abteilungen führten mehr als 50% ihrer UDS für überweisende Ärzte durch. Urologische Abteilungen mit einer geringen Anzahl von UDS pro Jahr (≤ 100) hatten kürzere Wartezeiten (bis zu 4 Wochen: 49% vs. 30%; p = 0,01), reduzierte UDS-Kapazitäten (55% vs. 12%; p < 0,001) und diese Kapazitäten wurden oft nicht voll genutzt (25% vs. 9%; p = 0,007). Die Autoren berichten in der Juli-Ausgabe 2024 des WORLD JOURNAL OF UROLOGY, dass 122 von 280 (44%) niedergelassenen Urologen auf die Umfrage antworteten. 18 von 122 (15%) niedergelassene Urologen führten UDS durch. (cw)

Autoren: Baunacke M, Kontschak L, Menzel V, Grabbert M, Borkowetz A, Mehralivand S, Eisenmenger N, Huber J, Thomas C, Schultz-Lampel D. Korrespondenz: Martin Baunacke, Department of Urology, TU Dresden, Fetscherstr. 74, 01307, Dresden, Germany. E-Mail: martin.baunacke@ukdd.de Studie: Declining utilization of urodynamic studies in urological care in Germany: time to say goodbye? Quelle: World J Urol. 2024 Jul 24;42(1):440. doi: 10.1007/s00345-024-05154-3. PMID: 39046605; PMCID: PMC11269447. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-024-05154-3

KOMMENTAR In den deutschen urologischen Abteilungen sind die Kapazitäten der urodynamischen Untersuchungen aufgrund des Personalmangels ständig voll ausgelastet. Dieser Trend zur Zentralisierung wirft Fragen zur Rolle der UDS in der Ausbildung von Urologen auf. Insbesondere kleinere Abteilungen reduzieren ihre UDS-Angebote, was zu einem Rückgang der Anzahl urologischer Abteilungen mit UDS-Angeboten führt. Dies hat einerseits Konsequenzen für die Patienten (verlängerte Wartezeiten), andererseits ist die Urodynamik ein weiterer wichtiger Aspekt der Bedeutung der spezialisierten Ausbildung für zukünftige Urologen. Die urologischen Fachgesellschaften sollten darauf achten, dass die Bedeutung der UDS in der Facharztausbildung nicht verloren geht, da die Zahl der Kliniken, die dieses diagnostische Verfahren noch anbieten können, abnimmt. Dieser Trend sollte auch in der Schweiz beobachtet und bei einem Rückgang rechtzeitig Massnahmen ergriffen werden. Eine Umfrage bei den urologischen Kliniken in der Schweiz wäre ein erster Schritt zur Datenerhebung.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital