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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Prostatakrebsspezifische Langzeitmortalität bei lokal begrenztem Prostatakarzinom

PROSTATE CANCER San Francisco – Ziel der vorliegenden Studie war es, das langfristigen prostatakrebsspezifische Langzeitüberleben (PCSM) von Männern zu vergleichen, die sich einer radikalen Prostatektomie (RP), einer Brachytherapie (BT), einer externen Strahlentherapie (EBRT), einer primären Androgendeprivationstherapie (PADT) oder einer Überwachung (entweder aktive Überwachung [AS] oder watchful waiting [WW]) unterzogen hatten. Diese Kohortenstudie von Annika Herlemann et al. vom Department of Urology am Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center der University of California-San Francisco, Vereinigte Staaten, stammt aus dem multizentrischen, prospektiven und überwiegend gemeindebasierten Register Cancer of the Prostate Strategic Urologic Research Endeavor (CaPSURE). Eingeschlossen wurden Männer mit durch Biopsie bestätigtem, lokalisiertem (klinisch T1–3aN0M0) Prostatkarzinom, die innerhalb von sechs Monaten nach der Diagnose erfasst wurden, klinische Risikodaten aufwiesen und mindestens 12 Monate nachbeobachtet wurden. Von 11.864 Männern erhielten 6.227 (53%) eine RP, 1.645 (14%) eine BT, 1.462 (12%) eine EBRT, 1.510 (13%) eine PADT und 1.020 (9%) eine AS/WW. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,4 Jahren (Interquartilsabstand 5,8 – 13,7) waren 764 Männer an PCa verstorben. In der Juni-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY berichten die Autoren über folgende Ergebnisse: Nach multivariater Anpassung an den Cancer of the Prostate Risk Assessment (CAPRA) Score ergaben sich folgende Hazard-Ratios für das PCSM im Vergleich zur RP als Referenz: 1,57 (95% Konfidenzintervall [KI] 1,24 – 1,98; p < 0,001) für BT, 1,55 (95% KI 1,26 – 1,91; p < 0,001) für EBRT, 2,36 (95% KI 1,94 – 2,87; p < 0,001) für PADT und 1,76 (95% KI 1,30 – 2,40; p < 0,001) für AS/WW. (cw)

Autoren: Herlemann A, Cowan JE, Washington SL 3rd, Wong AC, Broering JM, Carroll PR, Cooperberg MR. Korrespondenz: Matthew R. Cooperberg, Departments of Urology and Epidemiology and Biostatistics, University of California-San Francisco, Box 1695, 550 16th Street, San Francisco, CA 94143, USA. E-Mail: matthew.cooperberg@ucsf.edu Studie: Long-term Prostate Cancer-specific Mortality After Prostatectomy, Brachytherapy, External Beam Radiation Therapy, Hormonal Therapy, or Monitoring for Localized Prostate Cancer. Quelle: Eur Urol. 2024 Jun;85(6):565-573. doi: 10.1016/j.eururo.2023.09.024. Epub 2023 Oct 17. PMID: 37858454. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S030228382303155X

KOMMENTAR CaPSURE ist eine longitudinale Beobachtungsstudie, an der seit 1995 etwa 15.000 Männer mit Prostatakarzinom an 43 verschiedenen Standorten in den USA teilnehmen. In dieser grossen, prospektiven Kohorte von Männern mit lokalisiertem PCa war die prostatakrebsspezifischen Überlebensrate nach lokaler Therapie bei Männern mit höherem Risiko (nach CARPRA), insbesondere nach RP, niedriger. Diese Daten wurden bereits häufiger in grossen Registern beobachtet und werden nun auch in CaPSURE bestätigt. Dennoch muss bei einer solchen retrospektiven Registerauswertung berücksichtigt werden, dass es wahrscheinlich grosse Confounder gibt, insbesondere einen Selektionsbias. Aus Sicht der Autoren wäre eine Competing-Risk-Analyse sinnvoll gewesen, um die häufig höhere Rate der «other-cause mortality» der bestrahlten Patienten zu bereinigen.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital