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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Prostatakrebs-Screening in der Schweiz: Literaturübersicht und Konsensuserklärung der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie

PROSTATE CANCER Luzern – Vor über einem Jahrzehnt empfahl die United States Preventive Services Taskforce (USPSTF), das PSA-basierte Screening auf Prostatakrebs für alle Männer einzustellen. Diese Empfehlung beeinflusste die Screening-Politik weltweit erheblich. Infolgedessen stiegen die Zahlen fortgeschrittener Stadien und Todesfälle durch Prostatakrebs, was die USPSTF später dazu veranlasste, ihre ursprüngliche Empfehlung zurückzuziehen. In der Zwischenzeit hat die Europäische Union eine Richtlinie zur Problematik der Umsetzung von Prostatakrebs-Screenings im Rahmen des «Europe’s Beating Cancer Plan» ausgearbeitet. In der Schweiz bildeten Urologen die offene «Swiss Prostate Cancer Screening Group», um die Früherkennung von Prostatakrebs zu verbessern. Am 20. September 2023 stimmten die Mitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie (SGU/SSU) während der jährlichen Generalversammlung in Lausanne positiv über einen schrittweisen Ansatz ab, um die Machbarkeit der Umsetzung organisierter Prostatakrebs-Screening-Programme in der Schweiz zu evaluieren. Im Artikel auf https://smw.ch/index.php/smw/article/view/3626/5931 fassen die Autoren um Christoph Würnschimmel von der Klinik für Urologie des Luzerner Kantonsspitals die Ereignisse und wissenschaftlichen Fortschritte des letzten Jahrzehnts zusammen, in dem sich Hinweise und vielversprechende zusätzliche Methoden zur Ergänzung des PSA-basierten Prostatakrebs-Screenings herauskristallisierten. Außerdem zielt der Artikel darauf ab, einen Überblick über moderne Strategien sowie deren potenzielle Risiken und Nutzen zu bieten. Als Zusammenfassung des Artikels, der im Mai 2024 im Fachjournal SWISS MEDICAL WEEKLY erschien, lässt sich folgendes rezitieren: Jüngste Studien haben gezeigt, dass ein zeitgemäßer, risikobasierter Ansatz für das Prostatakrebs-Screening, der PSA-Tests mit MRI und/oder modernen Biomarkern sowie gezielten Biopsien kombiniert, die Überdiagnose von nicht lebensbedrohlichem Prostatakrebs reduziert und die Identifikation von klinisch relevantem Prostatakrebs verbessert. Es ist weitere Forschungsarbeit notwenig, um zu bestimmen, wie diese vielversprechenden neuen diagnostischen Werkzeuge und Risikostratifizierungen am besten genutzt werden können, um die Ergebnisse für Einzelpersonen und die Bevölkerung zu optimieren. (cw)

Autoren: Würnschimmel C, Menges D, Kwiatkowski M, Sigg S, Prause L, Mattei A, Engeler D, Eberli D, Seifert H, Valerio M, Rentsch CA, Mortezavi A. Korrespondenz: Christoph Würnschimmel, Department of Urology, Luzerner Kantonsspital, Spitalstrasse, CH-6000 Luzern, Switzerland. E-Mail: christoph.wuernschimmel@luks.ch Studie: Prostate cancer screening in Switzerland: a literature review and consensus statement from the Swiss Society of Urology. Quelle: Swiss Med Wkly. 2024 May 31;154:3626. doi: 10.57187/s.3626. PMID: 38820236. Web: https://smw.ch/index.php/smw/article/view/3626

KOMMENTAR Angesichts des signifikanten Umfangs der fortlaufenden opportunistischen PSA-Tests in der Schweiz sollte die Einführung eines schweizweiten, organisierten Prostatakrebs-Screening-Programms in einem schrittweisen Ansatz evaluiert werden, der Pilotprojekte und gezielte Studien umfasst. Diese Studien sollten die Akzeptanz, Durchführbarkeit, Effektivität und Kosteneffizienz der Umsetzung bewerten. Solche Programme sollten von Gesundheitspolitikern unterstützt und vom Bundesamt für Gesundheit koordiniert werden, indem die individuellen Vorteile von PSA, Biomarkern und MRI im Prostatakrebs-Screening in der Schweiz genutzt werden.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital