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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Opportunistisches Prostatakrebs-Screening mit biparametrischer Magnetresonanztomographie (VISIONING)

PROSTATE CANCER Basel – Das Prostatakarzinom (PCa) ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes in der Schweiz. Grosse Studien, wie die ERSPC und PCLO, konnten in populationsbasierten Studien eine Reduktion der PCa-spezifischen Mortalität durch PSA-Screening von bis zu 30% zeigen. Es ist jedoch bekannt, dass PSA nur ein suboptimales Screeninginstrument ist und klinisch signifikantes PCa (csPCa) auch bei PSA < 3ng/ml durchaus möglich ist. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata dem PSA-Test bei der Erkennung von PCa überlegen ist, negative Biopsien reduziert und mehr Fälle von csPCa identifiziert, mit einem hohen negativen prädiktiven Wert (NPV) im Bereich von 87,9% bis 97,5%. Ziel der im Folgenden vorgestellten Studie von Christian Wetterauer et al. vom Universitätsspital Basel war es, die Effektivität eines rein bpMRT-basierten opportunistischen PCa-Screening-Programms zu untersuchen, mit demprimären Ziel, dessen Leistungsfähigkeit zu messen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Eingeschlossen wurden biopsienaive Männer im Alter von über 45 Jahren. Alle Teilnehmer unterzogen sich einer 3-Tesla-bpMRT, einem PSA-Test und einer digitalen rektalen Untersuchung (DRU). Bei Teilnehmern mit einer Läsion PI-RADS ≥ 3 wurde eine gezielte Biopsie durchgeführt, wobei nach einer Zwischenanalyse von PI-RADS 3 eine Verlaufs-MRT nach sechs Monaten durchgeführt wurde und eine Biopsie nur bei Läsionspersistenz erfolgte. Männer mit negativer bpMRT, aber auffälliger DRU oder erhöhter PSA/PSA-Dichte erhielten eine Template-Biopsie. Insgesamt wurden 229 Männer in die Studie eingeschlossen, von denen 79 eine Biopsie erhielten. Von diesen Männern wiesen 77 verdächtige PI-RADS-Läsionen auf. Bei 29 Teilnehmern (12,7%) wurde ein PCa festgestellt, 21 davon hatten ein csPCa (9,2%). Die bpMRT entdeckte 21 csPCa-Fälle, während PSA und DRU 38,1% übersehen hätten. In der März-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS teilen die Autoren mit, dass die Number Needed to Screen (NNS) zur Detektion eines csPCa mittels bpMRT 10,9 betrug, bei einem mittleren PSA-Wert von 1,26 ng/ml in der Kohorte. (fa)

Autoren: Wetterauer C, Matthias M, Pueschel H, Deckart A, Bubendorf L, Mortezavi A, Arbelaez E, Jean Winkel D, Heye T, Boll DT, Merkle E, Hayoz S, Seifert HH, Rentsch CA. Korrespondenz: Cyrill A. Rentsch, Department of Urology, University Hospital Basel, Spitalstr. 21, 4031 Basel, Switzerland. E-Mail: cyrill.rentsch@usb.ch Studie: Opportunistic Prostate Cancer Screening with Biparametric Magnetic Resonance Imaging (VISIONING). Quelle: Eur Urol Focus. 2024 Mar;10(2):332-338. doi: 10.1016/j.euf.2024.02.006. Epub 2024 Feb 23. PMID: 38402105. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(24)00023-3/fulltext

KOMMENTAR Die Studie unterstreicht die Suboptimalität von PSA und DRU als alleinige Screeningtools für das PCa sowie die Notwendigkeit einer ausführlichen Diskussion des PCa-Screenings mit dem Patienten und spricht gegen die Verwendung eines strikten PSA-Grenzwertes. Es ist kritisch zu hinterfragen, ob das alleinige bpMRT-gestützte Screening bei einer NNS von fast 11 aus ökonomischer Sicht gerechtfertigt ist. Eine erwähnenswerte Limitation der Studie ist das Fehlen einer Kontrollkohorte mit systematischen Biopsien.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital