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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Entscheidungskonflikte bei Patienten mit neu diagnostizierten klinischen T1-Nierentumoren

RENAL CANCER Chapel Hill – Da für klinische T1-Nierentumoren verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, kann es bei Patienten zu Unsicherheit über das weitere Vorgehens (d.h. zu Entscheidungskonflikten) kommen. Amir Feinberg et al. vom Department of Urology der University of North Carolina at Chapel Hill, Vereinigte Staaten, untersuchten in dieser Studie patienten-, klinik- und entscheidungsbezogene Faktoren untersucht, die mit Entscheidungskonflikten bei Patienten in Zusammenhang stehen, um Patienten mit neu diagnostizierten klinischen T1-Nierentumoren besser zu unterstützen. In einer prospektiven klinischen Studie füllten die Teilnehmer an zwei Zeitpunkten während der anfänglichen Entscheidungsphase die Decisional Conflict Scale (DCS) aus, die auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet wird, wobei ein Wert < 25 mit der Umsetzung von Entscheidungen assoziiert ist. Die Studie charakterisierte auch demographische Merkmale der Patienten, den Gesundheitszustand, die Tumorlast und die patientenzentrierte Kommunikation. Eine Untergruppe beantwortete zusätzliche Fragebögen zur Entscheidungsfindung. Die Assoziationen von patienten-, klinik- und entscheidungsbezogenen Faktoren mit den DCS-Werten wurden mit generalisierten Schätzgleichungen untersucht, um wiederholte Messungen pro Patient zu berücksichtigen. Von 274 eingeschriebenen Patienten füllten 250 einen DCS-Fragebogen aus; 74% hatten Tumore ≤ 4 cm, während 11% hochkomplexe Tumore hatten. Der modellbasierte geschätzte mittlere DCS-Wert zu beiden Zeitpunkten betrug 17,6 (95% KI 16,0 – 19,3), obwohl 50% mindestens einmal einen DCS-Wert ≥ 25 berichteten. In der multivariaten Analyse stiegen die DCS-Werte mit dem Alter (+2,64; 95% KI 1,04 – 4,23), hoch- vs. niedrigkomplexen Tumoren (+6,50; 95% KI 0,35 – 12,65) und zystischen vs. soliden Tumoren (+9,78; 95% KI 5,27 – 14,28). Unter den Entscheidungsfaktoren nahmen die DCS-Werte mit höherer Selbstwirksamkeit* (-3,31; 95% KI −5,77 bis −0,86) und Informationssuchverhalten (-4,44; 95% KI -7,32 bis -1,56) ab. In der August-Ausgabe 2024 des JOURNAL OF UROLOGY berichten die Autoren zudem, dass die DCS-Werte auch bei höheren Werten für patientenzentrierte Kommunikation (-8,89; 95% KI −11,85 bis −5,94) sanken. (cw)

*Selbstwirksamkeit = Überzeugung, Herausforderungen selbstständig überwinden zu können.

Autoren: Feinberg A, Gessner KH, Deal AM, Heiling HM, Myers S, Raynor MC, Milowsky MI, Wobker SE, Commander CW, Lazard AJ, Bjurlin MA, Smith AB, Johnson DC, Wallen EM, Kim WY, Tan HJ. Korrespondenz: Hung-Jui Tan, MD, MSHPM, Department of Urology, University of North Carolina, Chapel Hill, 2116 Physician Office Building, Campus Box 7235, Chapel Hill, NC, USA. E-Mail: ray_tan@med.unc.edu Studie: Decisional Conflict Among Patients Newly Diagnosed With Clinical T1 Renal Masses: A Prospective Study. Quelle: J Urol. 2024 Aug;212(2):320-330. doi: 10.1097/JU.0000000000004023. Epub 2024 May 8. PMID: 38717916; PMCID: PMC11233232. Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/JU.0000000000004023

KOMMENTAR Angesichts des natürlichen Verlaufs vieler klinischer T1-Nierentumoren und der Vielzahl verfügbarer Behandlungsoptionen ist die Entscheidungsfindung sowohl für die Patienten als auch für ihre Urologen zunehmend komplexer geworden. Dennoch gibt es nur wenige Daten darüber, wie Patienten die Entscheidungsfindung erleben. Ziel dieser Studie war es, die Belastung durch Entscheidungskonflikte (d.h. Unsicherheit über das weitere Vorgehen) bei Patienten mit neu diagnostizierten klinischen T1-Nierentumoren zu charakterisieren und Faktoren zu identifizieren, die zu dieser Belastung beitragen. Durch ein besseres Verständnis von Entscheidungskonflikten können Strategien entwickelt werden, um Patienten mit dieser Erkrankung besser zu unterstützen. Die Autoren zeigen, dass neben den Tumoreigenschaften auch andere Faktoren den Entscheidungskonflikt beeinflussen können, was die Bedeutung einer gut umgesetzten gemeinsamen Entscheidungsfindung und einer effektiven Arzt-Patienten-Kommunikation unterstreicht. Beispielsweise weisen die Autoren darauf hin, dass Selbstwirksamkeit und Informationssuchverhalten mit einem geringeren Entscheidungskonflikt assoziiert sind. Dies unterstreicht nicht nur die Bedeutung einer auf die Patientenpräferenzen abgestimmten Kommunikation hervor, sondern zeigt auch Möglichkeiten auf, die Zufriedenheit der Patienten mit ihren Gesundheitsentscheidungen zu verbessern.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital