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Fachverlag und Nachrichtenagentur

5-Jahres-Ergebnisse zur Wirksamkeit der intravesikalen Gentherapie mit Nadofaragen bei nichtinvasivem BCG-refraktärem Blasenkrebs

BLADDER CANCER Atlanta – Bacillus Calmette-Guérin (BCG)-unresponsiver, nicht muskelinvasiver Blasenkrebs (NMIBC) stellt eine komplexe klinische Situation mit limitierten Behandlungsmöglichkeiten dar. Im Dezember 2022 genehmigte die FDA die intravesikale Verabreichung von Nadofaragene firadenovec-vncg (Nadofaragen) zur Behandlung von BCG-refraktärem NMIBC mit Carcinoma in situ (CIS) mit oder ohne papilläre Tumoren. Nadofaragen ist eine nicht replizierende adenovirale Gentherapie, die alle drei Monate intravesikal verabreicht wird und Interferon alpha-2b an Urothelzellen abgibt. Die 12-Monats-Resultate der open-label Phase 3 Studie wurden bereits zu einem früheren Zeitpunkt publiziert. Die Autoren um Vikram M. Narayan vom Department of Urology der Emory University School of Medicine in Atlanta, Georgia, USA, berichten in der aktuellen Publikation über die Ergebnisse nach fünf Jahren. Eingeschlossen und in zwei Kohorten aufgeteilt wurden Patienten mit BCG-unresponsivem NMIBC. Die Kohorten umfassten Patienten mit CIS ± Ta/T1 (CIS; n = 107) und Ta/T1 ohne CIS (Ta/T1; n = 50). Die Patienten erhielten 75 ml (3 × 10^11 vp/ml) Nadofaragen firadenovec intravesikal alle drei Monate mit zytologischer und zystoskopischer Kontrolle im gleichen Intervall. Die Therapie wurde bis zum Auftreten high-grade Rezidive. durchgeführt. Insgesamt wurden 157 Patienten in 33 Zentren in den USA in die Studie eingeschlossen. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 50,8 Monate (IQR 39,1 – 60,0), wobei 27% ≥ 5 Instillationen und 7,6% eine Behandlung für ≥ 57 Monate erhielten. Von den Patienten mit CIS waren 5,8% (95% KI 2,2 – 12,2) nach 57 Monaten frei von einem high-grade Rezidiv und 15% (95% KI 6,1 – 27,8) der Patienten mit einem initial konkomitantem high-grade Ta/T1 Blasentumor. Das zystektomiefreie Überleben nach 60 Monaten betrug 49% (95% KI 40,0 – 57,1): 43% (95% KI 32,2 – 53,7) in der CIS-Kohorte und 59% (95% KI 43,1 – 71,4) in der Ta/T1-Kohorte. Das Gesamtüberleben nach 60 Monaten betrug 80% (71,0 – 86,0): 76% (64,6 – 84,5) und 86% (70,9 – 93,5) in der CIS- bzw. Ta/T1-Kohorte. Nur 5 Patienten (4 mit CIS und 1 mit Ta/T1) zeigten eine klinische Progression zu einer muskelinvasiven Erkrankung. Hinsichtlich des Sicherheitsprofils berichten die Autoren in der Juli-Ausgabe 2024 des JOURNAL OF UROLOGY, dass in den 5-Jahres-Daten keine neuen unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder Änderungen in deren Intensität und Häufigkeit beobachtet wurden. (fa)

Autoren: Narayan VM, Boorjian SA, Alemozaffar M, Konety BR, Shore ND, Gomella LG, Kamat AM, Bivalacqua TJ, Montgomery JS, Lerner SP, Busby JE, Poch M, Crispen PL, Steinberg GD, Schuckman AK, Downs TM, Mashni J Jr, Lane BR, Guzzo TJ, Bratslavsky G, Karsh LI, Woods ME, Brown G, Canter D, Luchey A, Lotan Y, Inman BA, Williams MB, Cookson MS, Chang SS, Sankin AI, O’Donnell MA, Sawutz D, Philipson R, Parker NR, Yla-Herttuala S, Rehm D, Jakobsen JS, Juul K, Dinney CPN. Korrespondenz: Colin P. N. Dinney, MD, Department of Urology Division of Surgery, University of Texas, MD Anderson Cancer Center, Houston, TX, USA. E-Mail: cdinney@mdanderson.org Studie: Efficacy of Intravesical Nadofaragene Firadenovec for Patients With Bacillus Calmette-Guérin-Unresponsive Nonmuscle-Invasive Bladder Cancer: 5-Year Follow-Up From a Phase 3 Trial. Quelle: J Urol. 2024 Jul;212(1):74-86. doi: 10.1097/JU.0000000000004020. Epub 2024 May 5. PMID: 38704840. Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/JU.0000000000004020

KOMMENTAR Die Autoren heben in der Publikation insbesondere das zystektomiefreie Überleben von knapp 50% nach 60 Monaten hervor, trotz der relativ geringen Rate an Patienten ohne high-grade Rezidiv. Leider machen die Autoren keine Angaben zur weiteren Therapie im Falle eines high-grade Rezidivs. Auch nach Darstellung der Studienergebnisse stellt das BCG refraktäre NMIBC ein komplexes Krankheitsbild mit limitierten Therapieoptionen bei Wunsch nach Blasenerhalt dar. Dementsprechend vage fällt die aktuelle EAU-Leitlinienempfehlung für diesen Fall aus, ohne eine spezifische Behandlungsmethode zu favorisieren.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital