Systematisches Review und Metaanalyse zur wiederholten transurethralen Resektion bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs
BLADDER CANCER Wien – Die wiederholte transurethrale Resektion (reTUR) ist eine in den Leitlinien empfohlene Behandlungsstrategie für Patienten mit nicht-muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (NMIBC) mit hohem Risiko, die mit einer transurethralen Resektion des Blasentumors (TURBT) behandelt wurden; der Einfluss aktueller prozeduraler/technologischer Entwicklungen auf die Ergebnisse der reTUR wurde bisher jedoch nicht evaluiert. Daher wurde in dieser Studie (systematische Literaturübersicht und Meta-Analyse) von einem internationalen Autorenteam um Takafumi Yanagisawa vom Comprehensive Cancer Center der Medizinischen Universität Wien, Österreich, eine Bewertung der Ergebnisse der reTUR beim NMIBC in der heutigen Zeit vorgenommen, wobei der Fokus auf zeitlichen Unterschieden und technologischen Fortschritten, insbesondere der photodynamischen Diagnostik und der En-bloc-Resektion des Blasentumors (ERBT), lag. Mehrere Datenbanken wurden nach Studien durchsucht, die die Ergebnisse der reTUR untersuchten, wie z.B. Residualtumor- und/oder Upstaging-Raten, deren prädiktive Faktoren und onkologische Ergebnisse, einschließlich rezidivfreies Überleben (RFS), progressionsfreies (PFS), krebsspezifisches (CSS) und Gesamtüberleben (OS). Die Autoren fassten die vergleichenden Ergebnisse unter Berücksichtigung des Einflusses möglicher Störfaktoren zusammen. Insgesamt waren 81 Studien für die Metaanalyse geeignet. Bei T1-Patienten, die in den 2010er Jahren initial mit konventioneller TURBT (cTURBT) behandelt wurden, betrugen die gepoolten Raten für Residualtumor und Upstaging nach reTUR 31,4% (95% Konfidenzintervall [KI] 26,0 – 37,2%) bzw. 2,8% (95% KI 2,0 – 3,8%). Trotz eines potenziellen Publikationsbias waren diese Raten signifikant niedriger als bei Patienten, die in den 1990er bis 2000er Jahren behandelt wurden (jeweils p < 0,001). ERBT und cTURBT mit visueller Verbesserung verbesserten die Resttumorraten nach reTUR im Vergleich zu cTURBT signifikant, sowohl in gematchten Kohortenanalysen als auch in multivariaten Analysen. In den Studien, in denen der Effekt möglicher Störfaktoren berücksichtigt wurde, war der Einsatz von ERBT mit einem um 25% geringeren Risiko für Residualtumoren nach reTUR assoziiert (Hazard Ratio [HR] 0,75; 95% KI 0,61 – 0,91; p = 0,004). Diese Assoziation blieb auch nach Subgruppenanalysen gemäß Studiendesign und Adjustierung für Störfaktoren signifikant. Die photodynamische Diagnostik zeigte ebenfalls einen Trend zur Reduktion der Resttumorrate, auch wenn der Effekt nach Adjustierung an Störfaktoren nicht statistisch signifikant war (HR 0,86; 95% KI 0,71 – 1,03; p = 0,094). In der Januar-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS beschreiben die Autoren, dass die ERBT im Vergleich zur konventionellen TURBT hinsichtlich der onkologischen Ergebnisse mit einem signifikant verbesserten RFS (HR 0,81; 95% KI 0,68 – 0,97; p = 0,021) und PFS (HR 0,75; 95% KI 0,59 – 0,95; p = 0,018) assoziiert war. Die photodynamische Diagnostik zeigte ebenfalls einen Trend zur Verbesserung von RFS und PFS, obwohl die Effekte nicht statistisch signifikant waren. (cw)
Autoren: Yanagisawa T, Kawada T, von Deimling M, Bekku K, Laukhtina E, Rajwa P, Chlosta M, Pradere B, D’Andrea D, Moschini M, Karakiewicz PI, Teoh JY, Miki J, Kimura T, Shariat SF. Korrespondenz: Shahrokh F. Shariat, Department of Urology, Medical University of Vienna, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Vienna, Austria. E-Mail: shahrokh.shariat@meduniwien.ac.at Studie: Repeat Transurethral Resection for Non-muscle-invasive Bladder Cancer: An Updated Systematic Review and Meta-analysis in the Contemporary Era. Quelle: Eur Urol Focus. 2024 Jan;10(1):41-56. doi: 10.1016/j.euf.2023.07.002. Epub 2023 Jul 24. PMID: 37495458. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(23)00173-6/fulltext
KOMMENTAR In der heutigen Zeit waren die Raten für residuelle Tumoren und Upstaging bei reTUR von T1-BCa-Patienten signifikant besser als bei Patienten, die in den 1990er bis 2000er Jahren behandelt wurden. Trotz eines potenziellen Publikationsbias könnte dies darauf hindeuten, dass eine verbesserte Resektionsqualität durch Fortschritte in der TURBT (d. h. Verwendung von Checklisten und Übernahme von Innovationen in der endoskopischen Technologie) zu besseren reTUR-Ergebnissen geführt hat. Neue Techniken wie die PDD-gesteuerte TURBT und/oder die ERBT schnitten hinsichtlich der Residualtumor-Raten bei reTUR besser ab als die cTURBT. Wenn eine hochwertige Resektion mit diesen neuen Methoden erreicht wird, scheinen Patienten mit einem einzelnen Tumor potenzielle Kandidaten für das Weglassen der reTUR zu sein; jedoch ist eine weitere Validierung dieser Ergebnisse erforderlich. Trotz des möglichen Einflusses von reTUR auf verbesserte onkologische Ergebnisse gibt es keinen klaren Nachweis für einen Überlebensvorteil von reTUR in der heutigen Zeit; daher sind weitere gut konzipierte RCTs dringend erforderlich.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital