Systematisches Review und Meta-Analyse über den Einsatz von MRT beim Prostatakrebs-Screening
PROSTATE CANCER Wien – Die MRT der Prostata wird zunehmend in das Screening auf Prostatakarzinom (PCa) integriert. Die internationalen Autoren um Tamás Fazekas vom Comprehensive Cancer Center Vienna der Medizinischen Universität Wien, Österreich, haben die bestehende Literatur zu Screeningpfaden, die eine MRT mit gezielter Biopsie beinhalten, systematisch ausgewertet und deren diagnostischen Wert im Vergleich zu rein PSA-basierten Screeningstrategien bewertet. Dazu wurden alle Publikationen bis Mai 2023 aus den folgenden Quellen berücksichtigt: PubMed/MEDLINE, Embase, Cochrane/Central, Scopus und Web of Science. Es wurden randomisierte klinische Studien und prospektive Kohortenstudien analysiert, sofern sie Daten zum diagnostischen Nutzen der Prostata-MRT im Rahmen des PCa-Screenings enthielten. Primärer Endpunkt war die Detektionsrate von klinisch signifikantem (cs)PCa. Sekundäre Endpunkte waren die Detektionsrate von klinisch nicht signifikantem PCa, die Biopsie-Indikationsrate und der positive prädiktive Wert für die Detektion von csPCa. Insgesamt wurden die Daten von 80.114 Männern aus 12 Studien zusammengefasst. Im Vergleich zum PSA-basierten Screening war die MRT-Strategie (sequenzielles Screening, PI-RADS Score ≥3 Cut-off für Biopsie) mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein csPCa bei positivem Testergebnis (OR 4,15; 95% CI 2,93 – 5,88; p ≤ 0,001) und einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine Biopsie per se (OR 0,28; 95% CI 0,22 – 0,36; p ≤ 0,001) verbunden und erkannte klinisch nicht signifikante Krebsfälle (OR 0,34; 95% CI 0,23 – 0,49; p = 0,002) ohne signifikante Unterschiede in der Detektion von csPCa (OR 1,02; 95% CI 0,75 – 1,37; p = 0,86). Wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im April 2024 beim JAMA ONCOLOGY mitteilen, war die Implementierung eines PI-RADS-Scores von 4 oder höher als Schwellenwert für die Biopsieauswahl mit einer weiteren Reduktion der Wahrscheinlichkeit verbunden, klinisch nicht signifikantes PCa (OR 0,23; 95% CI 0,05 – 0,97; p = 0,048) zu entdecken und reduzierte die Anzahl der durchgeführten Biopsien (OR 0,19; 95% CI 0,09 – 0,38; p = 0,01), ohne dass es zu einem Unterschied in der csPCa-Erkennung kam(OR 0,85; 95% CI 0,49 – 1,45; p = 0,22). (cw)
Autoren: Fazekas T, Shim SR, Basile G, Baboudjian M, Kói T, Przydacz M, Abufaraj M, Ploussard G, Kasivisvanathan V, Rivas JG, Gandaglia G, Szarvas T, Schoots IG, van den Bergh RCN, Leapman MS, Nyirády P, Shariat SF, Rajwa P. Korrespondenz: Tamás Fazekas, MD, Comprehensive Cancer Center, Department of Urology, Medical University of Vienna, Vienna, Austria. Studie: Magnetic Resonance Imaging in Prostate Cancer Screening: A Systematic Review and Meta-Analysis. Quelle: JAMA Oncol. 2024 Apr 5:e240734. doi: 10.1001/jamaoncol.2024.0734. Epub ahead of print. PMID: 38576242; PMCID: PMC10998247. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/article-abstract/2817308
KOMMENTAR Diese systematische Übersicht und Metaanalyse von 80.114 untersuchten Männern aus 12 Studien ergab, dass ein MRT-basiertes Prostatakrebs-Screening mit einer geringeren Anzahl unnötiger Prostatabiopsien und Detektionen von klinisch nicht signifikantem Prostatakrebs verbunden ist, während die Erkennung klinisch signifikanter Prostatakrebsfälle im Vergleich zu Strategien, die nur auf PSA basieren, gleich bleibt. Die Ergebnisse der Meta-Analyse unterstützen die Integration der Prostata-MRT in das Prostatakrebs-Screening, um die Balance zwischen Schaden und Nutzen für den Patienten zu verbessern. Offen bleibt die Frage, welcher PIRADS-Score die Biopsie auslösen sollte. Es erscheint naheliegend, dass zur Reduktion von Überdiagnosen eher ein höherer PIRADS-Score (>3) die Indikation zur Biopsie stellen sollte, jedoch bleibt hier eine Unschärfe, die insbesondere durch die bekannten Unterschiede in der MRT-Qualität und -Befundung keine eindeutige Aussage zulässt.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital