PRECISE Version 2: Aktualisierte Empfehlungen zur Befundung von MRT-Aufnahmen der Prostata bei Patienten unter aktiver Überwachung
PROSTATE CANCER London – Die Mitglieder der Arbeitsgruppe «Prostate Cancer Radiological Estimation of Change in Sequential Evaluation» (PRECISE) empfehlen eine Standardisierung der Befundung in der Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata bei Patienten, die wegen Prostatakrebs in aktiver Überwachung (Active Surveillance, AS) sind. Eine internationale Konsensusgruppe hat diese Empfehlungen kürzlich aktualisiert. Die Gruppe von 38 Experten um Cameron Englman von der Division of Surgery & Interventional Science des University College London, Vereinigtes Königreich, wandte die formale Konsensmethode «RAND/UCLA Appropriateness Method» an. Die Panelmitglieder bewerteten 193 Aussagen auf einer Skala von 1 bis 9, wobei 9 volle Zustimmung bedeutete. Die Teilnehmer waren sich einig, dass MRT-Scans einen Mindeststandard an Bildqualität erfüllen sollten (Median 9) oder bei unzureichender Qualität mit ‚X‘ bewertet werden sollten. Der Scan sollte sowohl mit dem Basis-MRT als auch mit früheren Scans verglichen werden (Median 9), wobei der PRECISE-Score die maximale Punktzahl für jede Läsion sein sollte (Median 8). PRECISE 3 (stabiles MRT) wurde in 3-V (sichtbare) und 3-NonV (nicht sichtbare) Läsionen unterteilt (Median 9). Prostate Imaging Reporting and Data System/Likert (PIRADS) ≥3 Läsionen sollten auf T2-gewichteten Bildern gemessen werden, wobei andere Sequenzen zur Identifikation verwendet werden können (Median 8), und wenn möglich bildlich dargestellt werden (Diagramme, Bildschirmfotos oder Konturen; Median 9). Wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY im März 2024 berichten, gibt es keinen Konsens darüber, wie die Tumorgröße gemessen werden sollte. Weitere Forschung ist daher erforderlich, um eine signifikante Größenzunahme zu definieren (Median 9). PRECISE 5 wurde als Progression zum Stadium ≥T3a definiert (Median 9). (cw)
Autoren: Englman C, Maffei D, Allen C, Kirkham A, Albertsen P, Kasivisvanathan V, Baroni RH, Briganti A, De Visschere P, Dickinson L, Gómez Rivas J, Haider MA, Kesch C, Loeb S, Macura KJ, Margolis D, Mitra AM, Padhani AR, Panebianco V, Pinto PA, Ploussard G, Puech P, Purysko AS, Radtke JP, Rannikko A, Rastinehad A, Renard-Penna R, Sanguedolce F, Schimmöller L, Schoots IG, Shariat SF, Schieda N, Tempany CM, Turkbey B, Valerio M, Villers A, Walz J, Barrett T, Giganti F, Moore CM. Korrespondenz: Francesco Giganti, Division of Surgery and Interventional Science, University College London, 3rd Floor, Charles Bell House, 43-45 Foley Street, London W1W 7TS, UK. E-Mail: f.giganti@ucl.ac.uk Studie: PRECISE Version 2: Updated Recommendations for Reporting Prostate Magnetic Resonance Imaging in Patients on Active Surveillance for Prostate Cancer. Quelle: Eur Urol. 2024 Mar 30:S0302-2838(24)02232-2. doi: 10.1016/j.eururo.2024.03.014. Epub ahead of print. PMID: 38556436. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283824022322
KOMMENTAR Die aktualisierten PRECISE-Empfehlungen spiegeln die den Expertenkonsens über Mindeststandards und Befundungskriterien für die MRT der Prostata bei AS wider. Die PRECISE-Empfehlungen bieten klare Standards und Kriterien für die Befundung von MRT-Untersuchungen der Prostata bei Patienten, die wegen eines Prostatakarzinoms aktiv überwacht werden. Diese Empfehlungen betonen die Bedeutung der Bildqualität, des Vergleichs mit früheren Scans, der einheitlichen Bewertung von Läsionen und der bildlichen Darstellung von Befunden. Die Feststellung, dass es keinen Konsens über die Messung der Tumorgröße gibt und dass weitere Forschung erforderlich ist, weist auf ein bestehendes Wissensdefizit hin, das angegangen werden muss, um die Effektivität der MRT bei der Überwachung des Prostatakarzinoms zu verbessern. Bei der Vielzahl der laufenden AS-Protokolle erscheint es sinnvoll, zumindest im Bereich der radiologischen Nachsorge einen Standard zu definieren, wofür der PRECISE-Score geeignet erscheint.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital