Phase-1-Studie mit Gemcitabin-freisetzendem intravesikalen Systems (TAR-200) bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs
BLADDER CANCER Nijmegen – Blasenkrebs ist weltweit die zehnthäufigste Krebserkrankung. Etwa 75% sind auf die Mukosa oder das subepitheliale Bindegewebe beschränkt (NMIBC). Aufgrund des hohen Rezidiv- und Progressionsrisikos in Abhängigkeit von der Risikostratifizierung und der damit verbundenen Notwendigkeit häufiger Kontrollen gilt Blasenkrebs als besonders kostenintensive Krebsentität. Eine Therapieoption zur Reduktion des Rezidivrisikos bei intermediärem NMIBC ist die Chemoinstillationstherapie. Die derzeitige Anwendung der intravesikalen Instillationstherapie erlaubt jedoch nur Instillationszeiten von 1 bis 2 Stunden. Bei einer ungefähren Zellzyklusdauer von 48 Stunden der Blasentumorzellen erreicht die klassische, episodische Instillation daher nur suboptimale Expositionszeiten. Gemcitabin ist ein etabliertes Medikament für die intravesikale Instillation. TAR-200 ist ein neues intravesikales Arzneimittelverabreichungssystem, das eine kontinuierliche intravesikale Applikation von niedrig dosiertem Gemcitabin ermöglicht. In der hier vorgestellten Phase-1b-Studie untersuchten die internationalen Autoren um F. Johannes P. van Valenberg vom Department of Urology am Radboud Universitair Medisch Centrum in Nijmegen, Niederlande, die Sicherheit, Verträglichkeit und initiale Antitumoreffekte von TAR-200. Insgesamt nahmen zwölf Patienten mit zystoskopischem Rezidiv eines papillären Tumors an der Phase-1b-Studie teil. TAR-200 wurde entweder zweimal für sieben Tage oder zweimal für 21 Tage eingesetzt. Nach 21 beziehungsweise 42 Tagen wurde bei allen Patienten eine TUR-B durchgeführt. Zwei Probanden konnten den zweiten Zyklus aufgrund von Nebenwirkungen nicht beenden. 11 Probanden berichteten über Nebenwirkungen, alle ≤ Grad 2, hauptsächlich Urge, Dysurie, Hämaturie und Obstipation. Bei keinem der Probanden konnte Gemcitabin im Blutserum nachgewiesen werden. Fünf Patienten (42%) zeigten entweder visuell oder histologisch ein komplettes Therapieansprechen (CR). Bei sechs Patienten zeigte sich histologisch ein pT1a-Tumor, bei einem ein CIS. In der Februar-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY OPEN SCIENCE berichten die Autoren darüber hinaus, dass sich in der anschliessenden zweijährigen Nachbeobachtungszeit bei zehn Patienten rezidivverdächtige Läsionen auftraten. Histologische Befunde lagen hierzu nur von vier Patienten vor, wobei in allen Fällen pTa-Tumore nachgewiesen werden konnten. Darunter ein Patient, welcher unter TAR-200 eine CR erreicht hatte. (fa)
Autoren: P van Valenberg FJ, van der Heijden AG, Cutie CJ, Bhanvadia S, Keegan KA, Hampras S, Sweiti H, Maffeo JC, Jin S, Chau A, Reynolds DL, Iarossi C, Kelley A, Li X, Stromberg KA, Michiel Sedelaar JP, Steenbruggen JJO, Somford DM, Alfred Witjes J. Korrespondenz: F. Johannes P. van Valenberg, Canisius Wilhelmina Hospital, Weg door Jonkerbos 100, 6532 SZ Nijmegen, The Netherlands. E-Mail: hans.van.valenberg@gmail.com Studie: The Safety, Tolerability, and Preliminary Efficacy of a Gemcitabine-releasing Intravesical System (TAR-200) in American Urological Association-defined Intermediate-risk Non-muscle-invasive Bladder Cancer Patients: A Phase 1b Study. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2024 Feb 16;62:8-15. doi: 10.1016/j.euros.2024.01.013. PMID: 38585206; PMCID: PMC10998271. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666168324002234
KOMMENTAR Neue, innovative Therapieverfahren zur Reduktion des Progressions- und Rezidivrisikos bei NMIBC sind aus medizinischer und gesundheitsökonomischer Sicht dringend erforderlich. Die Phase 1b Studie hat keine neuen Sicherheitsbedenken aufgeworfen, die klinische Wirksamkeit muss in grösseren Studien beurteilt werden.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital