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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Narratives Review zur onkologischen Nachsorge nach radikaler Zystektomie

BLADDER CANCER Zürich – Sowohl das muskelinvasive (MIBC) als auch das nicht-muskelinvasive (NMIBC) Harnblasenkarzinom ist durch eine hohe Rezidivrate gekennzeichnet, die beim MIBC bis zu 64% innerhalb von zwei Jahren nach der Therapie betragen kann. Dennoch gibt es bisher kaum belastbare Evidenz für das Nachsorgeschema, so dass dessen Grundlage im Wesentlichen auf Expertenmeinungen beruht. Um unnötige Untersuchungen und die damit verbundenen Kosten und Belastungen für die Patienten zu vermeiden und ein Rezidiv frühzeitig zu erkennen, ist es wichtig, ein fundiertes Nachsorgeprotokoll zu definieren. Zu diesem Zweck führten die Autoren um Ernest Kaufmann von der Universität Zürich ein narratives Review und eine Analyse der aktuellen Leitlinien durch. Von 188 identifizierten Studien erfüllten 29 mit insgesamt 23.218 Patienten die Einschlusskriterien. Zusammenfassend zeigte sich, dass die meisten Rezidive innerhalb von zwei Jahren auftraten, entweder lokal oder als Metastasen in Lunge, Leber, Knochen oder Gehirn. Faktoren, die das Rezidivrisiko erhöhten, waren ein höheres Tumorstadium, Lymphknotenbeteiligung, histologischer Subtyp und lymphovaskuläre Invasion. Die Nachsorgeprotokolle variierten in Häufigkeit und Art der Untersuchungen. Die Autoren vermuten in der Oktober-Ausgabe 2023 des JU OPEN PLUS, dass die circulating tumor DNA (ctDNA) in Zukunft als wichtiger Marker in der Nachsorge von MIBC dienen könnte. (fa)

Autoren: Kaufmann E, Black PC, Catto JWF, Djaladat H, Ghodoussipour S, Hamilton-Reeves JM, Jensen BT, Kassouf W, Lauridsen SV, Lerner SP, Llorente C, Loftus K, Lucca I, Martini A, Preston MA, Psutka SP, Sfakianos JP, Shah J, Wettstein MS, Williams SB, Daneshmand S, Fankhauser CD; on behalf of the Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) Cystectomy Committee. Korrespondenz: Christian D. Fankhauser, Department of Urology, Luzerner Kantonsspital, Spitalstrasse 6000, 16 Lucerne, Switzerland. E-Mail: cdfankhauser@gmail.com Studie: Oncological Surveillance After Radical Cystectomy: a Narrative Review of the Enhanced Recovery After Surgery Cystectomy Committee. Quelle: JU Open Plus 1(10):e00051, October 2023. doi: 10.1097/JU9.0000000000000046. Web: https://journals.lww.com/juop/fulltext/2023/10000/oncological_surveillance_after_radical_cystectomy_.2.aspx

KOMMENTAR Das durchgeführte Review und die Analyse aktueller Leitlinien zeigten relevante Unterschiede in den empfohlenen Nachsorgemodalitäten und -zeitpunkten. Die Autoren schlussfolgern, dass eine datenbasierte Individualisierung der Nachsorgeprotokolle notwendig ist und empfehlen den Einbezug neuer Biomarker, um die onkologische Nachsorge zu verbessern und unnötige Untersuchungen zu vermeiden. Ein erster Schritt in diese Richtung könnte die «Swiss Consensus Conference for functional and oncological follow-up after cystectomy and trimodal therapy» sein, die im Mai in Luzern stattfand.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital