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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ambulante Fulguration bei rezidivierendem Harnblasenkrebs Ta mit niedrigem Malignitätsgrad

BLADDER CANCER Toronto – Patienten mit einem Ta low-grade (LG) Urothelkarzinom der Harnblase (NMIBC) haben ein sehr geringes Risiko für eine Progression zum muskelinvasiven Uro­thelkarzinom der Blase (MIBC) oder für Metastasen. Dagegen sind Rezidive relativ häufig. Die Standardtherapie solcher Rezidive ist die transurethrale Resektion (TUR-B) unter Narkose. Die damit verbundenen Kosten sowie die Risiken der TUR-B und der wiederholten Narkosen bei einem meist älteren, morbiden Patientenkollektiv sind nicht unerheblich. Studien zeigen eine gute visuelle Identifikation von Ta LG Tumoren durch erfahrene Urologen, so dass die ambulante Fulguration (AF) kleiner Läsionen in Lokalanästhesie mit einem flexiblen Zystoskop eine mögliche Therapiealternative darstellt. Obwohl in einigen Leitlinien erwähnt, hat die AF bisher kaum Eingang in den klinischen Alltag gefunden. Ein möglicher Grund dafür könnte das Fehlen von Langzeitdaten sein. Dieser Umstand motivierte die Autoren um Christian Vitug von der Division of Urology am Mount Sinai Hospital in Toronto, Ontario, Kanada, die hier vorgestellte Studie durchzuführen. In der retrospektiven Analyse wurden die Daten von insgesamt 521 Patienten mit rezidivierendem, kleinem Ta LG NMIBC untersucht, von denen 270 Patienten mit AF behandelt worden waren. Untersucht wurden die krebsspezifische Mortalität (CSF) und die Progressionsrate zu MIBC oder Metastasen sowie mögliche Kosteneinsparungen. Die durchschnittliche Anzahl der AF pro Patient betrug 3.1 (SD 3,1) über einen medianen Untersuchungszeitraum von 10,1 Jahren (IQR 5,8 – 16,2). In der Vergleichsgruppe wurden durchschnittlich 3,6 TUR-B (SD 3,0) durchgeführt. Insgesamt erhielten 44,4% der Patienten nie eine intravesikale Therapie. Die 10-Jahres-Inzidenz für CSM und Progression betrug 0% bzw. 3,1% (95% Konfidenzintervall 0,8 – 5,4%), wie die Autoren in der März-Ausgabe 2024 des BJU INTERNATIONAL berichten. Die direkten Kosteneinsparungen für das kanadische Gesundheitssystem wurden auf umgerechnet ca. 4.700 CHF pro Patient über den Studienzeitraum geschätzt. (fa)

Autoren: Vitug C, Lajkosz K, Chavarriaga J, Llano A, Din S, Villegas E, Kuk C, Chan A, Gao B, Hemminki O, Kot D, Misurka J, van der Kwast TH, Wallis C, Jewett MAS, Soloway MS, Fleshner NE, Kulkarni GS, Zlotta AR. Korrespondenz: Alexandre R. Zlotta, Department of Surgery, Division of Urology, Mount Sinai Hospital, 60 Murray St. 6th floor, Room 6004 Box 19, Toronto, ON M5T 3L9, Canada. E-Mail: alexandre.zlotta@sinaihealth.ca Studie: Long-term outcomes and cost savings of office fulguration of papillary Ta low-grade bladder cancer. Quelle: BJU Int. 2024 Mar;133(3):289-296. doi: 10.1111/bju.16269. Epub 2024 Jan 5. PMID: 38105525. Web: https://bjui-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.16269

KOMMENTAR Aus onkologischer Sicht scheint die AF eine sichere Therapieoption bei rezidivierendem Ta LG NMIBC zu sein, wobei anzumerken ist, dass die AF-Gruppe signifikant häufiger eine intravesikale BCG-Instillationstherapie erhielt, die neben dem Rezidivrisiko auch das Progressionsrisiko senkt. Es fand kein Matching zwischen den Gruppen statt, so dass die gesamte Studie mit Vorsicht zu interpretieren ist. Die Einsparung von 4.700 CHF pro Patient über einen medianen Zeitraum von 10 Jahren erscheint angesichts der hohen Gesundheitskosten von Blasenkrebs nicht sehr beeindruckend, wobei sich diese Daten auf das kanadische Gesundheitssystem beziehen.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital