Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Hinweise auf Retinotoxizität bei Langzeittherapie mit Vardenafil

MEDICAL RETINA Budapest – Phosphodiesterase(PDE)-Hemmer wie Vardenafil werden hauptsächlich zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt, indem sie den Spiegel des zyklischen Guanosinmonophosphats (cGMP) erhöhen. Neuere Studien haben auch eine signifikante kardioprotektive Wirkung bei verschiedenen Erkrankungen, einschliesslich Diabetes, bei langfristiger, kontinuierlicher Anwendung gezeigt. Allerdings wirken PDE-Hemmer nicht spezifisch gegen Phosphodiesterase-5 (PDE5) und hemmen auch andere PDE-Isoenzyme, z. B. in der Retina. Da ein anhaltender Anstieg von cGMP in Photorezeptoren bekanntermassen toxisch ist, stellten die Autoren um Klaudia Szabó vom Institute of Education and Psychology at Szombathely an der ELTE Eötvös Loránd University in Szombathely, Ungarn, die Hypothese auf, dass eine Langzeitbehandlung mit Vardenafil zu Retinotoxizität führen könnte. Die Hypothese wurde an einem klinisch relevanten Tiermodell für Diabetes mellitus Typ 2 getestet. Histologische Experimente wurden an schlanken und diabetischen fettleibigen Ratten durchgeführt. Die Hälfte der Tiere wurde sechs Monate lang mit Vardenafil behandelt und die Auswirkungen auf die Netzhaut wurden untersucht. Die Behandlung mit Vardenafil verminderte die Degeneration der äusseren Stäbchensegmente, verringerte jedoch die Anzahl der Stäbchen an einigen Stellen und induzierte Veränderungen in der Interphotorezeptor-Matrix, sogar bei nicht diabetischen Kon-trolltieren. Die Behandlung mit Vardenafil verringerte die Gesamtdicke der Netzhaut bei Kontroll- und diabetischen Tieren und reduzierte die Anzahl der Kerne in der äusseren Körnerschicht. Eine Aktivierung der Müller-Zellen war sogar bei den mit Vardenafil behandelten Kontrolltieren nachweisbar, und Vardenafil verbesserte die Gliose in der Diabetikergruppe nicht. Die mit Vardenafil behandelten Tiere zeigten komplexe Netzhautveränderungen mit Verbesserungen einiger Parameter und Verschlechterungen anderer. In der Juni-Ausgabe 2024 des Fachjournals EXPERIMENTAL EYE RESEARCH fassen die Autoren zusammen, dass ihre Ergebnisse auf eine Retinotoxizität von Vardenafil hindeuten, auch wenn kein Diabetes vorliegt, was Zweifel an der Netzhautsicherheit bei langfristiger kontinuierlicher Verabreichung von Vardenafil aufkommen lässt. Dieser Effekt sollte bei der Zulassung von PDE-Hemmern für alternative Indikationen berücksichtigt werden. (bs)

Autoren: Szabó K, Dékány B, Énzsöly A, Hajdú RI, Laurik-Feuerstein LK, Szabó A, Radovits T, Mátyás C, Oláh A, Kovács KA, Szél Á, Somfai GM, Lukáts Á. Korrespondenz: Ákos Lukáts, Institute of Translational Medicine, Translational Retina Research Group, Semmelweis University, Budapest, Hungary. E-Mail: lukatsakos@gmail.com Studie: Possible retinotoxicity of long-term vardenafil treatment. Quelle: Exp Eye Res. 2024 Jun;243:109890. doi: 10.1016/j.exer.2024.109890. Epub 2024 Apr 13. PMID: 38615833. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0014483524001118