Fallbericht: Ernährungsbedingte Katarakt und Phakoemulsifikation beim Wolf
KATARAKT Nantes – Aus Frankreich wird über einen Wolfswurf mit ernährungsbedingter Katarakt und die Behandlungsergebnisse nach Phakoemulsifikation berichtet. Maria Cabrero et al. von der Ophthalmology Unit des Atlantia Veterinary Hospital Center in Nantes diagnostizierten bei vier 10 Wochen alten Wölfen (Canis lupus), die von Hand gefüttert wurden, eine beidseitige ernährungsbedingte Katarakt. Die Befunde umfassten das Signalement, die Ergebnisse der körperlichen und ophthalmologischen Untersuchung, die Ergebnisse der okulären Ultraschalls und der Elektroretinographie sowie die postoperative Ergebnisse. Alle vier Wölfe wurden von der Mutter verstoßen und ab dem Alter von 5 Tagen bis zum Absetzen im Alter von 6 Wochen von Hand mit einer handelsüblichen künstlichen Milch aufgezogen.
Bei der Erstvorstellung wurde bei allen Patienten eine bilaterale Katarakt (8/8 Augen) diagnostiziert, wobei drei der vier Wölfe visuelle Defizite aufwiesen. Die wichtigsten Augenanomalien waren reife Katarakt mit linsenbedingter Uveitis (3/8 Augen, zwei Wölfe), unreife Katarakt (1/8 Augen, ein Wolf) und perinukleäre und posteriore kortikale/subkapsuläre Linsentrübungen (4/8 Augen, drei Wölfe). Drei der vier Wölfe (sechs Augen) erhielten eine bilaterale Phakoemulsifikation mit intraokularer Linsenimplantation. Bei der letzten Untersuchung zwei Monate postoperativ waren alle operierten Augen (6/6) sehend, bei 2/6 Augen wurde eine Proliferation von Elschnig-Perlen und bei 6/6 Augen eine leichte posteriore Kapselopazifikation beobachtet. Beim nicht operierten Wolf blieb die Katarakt stabil und beeinträchtigte die Sehachse beider Augen nicht.
In der elektronischen Vorabpublikation im März 2024 beim Fachjournals VETERINARY OPHTHALMOLOGY weisen die Autoren darauf hin, dass es sich um die erste Beschreibung einer Phakoemulsifikation bei Wölfen handelt. Die Phakoemulsifikation scheint eine praktikable Therapieoption für in Gefangenschaft gehaltene Wölfe mit ernährungsbedingter Katarakt zu sein. Bei von Hand aufgezogenen Jungtieren müsse besonders darauf geachtet werden, dass die künstliche Milch einen ausreichenden Aminosäuregehalt aufweist. (bs)
Autoren: Cabrero M, Guyonnet A, Risi E, Bourguet A. Korrespondenz: Aurélie Bourguet, Atlantia Veterinary Hospital, 22 Rue René Viviani, Nantes, France. E-Mail: bourguetaurelie@gmail.com Studie: Nutritional cataracts in a wolf litter treated by phacoemulsification. Quelle: Vet Ophthalmol. 2024 Mar 18. doi: 10.1111/vop.13206. Epub ahead of print. PMID: 38499479. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/vop.13206