Strategien in der urologischen Weiterbildung: Steigerung der Vertrauenswürdigkeit der Assistenten durch Vertrauen der Ausbilder
GENERAL UROLOGY Ann Arbor – Der Text von Sebin Choi et al. aus der University of Michigan in Ann Arbor, Vereinigte Staaten, ist eine essayartige Zusammenfassung einer Arbeit aus den USA zur modernen Lehr- und Ausbildungsmethode des «Entrustment», wie sie beispielsweise an mehreren Kliniken in der Schweiz mittels «PREPARE» App angewandt wird. Vertrauensbildung/Entrustment ist eine Reihe aktiver Entscheidungen seitens eines leitenden Arztes oder einer leitenden Ärztin, die darauf beruhen, dass die gezeigten Kompetenzen eines Assistenzarztes oder einer Assistenzärztin eine schrittweise Reduzierung der Überwachungsebene ermöglichen. Es ist wichtig zu betonen, dass die schrittweise und absichtliche Reduzierung der Überwachung zugunsten von mehr Vertrauensbildung nicht dasselbe ist wie das Fehlen von Überwachung. Beispielsweise kann volle Vertrauenswürdigkeit gezeigt werden, wenn der Ausbilder bzw. die Ausbilderin den operativen Plan eines Assistenzarztes bzw. einer Assistenzärztin direkt verfolgt, während volles Vertrauen gezeigt wird, wenn ein Assistenzarzt bzw. eine Assistenzärztin einen vollständigen Operationsplan erstellt, der dann genau umgesetzt wird. Die gezielte Entwicklung von Vertrauensbildungsprozessen seitens der Leitung und der Vertrauenswürdigkeit der Assistenzärzte und -ärztinnen hat sich als wirksam erwiesen, um die chirurgischen Möglichkeiten für Assistenzärzte und -ärztinnen der Allgemeinchirurgie im Operationssaal zu erhöhen. Wenn ein Ausbilder bzw. eine Ausbilderin zunehmendes Vertrauen gewährt, kann dies zu mehr Möglichkeiten für die Assistenzärzte und -ärztinnen während intraoperativer Verfahren führen, um ihre operative Autonomie voranzutreiben. Der dringende Bedarf an innovativen Strategien, um das Vertrauen der Lehrkäfte und die Vertrauenswürdigkeit der Assistenzärzte und -ärztinnen im Operationssaal zu erleichtern, ergibt sich aus den komplexen Verantwortlichkeiten, denen Ausbilder gegenüberstehen. Dazu gehören Richtlinien zur Patientensicherheit, Vorschriften zu Dienstzeiten, Überwachungsanforderungen, Ressourceneffizienz sowie Lehre und Bewertung von Lernenden. Das Verständnis dafür, wie Vertrauen in der urologischen Ausbildung von Ausbildern auf Assistenten voranschreitet, kann die Möglichkeiten für Lehr- und Lernchancen in urologischen Ausbildungsprogrammen verbessern. Um Einblicke in die Vertrauensbildung der Ausbilder und die Entwicklung von Vertrauenswürdigkeit von Assistenzärzten und -ärztinnen in urologischen Fällen zu gewinnen, wurden zwischen November 2019 und Februar 2020 Baseline-Daten mit «OPTrust», einem validierten Instrument, gesammelt. Die Studie umfasste Fälle unterschiedlicher Komplexität, darunter Ureteroskopie, Orchiopexie und roboterassistierte laparoskopische Prostatektomie. Daten zum Ausbildervertrauen und Assistentenvertrauenswürdigkeit wurden aus 35 Fällen gesammelt, an denen Ausbildende mit 3 bis 22 Jahren Erfahrung und Assistenzärzte und -ärztinnen im Facharztjahr 2 bis 6 beteiligt waren. Die Analyse ergab eine sehr hohe Korrelation zwischen der Einschätzung der Ausbilder und der der Lernenden, wie die Autoren in der November-Ausgabe 2023 des Fachjournals UROLOGY PRACTICE darstellen. Diese Ergebnisse tragen dazu bei, die Dynamik in der urologischen Ausbildung zu verstehen und bieten Einblicke, die zur Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Autonomie und des Selbstvertrauens von Assistenzärzten und -ärztinnen in ihrer chirurgischen Ausbildung beitragen können. (cw)
Autoren: Choi S, Lingaya MA, Puli A, Evans J, Sandhu G, Matusko N, Hafez K, Ambani S, Kraft KH. Korrespondenz: Kate H. Kraft, Department of Urology, Michigan Medicine, 1500 E, Medical Center Dr, SPC 5330, Ann Arbor, MI 48109, USA. E-Mail: kraftk@med.umich.edu Studie: Increasing Trainee Entrustability in Urology Training Through Faculty Entrustment. Quelle: Urol Pract. 2023 Nov;10(6):531-533. doi: 10.1097/UPJ.0000000000000439. Epub 2023 Aug 4. PMID: 37539989. Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/UPJ.0000000000000439
KOMMENTAR Es besteht weiterhin ein Mangel an Selbstvertrauen bei vielen Absolventen der urologischen Ausbildung, wenn sie den Übergang zur eigenverantwortlichen Tätigkeit vollziehen. Etwa zwei Drittel der urologischen Assistenzärzte und -ärztinnen in den USA entscheiden sich für weiterführende Ausbildungen, um Ausbildungslücken zu überwinden. Während der Facharztausbildung erhalten urologische Assistenten somit möglicherweise nicht angemessene Grade an überwachter Autonomie, um die notwendigen operativen Fähigkeiten und das persönliche Selbstvertrauen zur eigenständigen Durchführung von Eingriffen zu entwickeln. Eine schrittweise zunehmende operative Autonomie während der Facharztausbildung könnte Urologie-Assistenzärzte und -ärztinnen besser darauf vorbereiten, nach ihrem Abschluss selbstbewusst und sicher zu praktizieren.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital