Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Langfristige Auswirkungen der Krebsdiagnose bei Hodenkrebsüberlebenden

TESTIS CANCER Oslo – Die langfristigen Auswirkungen einer Krebsdiagnose auf die Lebensqualität (QoL) und wie wir Krebsüberlebende unterstützen können sind bisher nur wenig verstanden. Männer mit Hodenkrebs werden oft im späten Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter diagnostiziert, und die Behandlungen können ihr Leben für viele Jahrzehnte beeinflussen. Fosså et al. untersuchten am Department of Oncology des Oslo University Hospital, Finnland, langfristige negative Gesundheitsauswirkungen und die gesundheitsbezogene Gesamtlebensqualität (HRQoL) bei norwegischen Hodenkrebsüberlebenden im Rahmen einer longitudinalen Umfragenstudie. 427 Männer mit der Diagnose Hodenkrebs in den Jahren 1980 bis 1994, welche an der norwegischen Hodenkrebsstudie teilgenommen hatten, wurden einbezogen. Fragebögen wurden 12 und 28 Jahre (median) nach der Behandlung beantwortet. Die Patienten waren mit einer alleinigen Operation (n = 55), einer Standarddosis platinbasierter Chemotherapie (PBCT) (n = 222) oder einer Hochdosis-PBCT (PBCT-high) (Cisplatin > 850mg) (n = 50) behandelt worden. Die HRQoL-Ergebnisse wurden mit einer altersangepassten männlichen Kontrollgruppe aus der allgemeinen Bevölkerung verglichen. Typische Nebenwirkungen der platinbasierten Chemotherapie wie periphere sensorische Neuropathie, Tinnitus und das Raynaud-Syndrom traten häufiger bei Patienten auf, die vor der ersten und/oder vor der zweiten Umfragerunde eine Chemotherapie erhalten hatten, wobei Männer in der PBCT-high-Gruppe die höchste Prävalenz berichteten (p < 0,05). Die Anzahl der Männer, die über periphere sensorische Neuropathie, Tinnitus, Hörverlust und chronische Müdigkeit berichteten, stieg im Laufe der Zeit in der Chemotherapiegruppe signifikant an. Es wurden keine Unterschiede in der HRQoL festgestellt im Vergleich zu einer gleichaltrigen Kontrollgruppe. Bei der Umfrage 28 Jahre nach Diagnose berichteten jedoch Männer, die PBCT-high erhalten hatten, über eine schlechtere körperliche und psychische Gesundheit (körperliche Gesundheit: Δ 3,7 Punkte; psychische Gesundheit: Δ 2,5 Punkte). Wie die Autoren in der Dezember-Ausgabe 2023 des Fachjournals ANNALS OF ONCOLOGY darstellen, waren periphere sensorische Neuropathie, Schmerzen, chronische Müdigkeit, sexuelle Dysfunktion, Arbeitslosigkeit und geringerer Bildungsstand mit einer schlechteren selbstberichteten körperlichen Gesundheit verbunden. (fa)

Autoren: Fosså SD, Haugnes HS, Dahl AA, Kiserud CE, Fosså A, Skalleberg J, Myklebust TÅ. Korrespondenz: Dr Sophie D. Fosså, Oslo University Hospital, Department of Oncology, Postbox 4953, Nydalen, 0424, Oslo, Norway. E-Mail: s.d.fossa@medisin.uio.no Studie: Adverse health outcomes and global quality of life in long-term testicular cancer survivors: a longitudinal 30-year perspective. Quelle: Ann Oncol. 2023 Dec;34(12):1165-1174. doi: 10.1016/j.annonc.2023.09.3101. Epub 2023 Sep 21. PMID: 37739265. Web: https://www.annalsofoncology.org/article/S0923-7534(23)03939-X/abstract

KOMMENTAR Es handelt sich um eine einzigartige Studie, da sie die individuellen Veränderungen der HRQoL von Hodenkrebsüberlebenden über einen Zeitraum von fast drei Jahrzehnten nach Behandlung erfasst. Die Autoren schlussfolgern, dass Patienten mit Hodenkrebs, die für eine PBCT vorgesehen sind, besser über deren langfristigen Risiken der Entwicklung von peripherer Neuropathie, dem Raynaud-Syndrom, Tinnitus und Hörverlust aufgeklärt werden sollten. Eine frühzeitige multidisziplinäre Rehabilitation für die Gruppe der PBCT-high zur Erhaltung der Gesundheit ist angebracht.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital