Vergleich von Tadalafil- und Silodosin-Monotherapie sowie der Kombination beider Wirkstoffe bei LUTS aufgrund benigner Prostatahyperplasie
LOWER URINARY TRACT Qena – In dieser ägyptischen Single-Center Studie aus dem Urology Department des Qena University Hospital der South Valley University von Mostafa AbdelRazek et al. wurde die Wirksamkeit von Tadalafil allein, Silodosin allein und der Kombination beider Wirkstoffe bei der Behandlung von lower urinary tract symptoms (LUTS) in Verbindung mit einer prostatogenen Blasenentleerungsstörung (BPO) untersucht. Patienten mit BPO, die an LUTS litten, wurden randomisiert in drei Gruppen eingeteilt: A (101 Patienten) erhielten Tadalafil, 5 mg; B (102 Patienten) erhielten Silodosin, 8 mg und Gruppe C (105 Patienten) erhielt die Kombination von Tadalafil, 5 mg, und Silodosin, 8 mg. Bei allen Teilnehmern wurden die Veränderungen der maximalen Harnflussrate (Qmax), des International Prostate Symptom Score (IPSS), des International Index of Erectile Function (IIEF) und Unterschiede im Restharn (PVR) nach der Miktion untersucht. Einschlusskriterien waren Alter > 50 Jahre, IPSS > 8, IIEF Score > 12, Qmax < 10 mL/s und PVR Urin < 200 cc. Ausschlusskriterien waren das vermutete Vorhandensein eines Prostatakarzinoms oder eines Harnblasenkarzinoms, komplizierte BPO (Patienten mit rezidivierenden Harnverhalten, Niereninsuffizienz, rezidivierenden Harnwegsinfektionen, rezidivierenden Blasensteinen oder Makrohämaturie als Folge der BPO), kardial vorerkrankte Patienten, Diabetiker und Patienten mit einer Überempfindlichkeitsreaktion auf die verwendeten Medikamente. Drei Monate nach der Behandlung lagen die mittleren Qmax-Werte bei 14,4 ml/s in Gruppe A, 15,2 ml/s in Gruppe B und 15,8 ml/s in Gruppe C und die mittleren IPSS-Werte lagen bei 17,6 in Gruppe A, 16,7 in Gruppe B und 15,6 in Gruppe C (p < 0,001). Die Differenz zwischen den Ausgangswerten vor Behandlung und den Ergebnissen bei laufender Behandlung (sowohl Qmax, IPSS, PVR und IIEF) war jeweils immer am grössten in der Gruppe C (p < 0,001), wie die Autoren in der Veröffentlichung im August 2022 im WORLD JOURNAL OF UROLOGY angeben. Die Nebenwirkung einer retrograden Ejakulation wurde in der Studie erhoben, aber die Ergebnisse diesbezüglich sind im Fliesstext und in der Tabelle widersprüchlich (siehe Kommentar). (cw)
Autoren: AbdelRazek M, Abolyosr A, Mhammed O, Fathi A, Talaat M, Hassan A. Korrespondenz: Mostafa AbdelRazek, Urology Department, Qena University Hospital, South Valley University, Qena, P.O: 83523, Egypt. E-Mail: mostafa_uro@yahoo.com Studie: Prospective comparison of tadalafil 5 mg alone, silodosin 8 mg alone, and the combination of both in treatment of lower urinary tract symptoms related to benign prostatic hyperplasia. Quelle: World J Urol. 2022 Aug;40(8):2063-2070. doi: 10.1007/s00345-022-04071-7. Epub 2022 Jun 30. PMID: 35773357; PMCID: PMC9279271. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-022-04071-7
KOMMENTAR Bekanntermassen sind Tadalafil und Silodosin wirksame Behandlungsoptionen für Männer mit BPO und LUTS. Diese randomisierte Studie liefert nun Hinweise dafür, dass die Kombination der beiden Wirkstoffe möglicherweise eine weitere Verbesserung darstellen könnte. Insgesamt sind die berichteten Unterschiede jedoch relativ gering ausgeprägt. Die Autoren berichten von keinen signifikanten Unterschieden bei den Nebenwirkungen unter der Kombinationstherapie. Im Fliesstext wird sogar erwähnt, dass die retrograde Ejakulation bei der Kombinationstherapie weniger häufig vorhanden wäre. Die mitgelieferte Tabelle berichtet jedoch von anderen Zahlen, weshalb die Datenqualität der gesamten Studie hinterfragt werden muss.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital