Systematisches Review zu prädiktiven Faktoren für die Erfolgsrate der sakralen Neuromodulation

NEUROUROLOGY Maastricht – Die sakrale Neuromodulation (SNM) ist eine wirksame second-line Therapie, wenn medikamentöse Therapieversuche bei der neurogenen Blasenfunktionsstörung versagen und wird am häufigsten bei der überaktiven Harnblase angewandt. Die Ergebnisse der SNM im individuellen Fall sind jedoch schwer abschätzbar. Mehrere Faktoren, die sich auf das Ergebnis der SNM auswirken könnten, wurden in der Literatur untersucht. Diese systematische Übersichtsarbeit einer Forschungsgruppe um Ranjana Jairam aus dem Department of Urology am Maastricht University Medical Centre in den Niederlanden untersuchte diese prädiktiven Faktoren und ihre mögliche Bedeutung für die klinische Praxis. Hierfür wurde eine systematische Übersichtsarbeit gemäß den PRISMA Richtlinien durchgeführt. Insgesamt 78 Studien (davon 11 Abstracts) wurden inkludiert. Es zeigte sich, dass bei Frauen, jüngeren Patienten und Tined Lead-SNM tendenziell bessere Erfolge erzielt werden. Keinen Einfluss auf das Ergebnis hatten hingegen folgende Faktoren: frühere Rückenoperationen, Operationen wegen
Stressharninkontinenz, affektive Störungen und die Dauer der Beschwerden. Eine verminderte Detrusorkontraktilität ist hingegen mit einer geringeren Erfolgsrate verbunden, wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation beim Fachjournal UROLOGIA INTERNATIONALIS im Mai 2022 veröffentlichen. Der Grad der Evidenz der meisten Studien lag bei 3b. (cw)

Autoren: Jairam R, Drossaerts J, Marcelissen T, van Koeveringe G, Vrijens D, van Kerrebroeck P. Korrespondenz: Ranjana Jairam, Department of Urology, Maastricht University Medical Centre (MUMC+), Mastricht, The Netherlands. E-Mail: rjairam89@hotmail.com Studie: Predictive Factors in Sacral Neuromodulation: A Systematic Review. Quelle: Urol Int. 2022;106(4):323-343. doi: 10.1159/000513937. Epub 2021 May 31. PMID: 34058731; PMCID: PMC9153358. Web: https://www.karger.com/Article/FullText/513937

KOMMENTAR Auch wenn dieses systematische Review diverse prädiktive Faktoren untersucht hat, die einen Zusammenhang mit dem Erfolg einer SNM-Implantation haben könnten, war schliesslich doch der Evidenzgrad aufgrund der zumeist sehr kleinen Kohortengrössen und den heterogenen Kohorten nur beschränkt und schliesslich kann aufgrund dieser Arbeit kein allgemeingültiger Konsens erzielt werden. Die SNM-Implantation wird nur selten durchgeführt und meistens abseits grösser angelegter prospektiver Studien. Insgesamt ist auch die Wirkungsweise der SNM-Implantation nur im Grundsatz verstanden. Hier sollte angesetzt werden, um die zukünftige Versorgung von PatientInnen mit SNM zu verbessern.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital