Kataraktchirurgische Ausbildung in Europa: Umfrage des European Board of Ophthalmology
CATARACT Antwerpen – Augenärzte in Europa, die kurz zuvor ihr Diplom erhalten hatten, wurden zu den Ausbildungsmöglichkeiten in der Kataraktchirurgie (CS) befragt. Die Umfrage wurde in den Mitgliedsländern des European Board of Ophthalmology (EBO) durchgeführt. Sorcha Ní Dhubhghaill aus der ophthalmologischen Abteilung des Universitätskrankenhauses Antwerpen in Belgien und zahlreiche europäische Kollegen werteten die anonymen Umfrageergebnisse in einer Querschnittsstudie aus. Die Umfrage wurde als Online-Fragebogen mit 23 Fragen den Ärzten zur Verfügung gestellt, die zwischen 2018 und 2022 als Assistenzärzte die Prüfung zur Erlangung des EBO-Diploms abgelegt hatten. An der Umfrage nahmen 821 Augenärzte aus 30 Ländern teil. Die durchschnittliche Dauer der Facharztausbildung lag bei 4,73 Jahren. Am Ende ihrer Facharztausbildung hatten die Teilnehmer im Durchschnitt 80,7 kataraktchirurgische Eingriffe durchgeführt (Standardabweichung 100,6). Interessanterweise gaben jedoch mehr als 25% der Befragten (n = 210) an, während ihrer Facharztausbildung kein Live-Training in CS erhalten zu haben. Das Selbstvertrauen (Skala von 1 bis 10), einen einfachen Fall oder einen anspruchsvollen Fall durchzuführen, eine posteriore Kapselruptur zu bewältigen und eine Hornhautnaht durchzuführen, wurde mit 4,1, 3,2, 4,2 bzw. 2,4 angegeben. Es wurden grosse Unterschiede zwischen den europäischen Auszubildenden in Bezug auf das klinische Angebot zur Durchführung von CS und das berichtete Selbstvertrauen bei der Durchführung von CS festgestellt. Frauen führten durchschnittlich 18% weniger Eingriffe durch als ihre männlichen Kollegen und zeigten auch weniger Selbstvertrauen in ihre chirurgischen Fähigkeiten (p < 0,05). Teilnehmer, die länger als fünf Jahre in Facharztausbildung waren, führten weniger Eingriffe durch und fühlten sich unsicherer als Teilnehmer mit kürzerer Ausbildungsdauer (p < 0,001). Die Bedeutung von Stipendien für die Vervollständigung der chirurgischen Ausbildung wurde mit 7,7 von 10 Punkten bewertet. Die Autoren stellten in der November-Ausgabe 2023 des Fachjournals JOURNAL OF CATARACT AND REFRACTIVE SURGERY fest, dass die Ausbildung in der Augenchirurgie in den europäischen Ländern uneinheitlich ist. Weibliche Assistenzärzte in der Augenheilkunde erfahren, ähnlich wie in anderen Fachgebieten, weiterhin eine offensichtliche geschlechtsspezifische Benachteiligung. Die Autoren halten es für notwendig, auf europäischer Ebene Empfehlungen zur Verbesserung und Standardisierung von kompetenzbasierten Ausbildungsprogrammen in der Augenheilkunde auszusprechen und die Förderung von Weiterbildungsprogrammen nach der Facharztausbildung zu unterstützen. (bs)
Autoren: Ní Dhubhghaill S, Sanogo M, Lefebvre F, Aclimandos W, Asoklis R, Atilla H, Creuzot-Garcher C, Curtin D, Cvenkel B, Flanagan L, Kivelä TT, Maino A, Martinez Costa R, Priglinger S, Prior Filipe H, Stopa M, Strong B, Sturmer J, Tassignon MJ, Ivekovic R, Bourcier T. Korrespondenz: Tristan Bourcier, MD, PhD, Ophthalmology Department, NHC, Strasbourg University Hospital, BP426, 67091 Strasbourg, France. E-Mail: tristan.bourcier@chru-strasbourg.fr Studie: Cataract surgical training in Europe: European Board of Ophthalmology survey. Quelle: J Cataract Refract Surg. 2023 Nov 1;49(11):1120-1127. doi: 10.1097/j.jcrs.0000000000001280. PMID: 37867285. Web: https://journals.lww.com/jcrs/abstract/2023/11000/cataract_surgical_training_in_europe__european.7.aspx