Cochrane-Review zur Effektivität und Sicherheit von Kortikosteroid-Implantaten bei chronischer nicht-infektiöser Uveitis
NEUROOPHTHA Aurora – Die Uveitis umfasst eine Gruppe entzündlicher Augenerkrankungen und ist die fünfthäufigste Ursache für Sehverlust in Ländern mit hohem Einkommen. Die Inzidenz ist bei der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter am höchsten. Kortikosteroide sind die Hauptbehandlung für alle Subtypen der nicht-infektiösen Uveitis. Sie können oral, topisch als Tropfen, durch periokulare oder intravitreale Injektion oder durch chirurgische Implantation verabreicht werden. Amit Reddy aus dem Department of Ophthalmology des University of Colorado Anschutz Medical Campus in Aurora im Bundesstaat Colorado, Vereinigte Staaten, und Kollegen untersuchten die Wirksamkeit und Sicherheit von Steroidimplantaten bei Patienten mit chronischer nichtinfektiöser posteriorer und intermediärer Uveitis und Panuveitis. Durchsucht wurden die Studiendatenbanken CENTRAL (enthält das Cochrane Eyes and Vision Trials Register), MEDLINE Ovid, Embase, PubMed, LILACS und drei Studienregister bis November 2021 durchsucht. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, die entweder intravitreale Implantate mit Fluocinolonacetonid (FA) oder Dexamethason (DEX) mit einer Standardtherapie oder Scheinbehandlungen verglichen und die eine Nachbeobachtungszeit von mindestens sechs Monaten nach der Behandlung aufwiesen. Berücksichtigt wurden Studien mit Probanden aller Altersgruppen, die an einer chronischen, nicht-infektiösen posterioren oder intermediären Uveitis oder Panuveitis litten und deren Sehvermögen besser war als die Erkennung einer Handbewegung. Es wurde die Standard-Cochrane-Methode angewandt. Insgesamt wurden Daten aus vier Studien (683 Teilnehmer, 907 Augen) eingeschlossen, in denen Kortikosteroid-Implantate entweder mit Schein- oder Standardtherapie verglichen wurden. Von den beiden Studien, in denen Kortikosteroid-Implantate mit einer Scheinbehandlung verglichen wurden, untersuchte eine ein 0,18 mg FA-Implantat und die andere ein 0,7 mg DEX-Implantat. Die beiden anderen Studien verglichen ein 0,59 mg FA-Implantat mit einer Standardtherapie verglichen, die bei Bedarf systemische Kortikosteroide und Immunsuppressiva umfasste. In Bezug auf die Verbesserung der Sehschärfe wurden die vier Studien entweder als Studien mit geringem Risiko oder mit Bedenken hinsichtlich des Risikos von Verzerrungen in allen Bereichen bewertet. Unter dem Einsatz einer Scheinbehandlung als Kontrolle deuteten die kombinierten Ergebnisse nach sechs Monaten darauf hin, dass Kortikosteroid-Implantate das Risiko eines Wiederauftretens der Uveitis um 60% reduzieren (relatives Risiko [RR] 0,40; 2 Studien, 282 Teilnehmer; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) und zu einer stärkeren Verbesserung der bestkorrigierten Sehschärfe führen können (BCVA mittlere Differenz [MD] 0,15 logMAR; 1 Studie, 153 Teilnehmer; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Daten die auf einem einzelnen Studienbericht (146 Teilnehmer) basieren, deuteten darauf hin, dass Steroidimplantate möglicherweise keinen Einfluss auf die von der Sehfunktion abhängige Lebensqualität haben (MD 2,85; 1 Studie, 146 Teilnehmer; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Unter Verwendung der Standardtherapie als Kontrolle deuteten die kombinierten Schätzungen zum primären 24-Monatszeitpunkt darauf hin, dass Kortikosteroid-Implantate wahrscheinlich das Risiko eines Wiederauftretens der Uveitis um 54% reduzieren (RR 0,46; 2 Studien, 619 Augen). Kombinierte Schätzungen nach 24 Monaten deuteten darauf hin, dass Kortikosteroid-Implantate möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Effekt auf die Verbesserung der BCVA haben (MD 0,05 logMAR; 2 Studien, 619 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Die Auswertung eines einzelnen Studienberichts (232 Teilnehmer) ergab, dass Steroidimplantate möglicherweise nur minimale klinische Auswirkungen auf die Sehfunktion (MD 4,64; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit), die körperliche Funktion (SF-36 physische Subskala MD 2,95; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) oder die psychische Gesundheit (SF-36 psychische Subskala MD 3,65; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit) haben. Kein Effekt wurde für den EuroQoL (MD 6,17; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit) oder die EuroQoL-5D-Skala (MD 0,02; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) gefunden. Im Vergleich zur Scheinbehandlung war das Risiko für Kataraktbildung unter Kortikosteroid-Implantaten leicht erhöht (RR 2,69; 1 Studie, 90 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit), nicht jedoch das Risiko für Kataraktprogression (RR 2,00; 1 Studie, 117 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) oder die Notwendigkeit einer Operation (RR 2,98; 1 Studie, 180 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) während der Nachbeobachtungszeit von bis zu 12 Monaten. Es zeigte sich ein erhöhtes Risiko für einen erhöhten Augeninnendruck durch die Implantate (RR 2,81; 2 Studien, 282 Teilnehmer; moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) und für die Notwendigkeit von Augentropfen zur Senkung des Augeninnendrucks (RR 1,85; 2 Studien, 282 Teilnehmer; Evidenz von moderate Vertrauenswürdigkeit), aber nicht für die Notwendigkeit einer IOD-senkenden Operation (RR 0,72; 2 Studien, 282 Teilnehmer; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Auswertungen, die das 0,59 mg FA-Implantat mit der Standardversorgung verglichen, wiesen darauf hin, dass das Implantat das Risiko für eine Kataraktprogression (RR 2,71; 2 Studien, 210 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) und die Notwendigkeit einer Operation (RR 2,98; 2 Studien, 371 Augen; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) erhöhen kann. Ebenfalls erhöht war das Risiko für einen erhöhten Augeninnendruck (RR 3,64; 2 Studien, 605 Augen; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit) und die Notwendigkeit einer medizinischer Versorgung (RR 3,04; 2 Studien, 544 Augen; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit) oder eines chirurgischen Eingriffs (RR 5,43; 2 Studien, 599 Augen; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). In beiden Vergleichen erhöhten diese Implantate nicht das Risiko für Endophthalmitis, Netzhautriss oder Netzhautablösung (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Zusammenfassend stellten die Autoren fest, dass ihr Vertrauen in die Überlegenheit lokaler Kortikosteroid-Implantate gegenüber Schein- oder Standardbehandlungen zur Verringerung des Risikos eines Uveitisrezidivs begrenzt ist. Bei Personen mit nicht-infektiöser Uveitis wurden im Vergleich zu Kontrollpersonen unterschiedliche Auswirkungen auf die Sehschärfe beobachtet. Die Metaanalyse, die im August 2023 bei COCHRANE DATABASE OF SYSTEMATIC REWIEWS veröffentlicht wurde, deutet jedoch darauf hin, dass diese Implantate das Risiko einer Kataraktprogression und eines erhöhten Augeninnendrucks erhöhen können, was langfristig weitere Behandlungen erforderlich machen könnte. Weitere Studien seien notwendig, um die Wirkungsprofile und die Sicherheit von Kortikosteroid-Implantaten besser zu verstehen. Diese sollten verschiedene Dosierungen über unterschiedliche Zeiträume untersuchen und standardisierte Messungen der wichtigsten, universell definierten Outcomes zu vergleichbaren Nachbeobachtungszeiträumen durchführen. (bs)
Autoren: Reddy A, Liu SH, Brady CJ, Sieving PC, Palestine AG. Korrespondenz: Amit Reddy, Department of Ophthalmology, University of Colorado Anschutz Medical Campus, School of Medicine, Aurora, Colorado, USA. E-Mail: amit.reddy@cuanschutz.edu Studie: Corticosteroid implants for chronic non-infectious uveitis. Quelle: Cochrane Database Syst Rev. 2023 Aug 29;8(8):CD010469. doi: 10.1002/14651858.CD010469.pub4. PMID: 37642198; PMCID: PMC10464657. Web: https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD010469.pub4/full