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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Zusätzliche Epididymektomie bei Hydrozelektomie offenbar ohne relevanten klinischen Vorteil

GENITAL ORGANS Zürich – Die sekundäre oder erworbene Hydrozele ist die häufigste Hydrozelenform des Adulten. Mögliche Gründe für das Auftreten sind ein vorausgegangenes lokales Trauma oder Skrotalchirurgie, wobei in der Mehrheit der Fälle keine Ursache identifiziert werden kann, und eine idiopathische Hydrozele vorliegt. Behandlungsbedarf besteht nur bei Symptomatik, wobei in 94 bis 99% der Fälle eine Hydrozelektomie als kurative Therapie ausreicht. Nebst der Hydrozelektomie wird insbesondere in der Schweiz bei Männern mit abgeschlossener Familienplanung häufig eine zusätzliche Epididymektomie zur Rezidivprophylaxe durchgeführt. Die zugrundeliegende Annahme besteht darin, dass eine chronische Entzündung des Nebenhodens die Hydrozele unterhält und zu einem Rezidiv führen kann. Wissenschaftliche Belege, welche die Überlegenheit einer zusätzlichen Epididymektomie gegenüber der Hydrozelektomie stützen, fehlten bisher. Das Ziel der nachfolgend vorgestellten Studie von Nico C Grossmann et al. aus der Klinik für Urologie des Universitätsspitals Zürich, bestand darin, Rezidiv- und Komplikationsrate bei Patienten mit Hydrozelektomie mit oder ohne zusätzliche Epididymektomie zu vergleichen. Hierzu untersuchen die Autoren die Daten von 234 Männern, welche zwischen Mai 2003 und Februar 2019 einer chirurgischen Therapie aufgrund einer sekundären Hydrozele zugeführt wurden. Bei 93 (40%) Fällen wurde eine Hydrozelektomie (jeweils in der Technik nach van Bergmann) durchgeführt, bei 141 (60%) Patienten eine vollständige Resektion des Hydrozelensacks mit zusätzliche Epididymektomie. Patienten in der Epididymektomie-Gruppe waren generell älter (Medianalter 62 vs. 38 Jahre; p < 0,001), hatten einen höheren ASA-Score (p < 0,001), nahmen häufiger Thrombozytenaggregationshemmer ein (19% vs. 7,5%; p = 0,01) und hatten eine längere mediane Operationszeit (75 vs. 64 Minuten; p < 0,001). Während der medianen Nachbeobachtungszeit von 46 Monaten wurden in der Hydrozelektomie-Gruppe 7 (7,5%) Rezidive festgestellt, in der Gruppe mit zusätzlicher Epididymektomie deren 6 (4,5%) (p = 0,3). Komplikationen innerhalb von 30 Tagen nach Intervention traten bei 19 (20%) Patienten nach Hydrozelektomie im Vergleich zu 25 (18%) Patienten nach zusätzlicher Epididymektomie auf (p = 0,6). Patienten nach Hydrozelektomie waren häufiger von schwereren Komplikationen (≥ Clavien-Dindo Grad 3b) betroffen im Vergleich zur Epididymektomie-Gruppe (5% vs. 12%; p = 0,046). Wie die Autoren in der Mai-Ausgabe 2023 des Fachjournals UROLOGIA INTERNATIONALIA berichten, wurde eine chronische Epididymitis in 49 (64%) Fällen mit Vorliegen einer histologischen Analyse in der Epididymektomie-Gruppe festgestellt. (fa)

Autoren: Grossmann NC, Gröbli N, Lautenbach N, Affentranger A, Eberli D, Sulser T, Hermanns T, Poyet C. Korrespondenz: Cédric Poyet, Department of Urology, University Hospital Zurich, University of Zurich, Zurich, Switzerland. E-Mail: Cedric.Poyet@usz.ch Studie: The Role of Additional Epididymis Resection during Hydrocelectomy: Is It of Any Benefit in Comparison to Simple Hydrocelectomy? Quelle: Urol Int. 2023;107(4):390-395. doi: 10.1159/000527191. Epub 2022 Oct 28. PMID: 36310007; PMCID: PMC10210085. Web: https://karger.com/uin/article/107/4/390/835422/The-Role-of-Additional-Epididymis-Resection-during

KOMMENTAR Die Studie untersuchte erstmals den Effekt der zusätzlichen Epididymektomie bei Hydrozelektomie hinsichtlich dem Rezidiv- und Komplikationsrisiko. Hydrozelektomie und Epididymektomie zeigten hierbei keine statistisch signifikanten Unterschiede im Bezug auf Rezidivraten und postoperative Komplikationen, mit Ausnahme der höhergradigen Komplikationen, welche häufiger in der Hydrozelektomie Gruppe auftraten. Beide Verfahren können als sicher und effektiv beurteilt werden. Es scheint so, dass die zusätzliche Epididymektomie keinen relevanten klinischen Vorteil gegenüber der Hydrozelektomie bei der Behandlung von Männern mit sekundären Hydrozelen bietet. Allerdings bleibt anzumerken, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt und die Interventionen über einen längeren Zeitraum von unterschiedlichen Chirurgen mit unterschiedlicher Erfahrung durchgeführt wurden.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital