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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Wie valide ist ein PSA-Density Cutoff von 0,15 ng/ml/c für die Durchführung einer Prostatabiopsie bei negativem MRI?

PROSTATE CANCER Mailand – Einerseits ist bekannt, dass Männer mit einem negativen MRI ein geringes Risiko für ein signifikantes Prostatakarzinom haben, was die Evaluation hinsichtlich pro/kontra Prostatabiopsie erleichtert, andererseits ist eine gewisse Chance vorhanden, doch ein signifikantes Prostatakarzinom zu verpassen (ca. 5 – 15% je nach Literatur). Somit wird nach weiteren Hilfsvariablen gesucht, die Biopsie-Indikation zu untermauern. Besonderes Interesse wurde der PSA-Density entgegengebracht. Studien legen nahe, einen Wert von 0,15 ng/ml/cc festzulegen, um Patienten mit negativem MRI zu identifizieren, die dennoch eine Prostatabiopsie benötigen und dieser wird ebenfalls explizit in den aktuellen Leitlinien der European Association of Urology (EAU) für diesen Zweck genannt. Allerdings war den Autoren der vorliegenden Arbeit um Francesco Pellegrino aus der Division of Oncology/Unit of Urology am IRCCS San Raffaele Hospital, Urological Research Institute in Mailand, Italien, der Ursprung und die Begründung für diesen Schwellenwert unklar, insofern trotz umfangreicher Literaturrecherche keine Studien identifiziert wurden, die explizit die Eigenschaften des Schwellenwerts von 0,15 im Vergleich zu anderen möglichen Schwellenwerten nach einem negativen MRI untersucht haben. Somit war das Ziel dieser Untersuchung, ob der Schwellenwert von 0,15 gerechtfertigt ist, um Patienten mit einem Risiko für ein signifikantes Prostatakarzinom (Gleason-Score 3 + 4) trotz negativem MRI zu identifizieren. Eine Kohorte von 8.974 Prostatabiopsien, bereitgestellt durch die Prostate Biopsy Collaborative Group (PBCG), wurde in die Studie einbezogen. Es gab in den statistischen Analysen keine Diskontinuität im Risikoanstieg für ein signifikantes Prostatakarzinom bei einem Grenzwert von 0,15 in dem Sinne, dass das Risiko relativ konstant mit zunehmender Density anstieg. Der Grenzwert von 0,15 entsprach einer Wahrscheinlichkeit für ein signifikantes Karzinom von 2,6% bis 10%, abhängig von der Qualität und Genauigkeit des verwendeten MRI. Umgekehrt, bei Verwendung einer Schwellenwertwahrscheinlichkeit von 10% variierte der entsprechende PSAd-Grenzwert zwischen 0,15 und 0,38, wobei der Schwellenwert bei höherer MRT-Genauigkeit anstieg. In der März-Ausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS propagieren die Autoren anhand ihrer Analysen (mit dem Schwellenwert von 10%, d.h. eine von 10 Biopsien identifiziert ein signifikantes Karzinom) die Verwendung eines PSA-Density-Cut-offs von 0,20 ng/ml/cc für moderne MRI. (cw)

Autoren: Pellegrino F, Tin AL, Martini A, Vertosick EA, Porwal SP, Stabile A, Gandaglia G, Eastham JA, Briganti A, Montorsi F, Vickers AJ. Korrespondenz: Francesco Pellegrino, Division of Oncology/Unit of Urology, IRCCS San Raffaele Hospital, Urological Research Institute, Milan, Italy. E-Mail: pellegrino.francesco@hsr.it Studie: Prostate-specific Antigen Density Cutoff of 0.15 ng/ml/cc to Propose Prostate Biopsies to Patients with Negative Magnetic Resonance Imaging: Efficient Threshold or Legacy of the Past? Quelle: Eur Urol Focus. 2023 Mar;9(2):291-297. doi: 10.1016/j.euf.2022.10.002. Epub 2022 Oct 19. PMID: 36270887. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(22)00230-9/fulltext

KOMMENTAR Die PSA-Density zur genaueren Abschätzung der Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Prostatakarzinoms ist ein wichtiges Hilfsmittel in der modernen Risikoabschätzung. Aber auch hier zeigt sich, dass Grenzwerte oft historisch übernommen werden und keinesfalls klar definiert sind. Diese aktuelle Studie ist ein wichtiger Schritt, Grenzwerte neu zu erkunden. Darüber hinaus deuten diese Ergebnisse auf die Notwendigkeit zukünftiger Studien hin, um zu untersuchen, wie am besten identifiziert werden kann, welche Patienten nach einem negativen MRT eine Prostatabiopsie benötigen. Wahrscheinlich erfolgt dies durch die Verwendung individualisierter Risikovorhersagen, die eine Vielzahl von Prädiktoren zusätzlich zur PSA-Density einbeziehen. Inwieweit der Cut-off von 0,20 in der Realität haltbar ist, wird erst die Zukunft zeigen.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital