Rezeption von Informationen zu Po und Kontra des Prostata-Screenings bei der Einladung von Männern zum PSA-Test in Schweden
PROSTATE CANCER Gothembourg – Schweden gilt als Referenzland für das Prostatakarzinom-Screening. Aber auch in Schweden gibt es bisweilen kein nationales Screening-Programm. Stattdessen werden bevölkerungsbasierte „organisierte Prostatakarzinom-Testprojekte (OPT)“ eingeführt, um Informationen und Tests gleichberechtigter und effektiver zu gestalten. Die ersten OPT-Projekte wurden 2020 in zwei grösseren Regionen Schwedens gestartet. Bis Ende 2023 werden die meisten schwedischen Regionen ein laufendes OPT-Projekt haben. Die OPT-Projekte sind keine dezidierten Forschungsprojekte, sondern Entwicklungsprojekte, die vom öffentlichen, steuerfinanzierten Gesundheitssystem durchgeführt werden. Ein zentraler Bestandteil von OPT ist die Bereitstellung kurzer, neutraler und leicht verständlicher Informationen für alle teilnahmeberechtigten Männer über die möglichen Vor- und Nachteile einer Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakarzinome. Das Ziel dieser Studie von Linda Svensson aus dem Department of Urology und dem Institute of Clinical Sciences der University of Gothembourg, Schweden, war es, zu bewerten, wie die eingeladenen Männer es empfinden, aktiv kontaktiert zu werden und sich somit entscheiden zu müssen, ob sie sich testen lassen möchten. Dazu wurden Fragebögen an Männer verschickt, die 2020 zur OPT eingeladen wurden: Sechshundert 50-jährige Männer in der Region Västra Götaland und eintausend 50-, 56- und 62-jährige Männer in der Region Skåne. Insgesamt antworteten 534 Männer (34%). Fast alle betrachteten das OPT-Konzept als sehr gut (84%) oder gut (13%). Wie die Autoren in der Mai-Ausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY OPEN SCIENCE darstellen, beurteilte von den Männern, die zuvor keinen PSA-Test durchgeführt hatten, ein grösserer Anteil mit nicht-akademischer Ausbildung (53%) als mit akademischer Ausbildung (41%) den Text über die Nachteile des PSA-Tests als sehr klar (p = 0,03). Eine ähnliche Differenz wurde für den Text über die Vorteile beobachtet (68% vs. 58%, p = 0,09). (cw)
Autoren: Svensson L, Stinesen Bratt K, Jiborn T, Börjedahl AC, Bratt O. Korrespondenz: Linda Svensson, Department of Urology, Sahlgrenska University Hospital, Bruna stråket 11b, 413 45 Gothenburg, Sweden. E-Mail: linda.svensson@vgregion.se Studie: Men’s Perception of Being Invited for Prostate Cancer Testing and the Information About Its Pros and Cons-A Survey from Two Population-based Testing Programmes. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2023 May 2;52:66-71. doi: 10.1016/j.euros.2023.03.012. PMID: 37284038; PMCID: PMC10240514. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S266616832300191X
KOMMENTAR Fast alle Männer, die das Einladungsschreiben zur OPT bewerteten, gaben eine positive Rückmeldung, insbesondere auch hinsichtlich der persönlichen Entscheidung darüber, ob sie einen PSA-Test durchführen lassen möchten oder nicht. Die meisten waren zufrieden mit den knappen Informationen. Männer mit akademischer Ausbildung fanden die Informationen interessanterweise etwas weniger klar. Dies zeigt einen Bedarf an weiteren Überlegungen, wie die Vor- und Nachteile des PSA-Tests am besten beschrieben werden können. Schlussendlich: laut Aussage der Autoren haben bis zu 82% der Befragten angegeben, dass sie sich für einen PSA-Test im OPT-Programm entschieden haben, aber nur 39% bzw. 42% aller Männer, die zur Teilnahme am OPT eingeladen wurden, haben tatsächlich daran teilgenommen. Dies bedeutet, dass die Befragten eine ausgewählte Gruppe von Männern darstellen, die positiver gegenüber dem PSA-Test eingestellt sind als die Nicht-Teilnehmer, was die Ergebnisse möglicherweise beeinflusst hat.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital