High Intensitiy Intervall Training (HIIT) zeigte eine Reduktion der Symptome bei Patienten mit frühzeitiger Ejakulation
ANDROLOGY Shanghai – Die frühzeitige Ejakulation ist definiert als anhaltende Ejakulation innerhalb der ersten Minute nach vaginaler Penetration, wobei die Definition in der Literatur sehr heterogen ist und mit vaginaler Penetration anderweitige Sexualpraktiken nicht berücksichtigt. Die Standardtherapie bei einer lebenslang bestehenden frühzeitigen Ejakulation ist pharmakologischer Natur, mit einem Lokalanästhetikum oder bedarfsweise Dapoxetin. Verhaltenstherapie kann ich Kombination mit der Pharmakotherapie angeboten werden. Die Pharmakotherapie ist allerdings mit Einschränkungen für den Patienten verbunden und erforderte eine vorzeitige Einnahme bzw. Applikation, so dass der Bedarf für anderweitige Therapieformen besteht. Die nachfolgend vorgestellte Studie von Caoyuan Niu aus der School of Psychology and Cognitive Science der East China Normal University in Shanghai, China, und weiteren Forschern untersuchte den Effekt von physischer Aktivität im Sinne eines High Intensitiy Intervall Trainings (HIIT) auf die frühzeitige Ejakulation. Hierzu wurden 92 chinesische Männer im Alter von 18 bis 36 Jahren rekrutiert, wovon 22 (24%) an einer frühzeitigen Ejakulation litten. Hiervon wurden 13 (14%) der Kontrollgruppe zugewiesen, 9 (10%) der HIIT-Gruppe. Der überwiegende Teil der Studienteilnehmer (76%) verfügten über eine normale Ejakulationsfunktion. Die Studienteilnehmer in der HIIT-Gruppe absolvierten an 14 aufeinanderfolgenden Tagen jeden Morgen HIIT-Übungen. Es erfolge die Messung der Herzfrequenz vor und nach den Übungen. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden angewiesen keine HII-Trainingseinheiten zu absolvieren. Die Datenauswertung zeigte eine Reduktion der Symptome der frühzeitigen Ejakulation in der HIIT-Gruppe. Weiter zeigte sich eine grössere Abnahme der Symptome bei jenen Männern, welche während des Trainings einen höheren Anstieg der Herzfrequenz aufwiesen. Bei Männern mit normaler Ejakulationsfunktion konnte durch HIIT keine Veränderung der Ejakulation festgestellt werden. Ebenso hatte die Herzfrequenz bzw. deren Veränderung während des Trainings keinen Einfluss. Die Autoren berichten in der Juni-Ausgabe 2023 des Fachjournals ANDROLOGY, dass Analysen der sekundären Ergebnismessungen nahelegen, dass die HIIT-Intervention die allgemeine und sexuelle Zufriedenheit mit dem Körperbild von Männern mit frühzeitiger Ejakulation im Vergleich zu vor dem Studienbeginn verbesserte. (fa)
Autoren: Niu C, Wen G, Ventus D, Zhang Y, Jern P, Santtila P. Korrespondenz: Caoyuan Niu, School of Psychology and Cognitive Science, East China Normal University, Shanghai, China. E-Mail: 52213200016@stu.ecnu.edu.cn Studie: A 2-week high-intensity interval training intervention improves ejaculation control among men with premature ejaculation. Quelle: Andrology. 2023 Jun 3. doi: 10.1111/andr.13469. Epub ahead of print. PMID: 37269545. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/andr.13469
KOMMENTAR Die Studie legt einer Verbesserung der Symptome der frühzeitigen Ejakulation durch HIIT nahe. Nebst den strukturellen Schwächen der Studie und der teilweise unpräzisen Wiedergabe des genauen Studienablaufes muss sicherlich generell auf die geringe Anzahl Studienteilnehmer sowie die darunter geringe Anzahl betroffener Patienten hingewiesen werden. Entsprechend sind die Resultate mit Vorsicht zu interpretieren. In Abwesenheit anderweitiger nicht pharmakologischer Therapieoptionen mit belegter Effektivität sowie generell gesundheitsfördernden Auswirkungen der physischen Aktivität kann auch trotz methodischer Schwächen ein Therapieversuch evaluiert werden.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital