Geplante Phase-II-Studie zur Selektion der intravesikalen Chemotherapie anhand aus dem Primärtumor gezüchteter Organoide
BLADDER CANCER Biel – Blasenkrebs ist der zweithäufigste maligne Tumor des Urogenitalsystems. Aufgrund der hohen Inzidenz ist er mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Die hohe Rezidiv- und Progressionsrate von bis zu 60% in 10 Jahren beim nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinom (NMIBC) machen ihn zu einer der Krebsentitäten mit den höchsten Gesundheitskosten, hauptsächlich aufgrund der häufigen Nachsorgekontrollen. In Abhängigkeit des Tumorstadiums und des Tumorgrades sowie weiterer Faktoren erfolgt die Einteilung des NMIBC in drei beziehungsweise vier Risikogruppen. Für die EAU intermediate-risk Gruppe wird eine einjährige Instillationstherapie mit BCG oder einer intravesikalen Chemotherapie empfohlen. Am meisten Anwendung für die intravesikale Chemotherapie finden Mitomycin C und Epirubicin. Resultate zu neueren Chemotherapien sind sehr vielversprechend bei allerdings noch ausstehenden Langzeitdaten. Gemcitabin und Docetaxel könnten vielversprechende Wirkstoffe sein. Die Analyse molekularer Alteration hat in den letzten Jahren neue Therapieperspektiven eröffnet. Hinsichtlich molekularer Alterationen erwies sich der NMIBC als sehr heterogene Erkrankung. Verschiedene Wirkstoffe finden sowohl im täglichen Routineeinsatz als auch in klinischen Studien Verwendung, wobei ihre Verabreichung bisher nicht auf Grundlagen der molekularen Alterationen und der darauf basierenden Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens erfolgt ist. Aus dem Primärtumor gezüchtete Organoide (PDO) repräsentieren die molekularen Aspekte des Tumors und können, nebst dem Verständnis der Tumorbiologie, zur Entwicklung und Evaluation von Behandlungsstrategien dienen. Hierzu publizierten die Autoren um Roland Seiler aus der Klinik für Urologie am Spitalzentrum Biel im Fachjournal BMC UROLOGY kürzlich das Studienprotokoll ihrer geplanten Phase-II-Studie. Die Studie untersucht die Möglichkeit der Anwendung von PDO im Management bzw. der Selektion der intravesikalen Chemotherapie. Eingeschlossen werden Patienten mit der Erstdiagnose eines intermediate-risk NMIBC. Aus dem TUR-B-Präparat wird im Anschluss ein PDO gezüchtet, welches wiederum gegenüber Epirubicin, Mitomycin C, Gemcitabin und Docetaxel exponiert wird. Das Medikament mit der höchsten antitumoralen Aktivität in vitro wird im Anschluss für 6 adjuvante intravesikale Instillationen einmal wöchentlich angewandt. Anschliessend erfolgt die zystoskopische Nachsorge im Rahmen der Studie für zwei Jahre. Die Autoren rechnen mit einer ungefähren Sample Size von 34 Patienten. (fa)
Autoren: Seiler R, Egger M, De Menna M, Wehrli S, Minoli M, Radić M, Lyatoshinsky P, Hösli R, Blarer J, Abt D, Kruithof-de Julio M. Korrespondenz: Roland Seiler, Department of Urology, Hospital Center Biel, Spitalzentrum Biel, Vogelsang 84, 2501, Biel, Switzerland. E-Mail: r_seiler@gmx.ch Studie: Guidance of adjuvant instillation in intermediate-risk non-muscle invasive bladder cancer by drug screens in patient derived organoids: a single center, open-label, phase II trial. Quelle: BMC Urol. 2023 May 11;23(1):89. doi: 10.1186/s12894-023-01262-1. PMID: 37170307; PMCID: PMC10176900. Web: https://bmcurol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12894-023-01262-1
KOMMENTAR Das Ziel der Studie besteht darin, Arzneimitteltests an PDOs durchzuführen und somit die adjuvante Therapie des intermediate-risk NMIBC zu personalisieren. In Zukunft könnte zudem die Testung neuer intravesikaler Therapiesubstanzen an PDOs erfolgen. Die Studie verfolgt einen sehr interessanten Ansatz und könnte den Wandel des aktuellen «one size fits all» Ansatzes in der Therapie des intermediate-risk NMIBC hin zu einer personalisierten Therapie, basierend auf molekularen Alterationen bzw. dem in-vitro Therapieansprechen, einläuten.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital