Geringes Wissen über die eigene Erkrankung bei Keratokonus-Patienten
CORNEA Luzern – Die multizentrische, multinationale, prospektive Studie sollte das vorhandene grundlegende Wissen von Menschen mit Keratokonus über ihre Erkrankung ermitteln. Die Schweizer und internationalen Autoren um Philipp B. Baenninger aus der Augenklinik des Luzerner Kantonsspitals rekrutierten 200 Patienten mit aktivem Keratokonus an Kliniken in Irland und dem Grossbritannien, die regelmässig untersucht wurden. Hornhautspezialisten legten einen Standard für „minimales Keratokonus-Wissen“ (MKK) fest, der das Verständnis von Definition, Risikofaktoren, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung umfasst. Von jedem Teilnehmer wurden Daten zu seinen klinischen Merkmalen, seinem höchsten Bildungsabschluss, seinem (para)medizinischen Hintergrund und seinen Erfahrungen mit Keratokonus in seinem sozialen Umfeld gesammelt und der erreichte MKK-Prozentsatz erfasst. Die Ergebnisse zeigten, dass keiner der Teilnehmer den MKK-Standard erreichte. Der durchschnittliche MKK-Wert lag bei 34,6% und variierte zwischen 0,0% und 94,4%. Darüber hinaus ergab sich aus der Studie, dass Patienten mit einem Universitätsabschluss, einer früheren Keratokonus-Operation oder betroffenen Eltern ein höheres MKK aufwiesen. Alter, Geschlecht, Schweregrad der Erkrankung, paramedizinische Kenntnisse, Krankheitsdauer und bestkorrigierter Visus hatten dagegen keinen signifikanten Einfluss auf den MKK-Score. Die Autoren weisen in der Maiausgabe 2023 des BMJ OPEN OPHTHALMOLOGY darauf hin, dass ihre Studie einen besorgniserregenden Mangel an grundlegendem Wissen über die Krankheit bei Keratokonus-Patienten in verschiedenen Ländern zeigt. Der Wissensstand der Stichprobe betrug nur ein Drittel dessen, was Hornhautspezialisten normalerweise von Patienten erwarten würden. Dies unterstreiche die Notwendigkeit einer umfassenderen Aufklärung und von Kampagnen zur Sensibilisierung für das Thema Keratokonus. Die Autoren halten weitere Forschung für erforderlich, um die effektivsten Ansätze zur Verbesserung des „minimalen Keratokonus-Wissens“ und in der Folge zur Verbesserung des Managements und der Behandlung von Keratokonus zu identifizieren. (bs)
Autoren: Baenninger PB, Romano V, Figueiredo FC, Pradhan SP, Vohra V, Jeng BH, Iselin KC, Murphy CC, Kaufmann C, Thiel MA, Bachmann LM. Korrespondenz: Philipp B. Baenninger, Department of Ophthalmology, Cantonal Hospital, Lucerne, Switzerland. E-Mail: philipp.baenninger@luks.ch Studie: Differences in minimal disease knowledge of keratoconus patients: results from an international survey. Quelle: BMJ Open Ophthalmol. 2023 May;8(1):e001164. doi: 10.1136/bmjophth-2022-001164. PMID: 37278427; PMCID: PMC10201241. Web: https://bmjophth.bmj.com/content/8/1/e001164