Fortschrittliche monofokale IOL mit dem Ziel einer Mini-Monovision bieten bessere Ergebnisse im Intermediär- und Nahbereich
CATARACT Lugano – Monofokallinsen sind die bei Kataraktoperationen am häufigsten verwendeten Intraokularlinsen (IOL), da sie relativ kostengünstig sind und eine gute Fernsicht ermöglichen. Allerdings entbinden diese Linsen den Patienten in der Regel nicht von der Notwendigkeit, eine Brille für den Nah- oder Intermediärbereich zu tragen. Im Gegensatz dazu verfügen erweiterte monofokale IOL (z. B. Tecnis Eyhance®, Johnson & Johnson) über optische Eigenschaften, die den Patienten gute Sehergebnisse im Intermediär-Bereich ermöglichen. Durch Mini-Monovision können unabhängig vom IOL-Typ zufriedenstellende Ergebnisse hinsichtlich des Nahvisus erzielt werden. Tim Beltraminelli und Angelica Rizzato sowie weitere Kollegen aus der Clinic of Ophthalmology am Institute of Clinical Neurosciences of Southern Switzerland (INSI) am Ente Ospedaliero Cantonale (EOC) in Lugano verglichen die Sehleistung und Lebensqualität von Patienten, die entweder mit klassischen monofokalen Intraokularlinsen oder mit einer erweiterten monofokalen IOL mit dem Ziel der Mini-Monovision versorgt wurden. Dazu untersuchten sie eine retrospektive Fallserie von Patienten, die sich in ihrer Klinik einer bilateralen Kataraktoperation mit Implantation von AcrySof® SN60WF von Alcon, Tecnis® DCB00 oder Tecnis Eyhance® DIB00 von Johnson & Johnson mit dem präoperativen Ziel einer Mini-Monovision unterzogen. Das postoperative sphärische Äquivalent wurde mit einem Nidek® Autorefraktometer von Oculus gemessen. Mit Hilfe von Snellen- bzw. Pelli-Robson-Diagrammen wurden die beste unkorrigierte binokulare Sehschärfe (BUBVA) in der Ferne (3 m), in mittlerer Entfernung (66 cm) und in der Nähe (40 cm) sowie die binokulare Kontrastempfindlichkeit (100 %, 25 % und 5 %, alle bei 1 m) bestimmt. Die Sehleistung im Alltag wurde mit dem Fragebogen zur Lebensqualität „Cataract VF-14“ erfasst. Insgesamt wurden 71 Patienten (35 in der Gruppe mit monofokaler IOL und 37 in der Gruppe mit erweiterter IOL) eingeschlossen. Patienten, denen eine erweiterte IOL implantiert wurde, zeigten im Vergleich zu Patienten in der monofokalen Gruppe statistisch signifikant bessere BUBVA-Ergebnisse in den Entfernungen 66 cm und 40 cm. Darüber hinaus zeigten Patienten in der Gruppe mit erweiterter IOL eine bessere Kontrastempfindlichkeit bei geringeren Kontrastbedingungen (5%) als Patienten mit klassischer monofokaler IOL. Die Befragung zur Lebensqualität ergab statistisch signifikant bessere Werte bei den täglichen Aktivitäten ohne Brille für Patienten mit erweiterter IOL. In der Aprilausgabe 2023 des Fachjournals BMC OPHTHALMOLOGY kommen die Autoren daher zu dem Schluss, dass monofokale IOL in Kombination mit einem Mini-Monovisionsansatz den Patienten eine gute Sehleistung in allen getesteten Entfernungen bieten, wobei die erweiterten monofokalen IOL den klassischen Varianten im Nah- und Intermediärbereich überlegen sind. (bs)
Autoren: Beltraminelli T, Rizzato A, Toniolo K, Galli A, Menghini M. Korrespondenz: Tim Beltraminelli, Clinic of Ophthalmology, Institute of Clinical Neurosciences of Southern Switzerland (INSI), Ente Ospedaliero Cantonale (EOC), Lugano, Switzerland. E-Mail: tim.beltraminelli@gmail.com Studie: Comparison of visual performances of enhanced monofocal versus standard monofocal IOLs in a mini-monovision approach. Quelle: BMC Ophthalmol. 2023 Apr 21;23(1):170. doi: 10.1186/s12886-023-02920-6. PMID: 37085852; PMCID: PMC10120133. Web: https://bmcophthalmol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12886-023-02920-6