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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Der Placebo-Effekt und seine potenzielle Bedeutung für die hypotensive Therapie des Auges

GLAUCOMA Daejeon – Der Placeboeffekt ist in zahlreichen klinischen Zusammenhängen untersucht und dokumentiert worden. Sooyeon Choe aus dem Department of Ophthalmology des Chungnam National University Hospital in Daejeon, Korea, und Kollegen untersuchten, ob Placebo in der Glaukombehandlung wirksam ist und, wenn ja, welche Faktoren die Effektstärke (ES) bestimmen. In die Metaanalyse wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zur topischen okulären antihypertensiven Therapie bei Patienten mit Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertension eingeschlossen, die bis zum 2. Juni 2022 durchgeführt wurden. Zunächst wurde ein wahrgenommener Placeboeffekt als Gesamtänderung des Augeninnendrucks (IOD) im Vergleich zum Ausgangswert gemessen. Diese wurde als ES (mittlere Differenz zwischen dem Ausgangswert und dem Endpunkt) gewertet und dann mit der ES der unbehandelten Kontrollgruppe verglichen, um einen echten Placeboeffekt zu erhalten. Der primäre Endpunkt war die ES nach vier Wochen Behandlung. Wo angemessen, wurde ein statistisches Pooling basierend auf Metaanalysen durchgeführt und für den Vergleich wurden 95%-Konfidenzintervalle (KI) verwendet. Potenzielle Determinanten des Placeboeffekts wurden mit Hilfe eines multiplen Meta-Regressionsmodells untersucht. Insgesamt wurden 40 RCTs (7.829 Augen) mit 33 Placebogruppen (2.055 Augen) und sieben unbehandelten Gruppen (1.184 Augen) eingeschlossen. In den placebokontrollierten Studien zeigte sich, dass Placebo den Augeninnendruck wirksam senkt (ES -1,30 mm Hg; 95% KI -1,75 bis -0,84 mm Hg). In der Netzwerk-Metaanalyse (NMA) war die ES für Placebo mit -2,27 mm Hg (95 % KI, -3,52 bis -1,01 mm Hg) grösser als die ES für unbehandelte Kontrollpersonen. Nach dem multiplen Meta-Regressionsmodell war die ES der Verumtherapie ein wichtiger Faktor für die Vorhersage der Stärke des Placeboeffekts. Für jeden aktiven Behandlungseffekt von -1 mm Hg senkte Placebo den Augeninnendruck zusätzlich um -0,45 mm Hg. Ein zusätzliches Studiendesign und eine grössere Stichprobengrösse waren ebenfalls mit einem stärkeren Placeboeffekt assoziiert. Weder im Funnel-Plot noch in den Ergebnissen des angepassten Rangkorrelationstests nach Begg und Mazumdar war ein Publikationsbias erkennbar (p = 0,24). In der Juni-Ausgabe 2023 des Fachjournals OPHTHALMOLOGY kommen die Autoren auf Basis der Metaanalyse zu dem Schluss, dass Placebo den Augeninnendruck effektiv senkt und dem Effekt bei unbehandelten Kontrollpersonen überlegen ist. Allerdings sei bei der Interpretation der Ergebnisse Vorsicht geboten, da es nur wenige kontrollierte Studien mit einer unbehandelten Gruppe gab und der fehlende direkte Vergleich zwischen dem Placebo- und unbehandeltem Arm zu Verzerrungen führen könne. (bs)

Autoren: Choe S, Kim YK, Chung W, Ko D, Lee M, Shim SR, Ha A. Korrespondenz: Ahnul Ha, MD, Department of Ophthalmology, Jeju National University Hospital, Jeju-si, Republic of Korea. E-Mail: eyedry@snu.ac.kr Studie: Placebo Effect and Its Determinants in Ocular Hypotensive Therapy: Meta-analysis and Multiple Meta-regression Analysis. Quelle: Ophthalmology. 2023 Jun 19:S0161-6420(23)00430-X. doi: 10.1016/j.ophtha.2023.06.012. Epub ahead of print. PMID: 37343706. Web: https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(23)00430-X/fulltext