Vorteile und Grenzen der OCT-Angiografie bei posterioren intraokulären Entzündungen
UVEITIS Lausanne – Seit ihrer Etablierung ab 2014 wird die optische Kohärenztomographie-Angiographie (OCT-A) untere anderem bei Uveitis und intraokularen Entzündungen angewendet. Die Darstellung der retinalen und choroidalen Vaskularisierung ohne Verwendung von Farbstoffen war eine wichtige Entwicklung und stellte ein potenziell wertvolles Werkzeug in der ophthalmologischen Forschung dar. Es wird oft behauptet, dass zusätzlich zu solchen Einsätzen die OCT-A möglicherweise invasive Methoden ersetzen kann, die eine Farbstoffinjektion erfordern, wie z. B. die Fluorescein-Angiographie (FA) und die Indocyaningrün-Angiographie (ICGA). Ziel des Reviews von Carl P. Herbort Jr. und Ioannis Papasavvas aus dem Centre for Ophthalmic Specialised Care (COS) in Lausanne, Schweiz, und Ilknur Tugal-Tutkun aus dem Department of Ophthalmology an der Faculty of Medicine der Istanbul University, Türkei, war es, festzustellen, ob die OCT-A im klinischen Alltag ausreichend geeignet ist, den Krankheitsverlauf zu verfolgen und Therapieanpassungen vorzunehmen, um die Standard-Farbstoffverfahren zuverlässig zu ersetzen. Dazu wurden eine selektive Literaturrecherche sowie eine Analyse eigener Daten und Erfahrungen durchgeführt. Die OCT-A ist ein technologisch hochwertiges bildgebendes Verfahren, das es ermöglicht, die retinale Durchblutung bei entzündlichen Erkrankungen des hinteren Pols mit hoher Sensitivität für Forschungszwecke zu analysieren. Allerdings ergeben sich keine Hinweise darauf, dass sie bei der routinemässigen Behandlung der hinteren Uveitis mit Beteiligung der Netzhaut die gleiche Aussagekraft erreicht. Die OCT-A kann keine Leckage anzeigen. Bei der Choriokapillaritis, an der präkapillare Gefässe beteiligt sind, zeigt sie einen Kapillarausfall, scheint aber keinen Vorteil gegenüber der ICGA zu haben, ausser dass sie leicht wiederholt werden kann, nicht invasiv ist und daher eine engere Nachsorge ermöglicht. Weniger nützlich ist sie jedoch bei endchoriokapillärer Nichtperfusion, wie beispielsweise beim Multiple Evanescent White Dot Syndrome (MEWDS). Auch für die choroidalen Stromaentzündungen ist die OCT-A wenig geeignet, da sie nur inkonsistente sekundäre Kreislaufveränderungen zeigt, die durch choroidale Herde verursacht werden. Bei der Diagnose und Nachsorge der entzündlichen Chorioneovaskularisation (iCNV) scheint die OCT-A nützlich zu sein, obwohl Farbstoffuntersuchungen genauer sind, um die Aktivität der iCNV zu zeigen. Zusammenfassend kommen die Autoren in der September-Ausgabe 2022 des Fachjournals DIAGNOSTICS (BASEL) zu dem Ergebnis, dass die OCT-A für Forschungszwecke ein sehr sensitives Verfahren für die retinale Durchblutung bei Uveitis ist. Manchmal sei sie nützlich für die genaue Verfolgung von Choriokapillar-Ausfällen, allerdings nicht bei Nichtperfusion der Endkapillaren. Ihr Einsatz zu Überwachungszwecken bei stromaler Choroiditis sei jedoch zu hinterfragen. Den Anspruch, möglicherweise die klassische angiographische Abklärung für das praktische Management der posterioren Uveitis zu ersetzen, halten die Autoren für weitgehend überzogen. (bs)
Autoren: Herbort CP Jr, Papasavvas I, Tugal-Tutkun I. Korrespondenz: Carl P. Herbort, Jr., Retinal and Inflammatory Eye Disorders, Centre for Ophthalmic Specialised Care (COS), 1003 Lausanne, Switzerland. E-Mail: cph@herbortuveitis.ch Studie: Benefits and Limitations of OCT-A in the Diagnosis and Follow-Up of Posterior Intraocular Inflammation in Current Clinical Practice: A Valuable Tool or a Deceiver? Quelle: Diagnostics (Basel). 2022 Sep 30;12(10):2384. doi: 10.3390/diagnostics12102384. PMID: 36292075; PMCID: PMC9601096. Web: https://www.mdpi.com/2075-4418/12/10/2384