Meta-Analyse zum Risiko intraokulärer Infektionen nach intravitrealer Injektion verschiedener Anti-VEGF-Präparate
MEDICAL RETINA Hamilton – In einer Meta-Analyse werteten kanadische Forscher um Nikhil S. Patil von der Michael G. DeGroote School of Medicine der McMaster University in Hamilton im Bundesstaat Ontario, Kanada, das Risiko einer intraokularen Entzündung nach Injektion von Medikamenten gegen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor aus. Es wurde eine systematische Suche auf Ovid MEDLINE, Embase und Cochrane Central für den Zeitraum von Januar 2005 bis April 2021 durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien zum Vergleich von intraokularen Entzündungen nach intravitrealem Bevacizumab, Ranibizumab, Brolucizumab oder Aflibercept bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration. Primäre Endpunkte waren visusbedrohende intraokularen Entzündungen, die endgültige bestkorrigierte Sehschärfe und Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe gegenüber dem Ausgangswert. Zu den sekundären Endpunkten gehörte die Inzidenz anderweitiger intraokularer Entzündungen. Die Metaanalyse wurde unter Verwendung eines Random-Effects-Modells durchgeführt. Insgesamt wurden 11.460 einzelne Studien gescreent, von denen 14 randomisierte kontrollierte Studien mit 6.759 Augen eingeschlossen wurden. Es gab keinen Unterschied zwischen den Wirkstoffen hinsichtlich des Risikos einer Endophthalmitis und eines retinalen Gefäßverschlusses. Verglichen mit Aflibercept hatte Brolucizumab eine höhere Inzidenz von generalisierter intraokularer Entzündung (Risikoverhältnis [RR] 6,24; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,4 – 27,9) und Glaskörpertrübung/Floatern (RR 1,64; 95% KI 1,00 – 2,67). Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichspräparaten für andere sekundäre Endpunkte. Die Autoren kommen so in der November-Ausgabe 2022 des Fachmagazins RETINA zu dem Ergebnis, dass es keinen Unterschied für das Risiko schwerer visusbedrohender intraokulärer Entzündungen zwischen verschiedenen intravitrealen Wirkstoffen gegen antivaskulären endothelialen Wachstumsfaktor gab. Nach Brolucizumab bestand im Vergleich zu Aflibercept ein signifikant höheres Risiko einer generalisierten intraokulären Entzündung. Diese Ergebnisse sowie andere aktuelle Sicherheitsergebnisse legen nach Ansicht der Autoren nahe, das Nutzen-Risiko-Profil von Brolucizumab für die Behandlung der neovaskulären altersbedingten Makuladegeneration weiter zu untersuchen. (bs)
Autoren: Patil NS, Dhoot AS, Popovic MM, Kertes PJ, Muni RH. Korrespondenz: Rajeev H. Muni, MD, MSc, FRCSC, Department of Ophthalmology, St. Michael’s Hospital/Unity Health Toronto, 30 Bond St, Donnelly Wing, 8th Floor, Toronto, Ontario M5B 1W8, Canada. E-Mail: rajeev.muni@utoronto.ca Studie: RISK OF INTRAOCULAR INFLAMMATION AFTER INJECTION OF ANTIVASCULAR ENDOTHELIAL GROWTH FACTOR AGENTS: A Meta-analysis. Quelle: Retina. 2022 Nov 1;42(11):2134-2142. doi: 10.1097/IAE.0000000000003582. PMID: 36269802. Web: https://journals.lww.com/retinajournal/Abstract/2022/11000/RISK_OF_INTRAOCULAR_INFLAMMATION_AFTER_INJECTION.15.aspx