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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Effektivität und Sicherheit der minimal-invasiven retroperitonalen Lymphknotenentfernung beim nichtseminomatösen Keimzelltumor

 

TESTIS CANCER Luzern – Die offene retroperitonale Lymphknotenentfernung (RPLND) ist die Standardtherapie für nichtseminomatöse Keimzelltumor-Patienten mit einem postchemotherapeutischen Residuum oder einem Spätrezidiv. Zur Reduktion der Morbidität wurde in gewissen Zentren die minimal-invasive RPLND (miRPLND) eingeführt. Allerdings liegen für die miRPLND hinsichtlich Sicherheit und onkologischen Outcomes nur eine begrenzte Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen vor. In der nachfolgend vorgestellten internationalen, retrospektiven Multizenterstudie untersuchten die Autoren um Christian D. Fankhauser aus der Klinik für Urologie des Luzerner Kantonsspitals, Schweiz, die Daten von insgesamt 457 Patienten aus 16 Zentren, wovon im Zeitraum von 2008 bis 2020 insgesamt 56 laparoskopisch und die restlichen 401 robotisch operiert wurden. 152 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Intervention eine Chemotherapie hinter sich. Die mittlere Grösse der retroperitonealen Masse betrug 32 mm, die mittlere Operationszeit lag bei 270 Minuten. Der durchschnittliche Blutverlust wird mit 75 ml angegeben, 11 Männer (2%) bedurften einer Transfusionstherapie. In 15 Fällen (3%) war eine Konversion zur offenen Chirurgie notwendig. Intra- und postoperative Komplikationen resultierten in 4% beziehungsweise 7% der Patienten, wobei die schwerste Komplikation als Grad 3a/b nach Clavien-Dindo eingestuft wurde. Die mittlere Hospitalisationsdauer betrug zwei Tage, in 4% kam es zu einer Wiederaufnahme innerhalb der ersten 30 Tage. Hinsichtlich des onkologischen Outcomes in der chemotherapie-naiven Gruppe, mit einem mittleren Follow-up von 33 Monaten, trat in 7% ein Rezidiv auf. Für die bereits chemotherapeutisch behandelte Gruppe betrug die Rezidivrate 11%, bei einem durchschnittlichen Follow-up von 23 Monaten. In der Juni-Ausgabe 2022 des WORLD JOURNAL OF UROLOGY berichten die Autoren zudem, dass die Rezidivraten in etwa vergleichbar waren mit jenen bei offener RLPND. Daten betreffend der Ejakulation waren für 281 Patienten verfügbar. Ein Ejakulationserhalt konnte in 85% der Patienten erreicht werden. (fa)

Autoren: Fankhauser CD, Afferi L, Stroup SP, Rocco NR, Olson K, Bagrodia A, Baky F, Cazzaniga W, Mayer E, Nicol D, Islamoglu E, de Vergie S, Saoud R, Eggener SE, Nazzani S, Nicolai N, Hugar L, Sexton WJ, Matei DV, De Cobelli O, Cheaib J, Pierorazio PM, Porter J, Hermanns T, Hamilton RJ, Hiester A, Albers P, Clarke N, Mattei A. Korrespondenz: Christian D. Fankhauser, Department of Urology, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Switzerland. E-Mail: cdfankhauser@gmail.com Studie: Minimally invasive retroperitoneal lymph node dissection for men with testis cancer: a retrospective cohort study of safety and feasibility. Quelle: World J Urol. 2022 Jun;40(6):1505-1512. doi: 10.1007/s00345-022-03974-9. Epub 2022 Mar 13. PMID: 35279732. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-022-03974-9

KOMMENTAR Mit der Studie gelingt es den Autoren die Machbarkeit und Sicherheit der miRPLND aufzuzeigen. Die onkologischen Ergebnisse sind, unter Beachtung aller Limitationen und dem relativ kurzen Follow-up mit jenen der offenen RPLND vergleichbar (zumindest numerisch, eine RCT scheint kaum realistisch), so dass die miRPLND in Zukunft nach weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen und bei entsprechender Patientenselektion eine Therapieoption darstellen könnte.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital