Korrelation zwischen jeweils stärkerer Ausprägung von Depression und Trockenem Auge

SICCA Philadelphia – Bei Patienten mit Trockenem Auge (Dry Eye Disease, DED) treten Depressionen häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Genauere Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der DED und Depression lagen allerdings noch nicht vor. Ziel der Studie von Yi Zhou von der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia, Vereinigte Staaten, und weiteren US-amerikanischen Kollegen war daher die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Depression und Schwere der DED-Symptome und -Parameter, einschliesslich der Entzündungsmarker. Die sekundäre Quer- und Längsschnittanalyse, wurde von April bis Dezember 2020 anhand von Daten aus der DREAM-Studie (Dry Eye Assessment and Management) durchgeführt. Bei der DREAM-Studie handelte es sich um eine randomisierten klinischen Studie von Oktober 2014 bis Juli 2016, die Patienten mit mittelschweren bis schweren Symptomen und Parameter von DED einschloss. Insgesamt 535 Patienten aus 27 ophthalmologischen und optometrischen Zentren, sowohl universitären als auch privaten in 17 US-Bundesstaaten wurden für ein Jahr nachbeobachtet. Depression war definiert als ein Score von 42 oder weniger im Mental Component Summary (MCS) des 36-Item Short Form Health Survey (SF-36). Die Symptome der DED wurden anhand des Ocular Surface Disease Index (OSDI) und des Brief Ocular Discomfort Index (BODI) bewertet. Die weiteren Parameter waren die Tränenfilmaufreisszeit, der Schirmer-Test, die Hornhaut- und Bindehautfärbung, die Tränenosmolarität und die Meibom-Drüsen-Dysfunktion zu Studienbeginn sowie nach 6 und 12 Monaten. Aus allen sechs Parametern wurde ein zusammengesetzter Schweregrad-Score berechnet. Bei einigen Studienteilnehmern wurden Entzündungsmarker (Zytokine in Tränen und HLA-DR-Expression durch Bindehautoberflächenzellen) bestimmt. Die Merkmale des Trockenen Auges wurden zwischen Teilnehmern mit und ohne Depression verglichen und hinsichtlich Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft, Anzahl der Konsultationen und Komorbiditäten zu Studienbeginn bereinigt. Das Durchschnittsalter der 535 Teilnehmer lag bei 58 Jahren; 434 (81%) waren Frauen und 398 (74,4%) Weisse. Teilnehmer, die positiv auf Depressionen eingestuft worden waren, wiesen stärkere DED-Symptome gemäss OSDI (Effektgrösse = 0,45; p < 0,001) und BODI (Effektgrösse = 0,46; p < 0,001) auf und zeigten einen höheren Wert im zusammengesetzten DED-Parameter-Score (Effektgrösse = 0,21; p = 0,006). Ein niedrigerer MCS-Score (d. h. ausgeprägtere Depression) korrelierte mit einem höheren OSDI-Score (d. h. stärkere DED-Symptome) zu Studienbeginn (Spearman ρ = -0,09; p = 0,03), nach 6 Monaten (ρ = -0,20; p < 0,001) und nach 12 Monaten (ρ = -0,21; p < 0,001). Entzündungsmarker unterschieden sich nicht je nach Depressionsstatus. Die Autoren kommen in der April-Ausgabe 2022 des JAMA OPHTHALMOLOGY zu der Schlussfolgerung, dass Depressionen mit schwereren Symptomen allgemeinen Parametern des Trockenen Auges verbunden sind, was darauf hindeutet, dass bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer DED diejenigen mit Depressionen wahrscheinlich eine schwerere Erkrankung des Trockenen Auges haben. Diese Ergebnisse unterstützen die Berücksichtigung von Depressionen als Komorbidität bei der Behandlung von Patienten mit Trockenem Auge. Weitere Untersuchungen seien erforderlich, um die Beziehung zwischen den beiden Erkrankungen weiter aufzuklären. (bs)

Autoren: Zhou Y, Murrough J, Yu Y, Roy N, Sayegh R, Asbell P, Maguire MG, Ying GS; DREAM Study Research Group. Korrespondenz: Yi Zhou, Perelman School of Medicine, University of Pennsylvania, Philadelphia, Pennsylvania, USA. Studie: Association Between Depression and Severity of Dry Eye Symptoms, Signs, and Inflammatory Markers in the DREAM Study. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2022 Apr 1;140(4):392-399. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0140. PMID: 35266971; PMCID: PMC8914873. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2789796