Mittel- bis langfristige Bewertung der psychischen Belastung und Erektionsfähigkeit bei COVID-19 nach Genesung
FUNCTIONAL UROLOGY Wuhan – Die negativen Effekte des COVID-19 Pandemie auf die sexuelle Gesundheit sind in mehreren Studien aufgezeigt worden. So kam es während der Pandemie zu einem Rückgang der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr, ebenso konnte ein Rückgang der sexuellen Zufriedenheit beobachtet werden. Weniger untersucht ist hingegen der Zusammenhang zwischen einer durchgemachten COVID-19 Infektion und der erektilen Funktion. In der hier präsentierten Studie aus der November-Ausgabe 2021 des Fachmagazins JOURNAL OF SEXUAL MEDICINE untersuchten die Autoren um Bintao Hu , aus dem Tongji Medical College derHuazhong University of Science and Technology in Wuhan, China, die erektile Funktion sowie das psychische Stresslevel in einer Population während einem halben Jahr nach durchgemachter COVID-19 Infektion. Eingeschlossen wurden dabei Patienten ohne erektile Dysfunktion und ohne Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit vor Infektion. Die Untersuchungen wurden mittels validierter Fragebögen bei 67 Patienten durchgeführt und ausgewertet. Dier Auswertung der psychischenGesundheit ergab, dass mehr als 10% der Studienteilnehmer nach durchgemachter Infektion Symptome einer Depression, einer Angststörung oder einer posttraumatischen-Belastungsstörung aufwiesen. Die Werte lagen damit deutlich über denen der nicht an COVID-19 erkrankten Vergleichspopulation. In Bezug auf die erektile Dysfunktion nach durchgemachter COVID-19 Infektion zeigte sich initial eine Beeinträchtigung der erektilen Funktion in 44% der Patienten 80 Tage nach Genesung, welche nach im Mittel 174 Tagen nach Genesung bei 30% der Patienten persistierte. (fa/um)
Autoren: Bintao Hu 1 , Yajun Ruan 1 , Kang Liu 1 , Xian Wei 1 , Yue Wu 1 , Huan Feng 1 , Zhiyao Deng 1 , Jihong Liu 1 , Tao Wang 2; Korrespondenz: 1 Department of Urology, Institute of Urology, Tongji Hospital, Tongji Medical College, Huazhong University of Science and Technology, Wuhan, Hubei, China. Studie: A Mid-to-Long Term Comprehensive Evaluation of Psychological Distress and Erectile Function in COVID-19 Recovered Patients ; Quelle: J Sex Med. 2021 Nov;18(11):1863-1871.doi: 10.1016/j.jsxm.2021.08.010. Epub 2021 Aug 26. Web: https://www.jsm.jsexmed.org/article/S1743-6095(21)00656-1/fulltext
Kommentar
Da die Studie nur basierend auf Fragebögen durchgeführt wurde gelingt es den Autoren nicht die Ursache der erektilen Dysfunktion zu identifizieren, eine psychologische erektile Dysfunktion aufgrund der psychischen Beeinträchtigung erscheint möglich, genauso wie ein zugrundliegendes organisches Korrelat aufgrund einer Gefässschädigung oder eine gemischte Form. Leider nehmen die Autoren keine Subgruppen-Auswertung vor, somit bleibt unklar, inwiefern die schwere der Infektion einen Einfluss auf die Symptome bzw. deren Persistenz hat. Ebenso beschränkt sich der Beobachtungszeitraum auf 6 Monate, entsprechend ist unklar, ob es sich dabei um eine dauerhafte Beeinträchtigung handelt. (fa)