Systematisches Review zur Assoziation von Sehstörungen und Depression
GLAUCOMA Florenz – Am Department of Neurosciences, Psychology, Drug Research and Child Health (NEUROFARBA) der University of Florence and AOU Careggi in Florenz, Italien, erstellt Gianni Virgili zusammen mit weiteren Kollegen aus Italien sowie der Schweiz eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse, um zu untersuchen, ob in bevölkerungsbasierten Studien bei Erwachsenen Depressionen mit Sehstörungen assoziiert sind. Dazu wurden MEDLINE und EMBASE vom Beginn bis Juni 2020 durchsucht. Eingeschlossen wurden Studien, wenn sie entweder 2×2-Tabellen zur Berechnung der Odds Ratio (OR) für den Zusammenhang zwischen Sehstörungen und Depression oder aber Rohdaten und/oder eine angepasstes Odds Ratio mit einem entsprechenden 95% Konfidenzintervall (KI) enthielten. Der jeweilige Anteil von Sehstörungen und Depression wurde ebenfalls ausgewertet. Die ORs wurden unter Verwendung von Random-Effects-Modellen, die Anteile mittels logistischer Regressionsmodelle mit Random Intercepts gepoolt. Insgesamt wurden 29 Artikel (31 Studien) eingeschlossen, davon verwendeten 18 Studien Umfragedaten (622.312 Teilnehmer), 10 basierten auf klinischen Untersuchungsdaten (69.178 Teilnehmer) und 3 nutzten administrative Datenbanken (48.162.290 Teilnehmer). Der Anteil an Depressionen betrug insgesamt 0,17 und 0,27 bei Patienten mit Sehstörungen. Der Anteil von Sehstörungen betrug insgesamt 0,10 und 0,20 bei depressiven Probanden. Es zeigte sich eine direkte Assoziation zwischen Sehstörungen und Depression: die Rohdaten-ORs lagen bei 1,89 für Umfragedaten, bei 2,17 für klinische Untersuchungsdaten und bei 3,34 für Daten aus administrativen Datenbanken; die bereinigten ORs waren 1,75, 1,59 beziehungsweise 2,47. Die Autoren weisen in der April-Ausgabe 2022 im JOURNAL OF CLINICAL MEDICINE darauf hin, dass Sehstörungen und Depression beides weit verbreitete Erkrankungen sind und aktiv danach gesucht werden sollte, wenn eine von beiden diagnostiziert wird, insbesondere bei älteren Erwachsenen. (bs)
Autoren: Virgili G, Parravano M, Petri D, Maurutto E, Menchini F, Lanzetta P, Varano M, Mariotti SP, Cherubini A, Lucenteforte E. Korrespondenz: Ersilia Lucenteforte, Department of Clinical and Experimental Medicine, University of Pisa, 56126 Pisa, Italy. E-Mail: ersilia.lucenteforte@unipi.it Studie: The Association between Vision Impairment and Depression: A Systematic Review of Population-Based Studies. Quelle: J Clin Med. 2022 Apr 25;11(9):2412. doi: 10.3390/jcm11092412. PMID: 35566537; PMCID: PMC9103717. Web: https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(22)00519-X/fulltext