Testbedingte gesundheitliche Auswirkungen der transrektalen und transperinealen Prostatabiopsie
PROSTATE CANCER Ann Arbor – Die Prostatabiopsie ist der Standard für die histologische Diagnose des Prostatakrebses, wobei meist die transrektale und weniger häufig die transperineale Biopsie hierfür verwendet wird. Es zeigte sich, dass beide eine ähnliche diagnostische Genauigkeit haben und letztere mit weniger infektiösen Komplikationen vergesellschaftet ist; allerdings fehlen Daten zu Patientenzufriedenheit/Erfahrung. Aus diesem Grund hat das Team um Prasad R. Shankar diese us-amerikanische, zweiarmige und prospektive Beobachtungsstudie ins Leben gerufen, die die Patientenberichte nach transrektaler und transperinaler Biopsie an einem einzigen Zentrum ausgewertet hat. Hierzu verwendete das Team der Michigan Medicine aus dem Department of Radiology in Ann Arbor, Vereinigte Staaten, validierte Instrumente wie „Short Form 12” und „Testing Morbidities Index (TMI)“. Das primäre Studienendziel war die „testing-related quality of life“, welche Werte zwischen 0 und 1 annehmen konnte. Der TMI überprüft dabei sieben Subdomänen, die vor, während und nach der Biopsie abgefragt werden und sich grösstenteils auf Schmerzen, Angst und physische Nebenwirkungen beziehen. Die Subdomänen konnten jeweils von 0-5 bewertet werden. Die Teilnahmerate betrug 80% (60/75; transrektal) und 86% (60/70; transperineal). Alle Patienten (120/120) füllten den Fragebogen aus. Der gesamte TMI-Score für die transrektale Biopsie unterschied sich nicht signifikant von der transperinealen Biopsie (0,86 vs. 0,83; p = 0,07). Der grösste Unterschied in den Testerfahrungen betraf den intraprozeduralen Schmerz (transrektale Biopsie 2,3 vs transperineale Biopsie 2,9; p < 0,001). Die Forscher halten in der Dezember-Ausgabe 2021 der Fachzeitschrift THE JOURNAL OF UROLOGY fest, dass die Patienten somit über eine ähnliche Erfahrung in allen Aspekten der Biopsie berichteten mit Ausnahme der intraprozeduralen Schmerzen, die bei den transperineale Biopsie vorübergehend ausgeprägter waren. (cw/um)
Autoren: Shankar PR, Ellimoottil C, George AK, Hadj-Moussa M, Modi PK, Salami S, Tosoian JJ, Wei JT, Davenport MS. Korrespondenz: Prasad R. Shankar, Michigan Medicine, 1500 E Medical Center Dr., B2 A209P, Ann Arbor, Michigan, USA. E-Mail: pshankar@umich.edu Studie: Testing-Related Health Impact of Transrectal and Transperineal Prostate Biopsy as Assessed by Health Utilities. Quelle: J Urol. 2021 Dec;206(6):1403-1410.doi: 10.1097/JU.0000000000002118. Epub 2021 Jul 21. PMID: 34288719. Web: https://www.auajournals.org/doi/abs/10.1097/JU.0000000000002118
Kommentar
Leider wurde diese beachtenswerte Studie nicht prospektiv-randomisiert durchgeführt, dennoch sind die Ergebnisse relativ eindeutig und überzeugend. Insbesondere weil die Durchführung nur in einem einzelnen akademischen Zentrum mit wohl ausreichender Erfahrung mit beiden Methoden durchgeführt wurde, lässt sich pragmatisch extrapolieren, dass bei guter Durchführung sowohl die transrektale und auch die transperineale Biopsie für das Patientenerleben relativ vergleichbar sind. Dies bestärkt die transperineale Biopsie in ihrer Bedeutung, welche zuletzt in den europäischen Guidelines (EAU) mit einem „Strong“-Rating verankert wurde. (cw)
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital