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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Mirabegron zur Behandlung von Symptomen im Zusammenhang mit Ureterstents

UPPER URINARY TRACT Brasschaat – Harnleiterschienen sind nebst der perkutanen Nephrostomie ein gängiges Mittel zur Ableitung der Niere. In bis zu 88% der Patienten treten durch die Harnleiterschienen bedingte Symptome auf, verursacht durch Urinreflux in die Niere, mechanische Stimulation der Blasenwand durch das distale Katheterende sowie Bewegungen der Harnleiterschiene innerhalb des Harntraktes. Sowohl für Antimuskarinergika sowie den Alpha-Rezeptor Blocker Tamsulosin liegen randomisierte Daten vor, welche eine Symptomlinderung belegen. Beide Medikamente weisen allerdings ein teilweise ungünstiges Nebenwirkungsprofil auf, zudem erfolgt zumindest die Anwendung von Tamsulosin als Off-Label Medikation, so dass als Alternative aufgrund des pharmakologischen Wirkmechanismus der Beta-3-Agonist Mirabegron verwendet werden könnte. In der nachfolgend vorgestellten Metaanalyse untersuchten die Autoren um Jeroen Van Besien aus der urologischen Abteilung des AZ Klina in Brasschaat, Belgien, die Evidenz hinsichtlich der Therapie von harnleiterschienen-assoziierten Symptomen mit Mirabegron. Hierzu wurde eine systematische Literatursuche unter Berücksichtigung der gängigen Onlineverzeichnisse durchgeführt unter Beachtung der PRISMA Guidelines. Schlussendlich konnten 8 Studien in die Metaanalyse eingeschlossen werden (vier randomisierte prospektive Studien, drei prospektive Beobachtungsstudien sowie eine retrospektive Studie). In vier Studien zeigte sich eine Reduktion durch Harnleiterschienen bedingter Schmerzen unter der Therapie mit Mirabegron, möglicherweise durch eine Expression von betaadrenergen Rezeptorsubtypen in der Mukosa des Ureters. Eine negative Regulation dieser Rezeptoren kann zur eine Ureterdilatation führen. Ein weiterer möglicher Mechanismus der pharmakoinduzierten Schmerzreduktion kann in der Verminderung von unfreiwilligen Blasenkontraktion liegen. Ebenfalls zeigte sich eine signifikante Verbesserung in vier Studien im USSQ (ureteral stent symptom questionnaire). Eine signifikante Verbesserung im IPPS, welcher vermutlich die grösste klinische Verbreitung geniesst, konnte in drei Studien beobachtet werden. Zwei Studien lieferten Daten zu unerwünschten Wirkungen, wobei in beiden kein Unterschied zwischen Mirabegron und der Kontrolle in Bezug auf Obstipation und Xerostomie gefunden werden konnte. Abschliessend zeigte sich nach Auswertung der acht Studien nur eine geringe Evidenz welche den Einsatz von Mirabegron bei Harnleiterschienen assoziierten Symptomen rechtfertigt, allerdings sind zumindest die Beobachtungsstudien sowie die retrospektive Studie aufgrund ihres Designs sehr anfällig für Fehler. Nebst der Verwendung in dem Setting nicht validierter Frageböden kritisieren die Autoren in der Oktober-Ausgabe 2021 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS auch das häufige Fehlen von Daten vor Stenteinlage, insbesondere im Falle des USSQ. (fa/um)

Autoren: Van Besien J, Keller EX, Somani B, Pietropaolo A, Claessens M, Merckx L, Tailly T, De Coninck V. Korrespondenz: Jeroen Van Besien, AZ Klina, Augustijnslei 100, 2930 Brasschaat, Belgium. E-Mail: jeroen.vanbesien@gmail.com Studie: Mirabegron for the Treatment of Ureteral Stent-related Symptoms: A Systematic Review and Meta-analysis. Quelle: Eur Urol Focus. 2021 Oct 20:S2405-4569(21)00274-1. doi: 10.1016/j.euf.2021.10.002. Epub ahead of print. PMID: 34688588. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(21)00274-1/fulltext

Kommentar

Mirabegron scheint einen positiven Effekt auf durch Harnleiterschienen bedingte Schmerz- und Miktionssymptomatik zu haben bei allerdings widersprüchlicher und möglicherweise fehlerbehafteter Datenlage. Dem Vorschlag der Autoren nach einer solide konstruierten prospektiven, doppelblinden, randomisierten Studie zur Stärkung der Evidenz ist nichts anzufügen, insbesondere im Hinblick auf die hohe Prävalenz der Symptome. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital