Ergebnis einer elektronisch überwachten Okklusionstherapie bei Amblyopie betont Notwendigkeit der frühzeitigen Diagnose PEDIATRIC & STRABISM
Frankfurt am Main – Die Amblyopie mit exzentrischer Fixation stellt eine therapeutische Herausforderung dar, insbesondere wenn die Diagnose nicht frühzeitig diagnostiziert wird, da das visuelle Ergebnis bekanntermassen schlechter ist als bei Amblyopie mit zentraler Fixation. Infolgedessen wird nach später Diagnosestellung eine Therapie oft abgelehnt. Die elektronische Überwachung der Okklusion bietet die Möglichkeit, erste gezielte Einblicke in die altersabhängige Dosisreaktion und Therapieeffizienz sowie die Verschiebung der Fixierung bei dieser seltenen Gruppe pädiatrischer Patienten zu gewinnen. An der Klinik für Augenheilkunde der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Deutschland, untersuchten Berna Mehmed at al. in einer prospektiven Pilotstudie amblyope Patienten mit exzentrischer Fixierung während einer 12-monatigen Okklusionsbehandlung. Die Sehschärfe wurde bewertet, die Pflasterdauer wurde mit einem TheraMon®-Mikrosensor aufgezeichnet und die Fixierung wurde mit einem direkten Ophthalmoskop bestimmt. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung sowie die Behandlungseffizienz wurden berechnet. Insgesamt wurden in die Studie 12 Teilnehmer mit Strabismus und kombinierter Amblyopie im Alter von 2,9 bis 12,4 Jahren eingeschlossen. Die durchschnittliche Okklusionsverordnung betrug 7,7 h/Tag und die durchschnittlich täglich durchgeführte Okklusion lag bei 5,2 h/Tag. Am Ende der Studie betrug der mittlere Visusgewinn 0,6 log-Einheiten und die verbleibende interokulare Visusdifferenz (IOVAD) 0,3 log-Einheiten. Nach dem sechsten Behandlungsmonat gab es weder eine signifikante Steigerung der Sehschärfe noch eine Verringerung des IOVAD. Kinder unter 4 Jahren wiesen am Studienende das beste Ansprechen auf mit dem niedrigsten Rest-IOVAD. Die Effizienzberechnung ergab einen Visusgewinn von ungefähr einer Linie durch 100 Stunden Abdeckung in den ersten 2 Monaten und einer halben Linie nach 6 Monaten. Es zeigte sich eine signifikante Abnahme der Behandlungseffizienz mit dem Alter (p = 0,01). Die foveolare Fixierung wurde durchschnittlich nach drei Monaten erreicht. Drei Patienten (> 6 Jahre) erreichten keine zentrale Fixierung. In der Online-Publikation im Oktober 2021 bei GRAEFE’S ARCHIVE FOR CLINICAL AND EXPERIMENTAL OPHTHALMOLOGY halten die Autoren fest, dass ihre Studie – basierend auf elektronischem Monitoring – erstmals die Abnahme der Therapieeffizienz mit zunehmendem Alter bei Amblyopen mit exzentrischer Fixierung quantifiziert. Trotz einer gewissen Verbesserung bei Patienten bis zu 8 Jahren zeigten ältere Patienten eine signifikant geringere Behandlungseffizienz. Bei jüngeren Patienten mit guter Adhärenz konnte trotz schlechter anfänglicher Sehschärfe nach durchschnittlich 3 Monaten eine zentrale Fixierung und ein niedriger Rest-IOVAD erreicht werden. Die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und intensiven Okklusion sollte daher besonders betont werden. (bs)
Autoren: Mehmed B, Fronius M, Pohl T, Ackermann H, Schramm C, Spieth B, Hofmann C, Kohnen T, Wenner Y. Korrespondenz: Yaroslava Wenner, Department of Ophthalmology, Goethe University Hospital, Frankfurt am Main, Germany. E-Mail: Yaroslava.Wenner@kgu.de Studie: Electronically monitored occlusion therapy in amblyopia with eccentric fixation. Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2021 Oct 16. doi: 10.1007/s00417-021-05416-5. Epub ahead of print. PMID: 34655332. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00417-021-05416-5