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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Testosteron bei männlichen Patienten mit COVID-19

ANDROLOGY Mailand – Die Fähigkeit von SARS-CoV-2 ins Hodengewebe einzudringen und dort sowohl Sertoli- als auch Leidig-Zellen zu schädigen konnten Nie X et. all in einer kürzlich veröffentlichten Studie aufzeigen. Basierend darauf wurde die Vermutung einer Reduktion der Testosteronproduktionskapazität der Hoden geäussert. Ebenso wurde der Verdacht geäussert, dass Männer mit einem tieferen Baseline Testosteronlevel schwerere Krankheitsverläufe als Männer mit im Vergleich höheren Testosteronlevels erleiden können, bei gleichen vorbestehenden Komorbiditäten. Wobei die Evidenz für die beiden obengenannten Hypothesen immer weiter zunimmt war bislang unklar, inwiefern die Effekte auf endokrines Hodengewebe anhalten würde. Dieser Frage sind die Autoren um Prof. Salonia aus der Division of Experimental Oncology/Unit of Urology, URI, IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand, Italien in der nachfolgend präsentierten Studie nachgegangen. Dazu untersuchten sie die Daten von insgesamt 121 männlichen Patienten, welche sich zwischen dem 29. Februar und dem 2. Mai 2020 aufgrund einer klinisch bestätigen COVID-Infektion in Spitalpflege begeben mussten und von der Erkrankung wieder genesen sind. Bei Spitaleintritt wurden verschiedene klinische als auch laborchemische Parameter bestimmt. Eine Follow-up Untersuchung fand 7 Monate nach Entlassung aus dem Spital statt. Nach 7 Monaten zeigte sich ein Anstieg des Testosterons bei 87.6% der Patienten, bei drei (2.5%) Patienten blieben die Werte in etwa stabil, bei 9.9% der Patienten kam es allerdings zu einem weiteren Absinken der Testosteronwerte. Bei 55% lag der Wert weiterhin unter 9.2nmol/L, dem am häufigsten verwendeten Grenzwert für einen Hypogonadismus. Zum Zeitpunkt der Spitaleinweisung wurde dieser Grenzwert von 95% der Patienten unterschritten. Bei einem Grenzwert von 12 nmol/L betrugen diese Zahlen 66% bzw. 97% (alle p < 0.01). In der durchgeführten Regressionsanalyse zeigte sich eine unabhängige Assoziation zwischen den Testosteronspiegeln nach 7 Monaten sowie dem Charlson Comorbidity Index und Interleukin-6 Levels. Zusammenfassend zeigte sich in der August-Ausgabe des Fachjournals ANDROLOGY, nach 7 Monaten bei der Mehrheit der Patienten ein deutlicher Anstieg des Testosteronspiegels nach überstandener COVID-19 Infektion. Trotzdem blieben die Werte bei 55% unter dem Grenzwert eines Hypogonadismus. Je mehr Komorbiditäten bei Eintritt vorlagen, desto kleiner war die Wahrscheinlichkeit einer Erholung der Testosteronwerte. Die Therapie welche die Patienten erhielten (bsp. Corticosteroide, Virostatika) hatte keinen Einfluss auf den Testosteronspiegel. (fa/um)

Autoren: Andrea Salonia 1 2, Marina Pontillo 3, Paolo Capogrosso 1 4, Silvia Gregori 5, Cristina Carenzi 1, Anna Maria Ferrara 1, Isaline Rowe 1, Luca Boeri 1 6, Alessandro Larcher 1, Giuseppe A Ramirez 2 7, Cristina Tresoldi 8, Massimo Locatelli 3, Giulio Cavalli 2 7, Lorenzo Dagna 2 7 Antonella Castagna 2 9, Alberto Zangrillo 2 10, Moreno Tresoldi 11, Giovanni Landoni 2 10, Patrizia Rovere-Querini 2 12, Fabio Ciceri 2 13, Francesco Montorsi 1 2. Korrespondenz: 1 Division of Experimental Oncology/Unit of Urology, URI, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 2 University Vita-Salute San Raffaele, Milan, Italy. 3 Laboratory Medicine Service, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 4 Department of Urology and Andrology, Ospedale di Circolo and Macchi Foundation, Varese, Italy. 5 San Raffaele Telethon Institute for Gene Therapy (SR-TIGET), IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 6 IRCCS Foundation Ca‘ Granda, Maggiore Policlinico Hospital, Department of Urology, University of Milan, Milan, Italy. 7 Immunology, Rheumatology, Allergology and Rare Diseases Unit, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 8 Molecular Hematology Unit, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 9 Department of Infectious Diseases, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 10 Anesthesia and Intensive Care Department, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 11 General Medicine and Advanced Care Unit, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. 12 Internal Medicine, Diabetes, and Endocrinology Unit, IRCCS San Raffaele Scientific Institute, Milan, Italy. 13 Hematology and Bone Marrow Transplant Unit, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy. Studie: Testosterone in males with COVID-19: A 7-month cohort study, Quelle: Andrology. 2021 Aug 18;10.1111/andr.13097.doi: 10.1111/andr.13097. Online ahead of print, Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/andr.13097

Kommentar

Die Studie ist ein weiterer Beweis dafür, dass COVID-19 nicht nur eine Erkrankung des respiratorischen Systems ist, sondern eine Multiorganerkrankung. Da die Testosteronwerte vor Erkrankungsbeginn der Patienten nicht bekannt waren kann die Studie keine Aussage darüber machen, ob Testosteron ein Marker oder Mediator der Schwere einer COVID-19 Erkrankung darstellt.(fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital