Beeinflusst der Wechsel von Bacillus-Calmete-Guerin-Stämmen während der Erhaltungstherapie das Ergebnis bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs?
BLADDER CANCER Ankara – Die BCG-Instillationstherapie zählt mitunter zu den effektivsten adjuvanten Therapieformen für intermediate und high-risk nichtmuskelinvasive Urothelkarzinom der Blase (NMIBC). In der Klinik finden heutzutage verschiedene BCG Stämme Verwendung, wobei die Unterschiede hinsichtlich Antitumoraktivität kaum bekannt sind. Studien welche die Therapieerfolge zwischen verschiedenen Stämmen untersucht haben sind zu unterschiedlichen, unschlüssigen Erkenntnissen gelangt. Die grosse «PRIME» Studie, welche die beiden Stämme «Tice» und «Tokyo» vergleicht, läuft aktuell noch. Im letzten Jahrzehnt ist es teilweise regional, teilweise weltweit mehrfach zu BCG-Lieferengpässen gekommen. Dies hatte zur Folge, dass Patienten nicht mehr mit BCG behandelt werden konnten oder bedingt durch die Verfügbarkeit die Therapie mit einem anderen BCG-Stamm fortgeführt werden musste. Ob der Wechsel des BCG-Stammes während der Therapie einen Einfluss auf das Outcome hatte, haben die Autoren um Evren Süer in der nachfolgend vorgestellten Studie untersucht. In der Studie mit retrospektivem Design untersuchten die Forscher aus der urologischen Abteilung der medizinischen Universitätsschule in Ankara, Türkei, die Daten von insgesamt 279 Patienten, welche in den Jahren 2012 – 2019 mit BCG behandelt wurden. Eingeschlossen in die Studie wurden Patienten mit vollständiger Resektion des NMIBC, wobei nicht alle Patienten, in Abhängigkeit der Risikogruppe nach EORTC, eine Nachresektion benötigten. Das BCG Schema in der Studie sah einen Induktionszyklus von sechs wöchentlichen Instillationen, mindestens 14 Tage nach Resektion, vor. Die Erhaltungszyklen sahen drei wöchentliche Instillationen nach 3,6,12,18,24,30 und 36 Monate vor. Als adäquate Therapie definierten die Autoren den Erhalt von mindestens fünf von sechs Instillationsdosen sowie zwei von drei Dosen des jeweiligen Erhaltungszykluses. Insgesamt wurden drei verschiedene BCG Stämme verwendet (TICE, RIVM, Russia). Die Wahl des Stammes erfolgte dabei nur nach dessen Verfügbarkeit ohne Einfluss des Behandlers. Bei 54 (19.4%) der total 279 Patienten musste im Verlauf der Behandlung der BCG-Stamm mindestens einmal gewechselt werden. Die Nachsorgeuntersuchungen erfolgten gemäss den jeweils aktuellen EAU Guidelines. Als Endpunkte fungierten rezidivfreies Überleben (RFS) und progressionsfreies Überleben (PFS) zwischen den Patienten ohne Wechsel des BCG-Stammes (Gruppe 1) beziehungsweise mit Wechsel des Stammes (Gruppe 2). Hinsichtlich Patientencharakteristika zeigten sich keine statistisch relevanten Unterschiede vor Therapiebeginn. Die mittlere Anzahl Instillationen betrug 15 in beiden Gruppen. Das mittlere Follow-up betrug 34 Monate für Gruppe 1 und 33 für Gruppe 2. 48.4% der Patienten erhielten für mindestens ein Jahr eine Erhaltungstherapie. Die Rezidivrate betrug total 30,8%, für Gruppe 1 30.2% und 33.3% für Gruppe 2. Wobei auch nach Durchführung einer paired-match Analyse daraus kein statistisch signifikanter Unterschied resultiert (p=0.89). Die Gesamtprogressionsrate betrug 13% für Gruppe 1 und 15% für Gruppe 2, ebenfalls ohne statistische Signifikanz (p=0.776). In der August-Ausgabe der Fachzeitschrift UROLOGY stellen die Autoren fest, dass ebenso sich kein Unterschied betreffend Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen zwischen den beiden Gruppen zeigte. (fa/um)
Autoren: Evren Süer 1, Murat Can Karaburun 2, Muammer Babayiğit 1, Çağrı Akpınar 3, Mehmet İlker Gökçe 1, Ömer Gülpınar 1, Kadir Türkölmez 1, Sümer Baltacı 1, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Ankara University School of Medicine, Altındağ, Ankara, Turkey. 2 Department of Urology, Ankara University School of Medicine, Altındağ, Ankara, Turkey. Electronic address: muratkaraburun2@gmail.com. 3 Department of Urology, Çubuk State Hospital, Ankara, Turkey.Studie: Does Switching Bacillus Calmette-Guerin Strains During Maintenance Therapy Affect the Outcome in Non-Muscle Invasive Bladder Cancer?, Quelle: Urology. 2021 Aug 22;S0090-4295(21)00781-0.
doi: 10.1016/j.urology.2021.08.008, Web. https://www.goldjournal.net/article/S0090-4295(21)00781-0/fulltext
Kommentar
Gemäss Aussage der Autoren handelt es sich um die erste Studie, welche das onkologische Outcome bei Verwendung verschiedener BCG-Stämme in einem Patienten untersucht. Aus den Daten lässt sich ableiten, dass – bei entsprechender Notwendigkeit aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit – der BCG-Stamm gewechselt werden kann, wahrscheinlich ohne das onkologische Outcome zu beeinträchtigen. Allerdings sollte man dabei immer das retrospektive Design sowie die relativ kleine Anzahl an Patienten in der Studie im Hinterkopf behalten. (fa)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital