Klinische Studie zur Entzündungsprophylaxe nach unkomplizierter Katarakt-OP: NSAID allein genügt
CATARACT Glostrup – Die Wahl der entzündungshemmenden Prophylaxe parallel zur Kataraktoperation ist wichtig für die Patientensicherheit und den Erfolg der Operation, aber das zu wählende Regime ist umstritten. Die Arbeitsgruppe um Jesper Høiberg Erichsen aus der Ophthalmologischen Abteilung des Rigshospitalet in Glostrup, Dänemark, stellte nun fest, dass bei unkomplizierten Kataraktoperationen einer Monotherapie mit NSAID der Vorzug gegeben werden kann. Dabei verglichen sie die Verhinderung einer erhöhten zentralen Makuladicke (central subfield thickness, CST) nach unkomplizierter Kataraktoperation durch eine Kombination aus Prednisolon und nichtsteroidalen antiphlogistischen (NSAID-)Augentropfen mit der durch eine NSAID-Monotherapie oder ein Sub-Tenon-Kapseldepot. Gleichzeitig untersuchten sie, ob die präoperative Einleitung der Augentropfenbehandlung der Einleitung am Operationstag überlegen war. In die forschergesteuerte, randomisierte, monozentrische Studie mit maskierten statistischen Analysen wurde vom 1. Februar 2018 bis 15. August 2019 Patienten der Augenklinik Rigshospitalet Glostrup aufgenommen. Die Nachuntersuchungen wurden am 18. Dezember 2019 abgeschlossen. Es wurden Patienten mit niedrigem Risiko eingeschlossen, die sich einer Phakoemulsifikation wegen altersbedingter Katarakt durch einen erfahrenen Chirurgen unterzogen (1 Auge pro Teilnehmer). Die Datenanalyse wurden vom 17. Februar bis 15. Juni 2020 durchgeführt. Teilnehmer, bei denen eine Kataraktentfernung geplant war, wurden einem von fünf entzündungshemmenden prophylaktischen Behandlungsschemata zugeteilt: Augentropfen mit einer Kombination aus Prednisolon (1%) und Ketorolac-Tromethamin (0,5%), mit (Kontrollgruppe) oder ohne präoperative Einleitung, Ketorolac-Monotherapie mit oder ohne präoperative Einleitung oder Sub-Tenon-Depot von Dexamethasonphosphat. Die Augentropfen wurden dreimal täglich bis drei Wochen postoperativ verabreicht. Hauptzielparameter war die CST drei Monate postoperativ. Insgesamt wurden 470 Teilnehmer (mittleres Alter 72,2 Jahre; 290 Frauen [61,7 %]) in die Analyse eingeschlossen, mit 94 Teilnehmern in jeder Gruppe. Drei Monate nach der Operation betrug die durchschnittliche CST 250,7 µm in der präoperativen Prednisolon plus NSAID-Gruppe, 250,7 µm in der postoperativen Prednisolon plus NSAID-Gruppe, 251,3 µm in der präoperativen NSAID-Gruppe, 249,2 µm in der postoperativen NSAID-Gruppe und 255,2 µm in der Sub-Tenon-Gruppe. Es gab keine signifikanten Unterschiede in CST oder Sehschärfe im Vergleich zur Kontrollgruppe und keine Unterschiede zwischen präoperativen und postoperativen Gruppen, aber 47 von 83 Teilnehmern (56,6%) in der Sub-Tenon-Gruppe benötigten eine zusätzliche entzündungshemmende Behandlung. Die Autoren kommen in der Oktober-Ausgabe 2021 des JAMA OPHTHALMOLOGY zu dem Ergebnis: Es wurden keine Unterschiede in CST oder Sehschärfe zwischen der Kombination von Prednisolon und NSAID-Augentropfen gegenüber NSAID-Monotherapie oder Sub-Tenon-Dexamethason-Depot festgestellt, obwohl mehr als die Hälfte der Patienten im Sub-Tenon-Arm eine zusätzliche anti-entzündliche Behandlung erhielt. Die Einleitung der Prophylaxe drei Tage präoperativ war der Einleitung am Tag der Operation nicht überlegen. Bei unkomplizierten Kataraktoperationen könne somit eine Monotherapie mit NSAID bevorzugt werden. (bs)
Autoren: Erichsen JH, Holm LM, Forslund Jacobsen M, Forman JL, Kessel L. Korrespondenz: Jesper Høiberg Erichsen, MD, PhD, Department of Ophthalmology, Rigshospitalet Glostrup, Valdemar Hansens Vej 1-23, 2600 Glostrup, Denmark. E-Mail: jesper.h.erichsen@dadlnet.dk Studie: Prednisolone and Ketorolac vs Ketorolac Monotherapy or Sub-Tenon Prophylaxis for Macular Thickening in Cataract Surgery: A Randomized Clinical Trial. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2021 Oct 1;139(10):1062-1070. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2021.2976. PMID: 34383010. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/fullarticle/2782731