Umweltstudie zur Verwendung fluorierter Gase in der vitreoretinalen Chirurgie
SURGICAL RETINA Birmingham – Im Vereinigten Königreich interessierte sich eine Forschergruppe um George Moussa am Birmingham and Midland Eye Centre des Sandwell and West Birmingham Hospitals NHS Trust für die Auswirkungen fluorierter Gase auf die Umwelt. In einer multizentrischen retrospektiven Umweltstudie mit knapp fünftausend Patienten untersuchten sie den direkten Beitrag fluorierter Gase, die bei allen vitreoretinalen (VR) Verfahren mit Gastamponade verwendet werden, zu den CO₂-Emissionen und bewerteten den jeweiligen CO₂-Fussabdruck dreier verschiedener Gaszufuhrsysteme. Aufgenommen wurden alle VR-Verfahren mit fluorierten Gasen zwischen 2017-2020 im Manchester Royal Eye Hospital (MREH) und am Birmingham and Midland Eye Centre (BMEC) – die zweit- und drittgrössten VR-Zentren im Vereinigten Königreich – sowie die VR-Verfahren zwischen 2019-2020 an den Universitätskliniken Coventry und Warwickshire (UHCW). Entsprechend den Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde aus der Menge jedes verwendeten Gases die CO₂-Äquivalentmasse (CO₂EM) berechnet. Insgesamt wurden 4.877 VR-Verfahren analysiert: 1.883 SF6 (38,6%), 2.096 C2F6 (43,0%) und 897 C3F8 (18,4%). Die UHCW und das BMEC verwendeten 30 ml bzw. 75 ml Einmalbehälter. Das MREH hat über einen Zeitraum von vier Jahren vier Flaschen jedes Gases verwendet (2 kg SF6, 1 kg C2F6, 1 kg C3F8). Die durchschnittliche CO₂EM pro Patient betrug im MREH 111,8 kg, am BMEC 7,5 kg und in den UHCW 2,7 kg. Im MREH und am BMEC betrug das CO₂EM 73,4 metrische Tonnen pro Jahr, wenn alle Fälle mit 30 ml Behältern durchgeführt wurden, beziehungsweise 148,0 Tonnen, wenn Gasflaschen zum Einsatz kamen, ein Unterschied um den Faktor 40. Das entspricht durchschnittlich 599,4 Tausend (30,5 Tausend bis 1,2 Millionen) Kilometern, die mit einem Pkw zurückgelegt wurden. Die derzeitige Verwendung von SF6 in der VR-Chirurgie macht 0,11% des gesamten SF6-Verbrauchs aus. Würden in Grossbritannien ausschliesslich 30-ml-Zylinder verwendet, könnte dieser Wert auf 0,01% gesenkt werden. Die Autoren heben in der elektronischen Vorabpublikation im September 2021 beim AMERICAN JOURNAL OF OPHTHALMOLOGY die erhebliche Menge an Abfall im Zusammenhang mit der Verwendung von grossen Gasflaschen hervor. Sie zeigen, dass 30-ml-Behälter zu einer deutlichen Reduzierung der CO₂-Emissionen führen können, selbst wenn der erhöhte CO₂-Fussabdruck bei ihrer Herstellung und Entsorgung berücksichtigt wird. (bs)
Autoren: Moussa G, Ch’ng SW, Park DY, Ziaei H, Jalil A, Patton N, Ivanova T, Lett KS, Andreatta W. Korrespondenz: Mr George Moussa, Birmingham and Midland Eye Centre, Sandwell and West Birmingham Hospitals NHS Trust, Dudley Road, Birmingham, B187QH, U.K. E-Mail: george.moussa@nhs.net Studie: Environmental effect of fluorinated gases in vitreoretinal surgery: a multicenter study of 4,877 patients. Quelle: Am J Ophthalmol. 2021 Sep 26:S0002-9394(21)00477-3. doi: 10.1016/j.ajo.2021.09.020. Epub ahead of print. PMID: 34587498. Web: https://link.springer.com/article/10.1007/s00417-021-05319-5