Intravesikale OnabotulinumtoxinA-Injektionen in Verbindung mit Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulation
FUNCTIONAL UROLOGY London – Die Botulinum-Toxin-A Injektion in den Detrusor ist eine etablierte und verbreitete Therapie der Detrusorüberaktivität. Allein in Grossbritannien wurden im Jahr 2018 über 10’000 Injektionen vorgenommen. Mit einem zunehmend älter werdenden Patientenkollektiv sind Behandler häufig mit Patienten unter Thombozytenaggregationshemmung oder Antikoagulation konfrontiert, wobei sich die Frage nach der Sicherheit der Therapie unter entsprechender Medikation stellt. Genau dieser Frage sind die Autoren um Mensah aus der urologischen Abteilung des St George’s University Hospital NHS Foundation Trust in London, Vereinigtes Königsreich und in der September-Ausgabe der Fachzeitschrift NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS publizierten retrospektiven Studie nachgegangen. Im Zeitraum von 2016 bis 2018 wurden insgesamt 532 Patienten an drei verschiedenen Lehrkliniken in London mit Botulinum-Toxin-A therapiert. 63 Patienten erhielten dabei insgesamt 114 Injektionen unter Antikoagulation oder Plättchenaggregationshemmung. In einem einzigen Fall (0.88%) trat eine signifikante Hämaturie (Clivien Dindo Grad 1) auf, welche eine kurzfristige Dauerkatheterversorgung und zweitätige Überwachung erforderte. Im Verlauf sistierte die Makrohämaturie vollständig ohne weitere Intervention. Der Patient befand sich unter Therapie mit Rivaroxaban und erhielt insgesamt 300 IE Botulinum-Toxin-A über 20 Lokalisationen verteilt injiziert. Gemäss Autoren wird das Procedere hinsichtlich Antikoagulation beziehungsweise Thrombozytenaggregationshemmung vor Detrusorinjektionen sehr unterschiedlich gehandhabt. Empfehlungen in den Guidelines (EAU, NICE) sucht man diesbezüglich vergeblich. Jedoch gibt es Studien, welche die intramuskuläre Botox Injektion in andere Muskelgruppen (bsp. Extremitäten bei Spastizität) unter Antikoagulation untersucht haben und zum Schluss gekommen sind, dass kein Absetzen der Antikoagulation nötig ist. Inwiefern sich diese Ergebnisse direkt auf die Blase übertragen lassen ist unklar. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass auf die Blase zur Blutstillung keinen direkten Druck ausgeübt werden kann. (fa/um)
Autoren: Elsie E Mensah 1, Bogdan Toia 2, Linh Nguyen 3, Rizwan Hamid 2, Mahreen Pakzad 2, Jeremy L Ockrim 2, Roger Walker 4, Tamsin J Greenwell 2, Tharani Nitkunan 4 Davendra Sharma 1, Jai H Seth 1, Korrespondenz: 1 Department of Urology, St George’s University Hospital NHS Foundation Trust, London, UK., 2 Department of Urology, University College Hospital at Westmoreland Street, London, UK., 3 School of Medicine, St George’s University of London, London, UK., 4 Epsom and St Helier University Hospitals NHS Trust, Surrey, UK., Studie: Intravesical onabotulinumtoxinA injections in patients on antiplatelet and anticoagulation therapy, Quelle:
Neurourol Urodyn. 2021 Sep;40(7):1829-1833.doi: 10.1002/nau.24758. Epub 2021 Aug 5., Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/nau.24758
Kommentar
Die Hauptlimitationen dieser retrospektiven Studie liegen, wie die Autoren selbst anmerken, darin, dass Anzahl Injektionen, applizierte Dosis und verwendete Nadelgrösse zwischen den Patienten variieren. Für eine sichere Empfehlung dürfte eine solidere und grössere Datengrundlage nötig sein. So bleibt es weiterhin im Ermessen des behandelnden Arztes beziehungsweise im Rahmen einer individuellen Risikoabwägung wie hinsichtlich Antikoagulation oder Thrombozytenaggregationshemmung vor geplanter Detrusorinjektion verfahren werden soll. (fa)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital